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Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Kawasaki

Kawasaki mit dem Rücken zur Wand: Jonathan Rea konnte seit Juli kein Hauptrennen für sich entscheiden und verliert in Jerez viele Punkte auf Toprak Razgatlioglu

Liebe Freunde der Superbike-WM,

hinter uns liegt ein emotionales Wochenende. Als ich gestern Abend das Fahrerlager des Circuito de Jerez verließ, war ich irgendwie erleichtert, diesen Ort zu verlassen. Normalerweise bin ich eher traurig, wenn ein Renn-Wochenende zu Ende geht. Dieses Mal war das anders. Ganz anders.

Nach dem tragischen Vorfall am Samstag lag am Sonntag eine gewisse Schwere über allem. Einerseits fühlte es sich richtig an, weiterzumachen. Andererseits war überhaupt kein Platz für Freude.

Isaac Vinales, Maverick Vinales

Isaac Vinales und Maverick Vinales bei der Schweigeminute für Dean Berta Vinales

Foto: Motorsport Images

Ich hatte gehofft, nie vor Ort erleben zu müssen, was am Samstag passierte. Nach wie vor kann ich mir nicht ansatzweise vorstellen, was die Familie, das Team und die Freunde von Dean Berta Vinales in Jerez durchmachen mussten.

"TODAY ACTIVITIES ARE CANCELLED" stand am Samstag kurz vor dem Start des ersten WSBK-Rennens auf den Monitoren im Media Center. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich, dass es sich lediglich um einen technischen Defekt der TV-Anlage handelt. Wenig später stellte sich heraus, dass das nicht der Fall ist.

Dean Berta Vinales

Das Vinales-Team stellte das Motorrad von Dean Berta Vinales aus

Foto: S. Fränzschky

Im sonst so lebhaften Media Center und auch im Fahrerlager herrschte nach der Absage eine gespenstige Stimmung. Es war unangenehm ruhig. Einige Fotografen lenkten sich ab, indem sie die Bilder vom Vormittag bearbeiteten. Anderen sah man die Betroffenheit in diesem surrealen Moment an.

Waren die beiden Razgatlioglu-Siege die WM-Vorentscheidung?

Doch bereits am Samstagabend war klar, dass es weitergehen muss. Nachdem die Vinales-Familie zugestimmt hatte, wurde ein neuer Zeitplan für den Sonntag vereinbart. Wie in Assen 2019, als extreme Kälte und Schnee den Samstag auf den Kopf stellten, wurden in Jerez 2021 beide Hauptrennen am Sonntag gestartet. Das Sprintrennen musste gestrichen werden.

Toprak Razgatlioglu machte einen großen Schritt in Richtung WM-Titel und gewann beide Rennen. Dabei ging es wirklich hart zur Sache. In Lauf eins duellierte und touchierte sich Razgatlioglu mit Titelverteidiger Jonathan Rea. In Lauf zwei war Ducati-Pilot Scott Redding der größte Gegner. Doch Razgatlioglu entschied auch dieses Duell für sich. Für die WM besonders wichtig: Rea kam nicht über P5 hinaus.

Toprak Razgatlioglu

Toprak Razgatlioglu baute seinen Vorsprung auf 20 Punkte aus

Foto: Motorsport Images

Kawasaki steht mit dem Rücken zur Wand. Dass ich das zu diesem Zeitpunkt sagen würde, hätte ich nach dem starken WM-Auftakt der Grünen in Aragon und Estoril niemals gedacht. Doch wenn man sich im Fahrerlager umhört, dann würden mittlerweile beinahe alle ihr Geld auf Yamaha und die Startnummer 54 setzen. Auch ich tippe ganz klar auf Toprak.

Kawasaki ist bei den Herstellern nur noch dritte Kraft

Deshalb übernehmen die Verantwortlichen von Kawasaki in der heutigen Kolumne die Hauptrolle. Ich kann mir gut vorstellen, dass bei den erfolgsverwöhnten Kawasaki-Managern einige Köpfe rauchen, nachdem Jonathan Rea im Titelkampf eine weitere Niederlage einstecken musste.

Kawasaki ZX-10RR

Kawasaki ZX-10RR: Das 2021er-Update war nicht ausreichend

Foto: Kawasaki

In der Hersteller-WM finden sich die Serien-Weltmeister von Kawasaki nur noch auf der dritten Position wieder. Jonathan Rea muss in diesem Jahr an sein absolutes Limit und darüber hinaus gehen. Die Stürze in Donington und Most zeigen, wie hart der Titelverteidiger attackiert.

Fünf Events ohne Sieg in einem der beiden Hauptrennen

Gestern bemerkte Rea nach der erneuten Niederlage gegen Razgatlioglu, dass er so langsam das Gefühl der Siege vermisst. Das ist auch so eine Aussage, die nach den teilweise dominanten Jahren surreal wirkt. Klammert man den kontroversen Sieg im Sprintrennen von Magny-Cours und den Sieg im Abbruch-Sprintrennen in Barcelona aus, dann stellt man fest, dass Rea mittlerweile auf fünf sieglose Events zurückblickt.

Jonathan Rea

Jonathan Rea gewann zuletzt in Assen ein Hauptrennen

Foto: Motorsport Images

In Most, Navarra, Magny-Cours, Barcelona und Jerez konnte Rea keines der Hauptrennen für sich entscheiden. Für seinen bisher letzten richtigen Sieg muss man bis Assen zurückspulen. Im Juli zeigte der Weltmeister in den Niederlanden ein perfektes Wochenende, holte die Pole und entschied alle drei Rennen für sich.

Bei den vergangenen Wochenenden wies Rea immer wieder darauf hin, dass er das Maximum aus seinem Paket herausholt. Und das würde ich unterschreiben. Aus der 2021er-Kawasaki lässt sich wohl nicht viel mehr Performance herauskitzeln. Kommt 2022 erneut eine neue Homologations-Maschine mit etwas mehr Potenzial? Ich glaube nicht.

Schärft Kawasaki die ZX-10RR für 2022 nach?

Kawasaki ist ohnehin schon der Hersteller, der am regelmäßigsten sein Superbike updated. Doch wenn man genau hinschaut, dann handelte es sich immer nur im ganz feine Änderungen. Das grundlegende Konzept der aktuellen Ninja ist seit vielen Jahren unverändert.

Jonathan Rea

In Lauf zwei musste Rea hart kämpfen, um Fünfter zu werden

Foto: Kawasaki

Bisher kaschierte die sehr professionell agierende Provec-Mannschaft die Performance-Defizite der ZX-10RR. Besonders die Crew von Rea ist ein Paradebeispiel, wie man das vorhandene Paket perfekt nutzt, um Siege und WM-Titel einzufahren. Wäre die Kawasaki das beste Motorrad, dann hätten sich Reas Teamkollegen und die Fahrer der Kawasaki-Kundenteams in den vergangenen Jahren nicht so schwer getan.

Klar, Alex Lowes' Saison ist von Verletzungen geprägt. In Jerez musste der Brite auf Lauf zwei verzichten. Lowes' WM-Ziel liegt ohnehin außer Reichweite. Er wollte die Saison in den Top 3 beenden. Aktuell ist der Teamkollege von Rea WM-Sechster.

Kawasaki-Kundenteams fahren auch 2021 hinterher

Und auch bei Puccetti läuft es 2021 nicht rund. Lucas Mahias machte mit Stürzen und kontroversen Manövern auf sich aufmerksam. Bereits vor dem Barcelona-Wochenende stand der Franzose vor allem für seine riskanten Manöver nach dem Start in der Kritik.

Die Saison 2021 ist für Mahias vorzeitig beendet. Puccetti hat nach den wiederkehrenden Problemen mit der Hand einen Schlussstrich gezogen. Im kommenden Jahr aber soll Mahias erneut für das Kawasaki-Kundenteam fahren.

Doch nicht nur Puccetti erlebt eine schwache Saison. Auch die weiteren Kawasaki-Kundenteams in der Superbike-WM fahren hinterher. Wie es nach dem Schicksalsschlag in Jerez bei Orelac mit Isaac Vinales weitergehen wird, ist unklar. Am Sonntag verzichtete der Spanier auf die Rennteilnahme. Und die beiden Pedercini-Kawasaki-Piloten bilden in der laufenden Saison meist das Schlusslicht der Wertung.

Kawasaki-Zukunft: Was passiert, wenn Rea irgendwann aufhört?

Mich beschäftigt zudem eine weitere Frage: Wie geht es bei Kawasaki weiter, wenn Jonathan Rea eines Tages die WSBK-Bühne verlässt? Der Serien-Weltmeister zeigt zwar noch keine Ambitionen, den Helm an den Nagel zu hängen, doch sollte es immer schwieriger werden, mit der Kawasaki vorne mitzufahren, dann könnte sich das schnell ändern.

Chaz Davies; Jonathan Rea

Chaz Davies hört Ende 2021 auf: Wie lange fährt Jonathan Rea noch?

Foto: Ducati

Langzeit-Rivale Chaz Davies konnte vor einem Jahr auch noch Rennen gewinnen und traf nach einer verkorksten Saison mit GoEleven-Ducati die Entscheidung, seine WM-Karriere zu beenden. Und wenn Rea nicht mehr ist, dann hat Kawasaki ein noch viel größeres Problem.

Ist die WM für Kawasaki und Rea bereits gelaufen? Oder kann der Titelverteidiger am kommenden Wochenende auf seiner Paradestrecke in Portimao das Blatt wenden? Sagen Sie es mir auf Facebook unter "Sebastian Fränzschky - Motorsport-Journalist". Dort gibt es meine Texte, Insiderinfos, Meinungen und Einschätzungen zu aktuellen Themen. Und natürlich die Möglichkeit, diese Kolumne zu diskutieren!

Sportliche Grüße,

Sebastian Fränzschky

Mit Bildmaterial von Kawasaki.

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