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Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Luigi Dall'Igna (Ducati)

Nach dem Saisonfinale der Superbike-WM muss man sich fragen, ob Ducati die richtigen Entscheidungen getroffen hat: Riskieren die Italiener den Frieden im Team?

Liebe Motorradfreunde,

die Superbike-WM-Saison 2020 ist Geschichte. Durchatmen. Ich muss gestehen, dass ich vor dem finalen Renn-Wochenende nicht damit gerechnet hatte, noch einmal so viele Emotionen zu erleben. Die WM war so gut wie entschieden. In diesem Jahr sollte Jonathan Rea also in Estoril anstatt in Magny-Cours gefeiert werden. Okay.

Doch bereits vor dem ersten Training sorgte Ducati für Aufregung. Chaz Davies' Zeit als Ducati-Werkspilot sollte in Estoril nach sieben Jahren zu Ende gehen. Wow. Nach dem Sieg von Michael Ruben Rinaldi in Aragon hätte mich diese Meldung nicht überrascht. Doch zuletzt präsentierte sich Chaz Davies in Topform und verzögerte in Magny-Cours die vorzeitige Titelentscheidung.

Chaz Davies

Chaz Davies brachte Ducati zurück auf die Erfolgsspur

Foto: Ducati

Ehrlich gesagt erwartete ich, dass ihm das ein zusätzliches Jahr im Werksteam beschert hat. Vor allem mit dem Hintergrund, dass er für Ducati einiges geleistet hat. Davies hat die schwierigen Anfangsjahre mit dem Panigale-Projekt mitgemacht und Ducati zurück auf die Erfolgsspur geführt. Das hat ihm bei Ducati viele Sympathien beschert.

Doch aus einer weiteren Saison im Ducati-Werksteam wird nichts. Rinaldi übernimmt bereits beim Test am Montag den Platz des langjährigen Ducati-Piloten, der von 2014 bis 2018 die absolute Speerspitze der Italiener war. Das brach vielen Ducatisti die Herzen.

Haben die Ducati-Manager falsch entschieden?

Beim finalen Rennen in Rot holte Davies den Sieg. Ducati stand somit ziemlich blöd da. Ducati-Corse-Chef Luigi Dall'Igna hatte bei der Fahrerwahl das letzte Wort. Und erneut hat Ducati schlussendlich eine Fahrerentscheidung getroffen, die im Fahrerlager für verdutzte Gesichter sorgt.

Chaz Davies

Bild aus "besseren Zeiten": Chaz Davies im Gespräch mit Ducati-Stratege Luigi Dall'Igna

Foto: Ducati

Damit qualifiziert sich Dall'Igna für die Hauptrolle in dieser Kolumne, auch wenn er gar nicht in Estoril vor Ort war. Der Ducati-Stratege wird im übertragenen Sinne keine gute Nacht gehabt haben.

Dall'Ignas MotoGP-Mannschaft wirkt momentan alles andere als geordnet. Es ist nur dem Unvermögen der Gegner zuzuschreiben, dass Andrea Dovizioso nach wie vor ein Kandidat für den Titel ist. Und auch beim WSBK-Projekt bahnt sich Chaos an.

Ducati hat den erfolgreichsten Fahrer der vergangenen drei WSBK-Events entlassen. Kein Fahrer sammelte seit Barcelona so viele Punkte wie Chaz Davies. Und noch viel schlimmer: Mit dem Aus im Werksteam gefährdet Ducati die Zukunft und die Karriere des 33-Jährigen. Wie soll Davies zu diesem Zeitpunkt der Saison noch in einem konkurrenzfähigen Team unterkommen?

Mit dieser Art und Weise rücken die Italiener die hässliche Seite dieses Sports in den Fokus. Die Unbarmherzigkeit. Die Brutalität. Das pure Geschäft.

Das Team steht hinter Chaz Davies, das Management nicht

In Estoril wirkte es so, als ob das Team von Ducati anders tickt als das Management. Klar, ein Abschied ist immer emotional. Aber so etwas wie am Sonntag in Estoril habe ich ehrlich gesagt selten erlebt. Genau genommen kann ich mich an keinen Abschied erinnern, der ähnlich emotional war.

Chaz Davies

Das Ducati-Team steht geschlossen hinter Chaz Davies

Foto: Ducati

Ich traf mich in Estoril mit Marco Zambenedetti, dem Technikdirektor des Superbike-Projekts. Ich spürte, wie traurig der Ducati-Ingenieur ist, als ich ihn auf den Davies-Abschied ansprach. Zwischen den Zeilen konnte man klar lesen, dass das Team gern mit Davies weitergemacht hätte.

Bitte nicht falsch verstehen: Mit Rinaldi hat Ducati einen vielversprechenden Fahrer verpflichtet. Der junge Italiener ist schnell und arbeitet seit diesem Jahr deutlich effizienter als in den vergangenen Jahren. Und klar, er ist Italiener. Das ist in einem Ducati-Werksteam immer ein Vorteil. Zudem stammt er aus dem eigenen Junior-Programm.

Scott Redding überhaupt nicht happy mit der Ducati-Entscheidung

Doch in Estoril wurde deutlich, wie riskant dieser Wechsel ist. Mit Scott Redding hat Ducati einen potenziellen Weltmeister im Team. Rinaldis Aufstieg ins Werksteam kommt bei Redding aber überhaupt nicht gut an. Redding hätte viel lieber mit Davies weitergemacht. In Estoril bezeichnete er Davies als besten Teamkollegen, den er je gehabt hat.

In Sachen Entwicklung dürfte Davies Ducati mehr gebracht haben als Rinaldi Ducati bringen wird. Der Waliser ist einer der erfahrensten Superbike-WM-Piloten und hat ähnliche Körpermaße wie Redding. Vor allem das nahezu identische Gewicht sollte man in Sachen Entwicklung nicht unterschätzen. Selbst wenn Redding eine Schippe zulegt, könnte Rea 2021 am Ende wieder triumphieren, weil es bei Ducati intern brodelt.

Chaz Davies

Chaz Davies und Scott Redding: Das Ducati-Dream-Team ist nach nur einem Jahr Geschichte

Foto: Ducati

Man munkelt, dass hinter den Kulissen bei Ducati an einem Plan B für Davies gearbeitet wird. Im GoEleven-Kundenteam wird ein Nachfolger für Rinaldi gesucht. Aber mein Gefühl sagt mir, dass Davies zu stolz für den "Abstieg" ist. Er will Weltmeister werden und ist überzeugt, dass das nur in einem Werksteam möglich ist.

Mit dem Kundenteam Weltmeister werden

Doch warum sollte in der Superbike-WM nicht das möglich sein, was auch in der MotoGP funktioniert? Die Kundenteams von Yamaha und Ducati konnten die Werksteams nicht erst einmal blöd aussehen lassen. Vielleicht gelingt das in der WSBK-Saison 2021 auch?

Ich würde Chaz Davies auch gern im kommenden Jahr in der Superbike-WM sehen. Der 33-Jährige hat noch eine Rechnung offen. Vielleicht ändert er ja seine Meinung bezüglich eines Wechsels in ein Ducati-Kundentam, nachdem er ein paar Wochen lang durchgeatmet hat.

Sportliche Grüße,

Sebastian Fränzschky

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Mit Bildmaterial von Ducati.

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