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Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Michael Ruben Rinaldi

Vorjahressieger Michael Ruben Rinaldi steht bei Ducati stark unter Druck und agiert nicht so locker wie im Vorjahr: In Aragon fehlt dem Italiener der Zauber aus 2020

Liebe Motorradfreunde,

für die erste Montagskolumne der WSBK-Saison 2021 hatte ich mir vor dem finalen Rennen am Sonntagnachmittag bereits Scott Redding zurechtgelegt, der in Aragon keinen freien Kopf hatte.

Der Vize-Weltmeister der vergangenen Saison machte vor dem Auftakt in Aragon mit gewohnt aggressiven Kampfansagen auf sich aufmerksam. Doch als ich Redding nach den Trainings am Freitag traf, wirkte er abgelenkt und machte sich Gedanken über Dinge, die er ohnehin nicht kontrollieren kann.

 

Scott Redding

Scott Redding redete in Aragon hauptsächlich über die Reifen

Foto: Motorsport Images

In seinem Kopf drehte sich alles um den weichen SCX-Reifen, den er als einer der schwereren Fahrer nicht verwenden kann (mehr Infos). Dieses Gefühl der Benachteiligung lenkte ihn so sehr ab, dass er im Laufe des Wochenendes keinen besonders guten Flow fand.

Schlussendlich war der SCX-Reifen in Aragon aber nicht das entscheidende Thema. Und Redding gelang mit dem Sieg im zweiten Rennen ein Befreiungsschlag.

Pirelli

Die Reifen von Pirelli waren in Aragon ein zentrales Thema

Foto: Motorsport Images

Ich bin mir sicher, dass er nicht schlecht geschlafen hat, auch wenn er Aragon mit 17 Punkten Rückstand auf Weltmeister Jonathan Rea verlässt.

Der Vorjahressieger fährt mit der Werks-Ducati hinterher

Ducati-Teamkollege Michael Ruben Rinaldi hingegen wird Aragon mit einigen unbeantworteten Fragen verlassen. Auch Rinaldi wirkte vor dem Wochenende nicht so locker wie im Vorjahr. Der Italiener steht in diesem Jahr als Werkspilot unter starkem Druck. Und das spürt man.

Michael Ruben Rinaldi

Michael Ruben Rinaldi war in Aragon 2020 der große Held und dieses Jahr der große Verlierer

Foto: Team Go Eleven

Eine kleine Vorgeschichte: Ich befand mich auf der Reise nach Estoril, als Ducati im Oktober 2020 bekannt gab, dass Rinaldi ins Werksteam aufsteigt und Chaz Davies somit um dessen Job bringt. Bereits damals erkannte ich, dass Rinaldi sich mit dieser Rolle nicht wohl fühlt.

In der Saison 2018 fuhr Rinaldi für das Aruba-Juniorteam und Davies war zu dieser Zeit wie ein großer Bruder. Man sah Rinaldi und Davies zusammen beim Essen. Sie witzelten und wirkten wie Brüder. Davies als eine Art "Familienmitglied" verlor ausgerechnet durch Rinaldis Aufstieg ins Werksteam seinen Platz und für eine Weile lang auch seine Perspektive.

Chaz Davies

Chaz Davies' Karriere als Ducati-Werkspilot ging im Oktober 2020 zu Ende

Foto: Ducati

Rinaldi bekam mit, wie Davies um seine Karriere kämpfen musste. In diesen Momenten zeigt sich, dass der Rennsport ein knallhartes Business ist. Und genau genommen Rinaldi musste kein schlechtes Gewissen haben - den Aufstieg ins Werksteam hat sich der Italiener verdient.

Es lastet reichlich Druck auf Rinaldis Schultern

Im vergangenen Jahr überzeugte er die Ducati-Verantwortlichen in Aragon, als er mit der Kundenmaschine zum Sieg fuhr. Ducati-CEO Claudio Domenicali sah in Rinaldi bereits den neuen Hoffnungsträger und verkündete diese Botschaft fröhlich in die Öffentlichkeit. Und auch Valentino Rossi gratulierte. Per SMS.

Eine Wiederholung vom Sensationssieg war in diesem Jahr für Rinaldi aber außer Reichweite.

Michael Ruben Rinaldi

Michael Ruben Rinaldi sammelte in Aragon nur magere neun WM-Punkte

Foto: Motorsport Images

In Summe sammelte er neun Punkte und liegt in der WM bereits 48 Punkte zurück. Klar ist, dass Chaz Davies mit der Satelliten-Ducati das komplette Wochenende stärker war. Und Davies machte in Aragon kein Geheimnis aus der Tatsache, dass er sich bei GoEleven wohler fühlt als im Werksteam.

Ohne den Sturz im zweiten Rennen hätte Davies das Rennen gewinnen können. Mit abgebrochener Fußraste und einem abgebrochenen Winglet fuhr er schnellere Rundenzeiten als Sieger Scott Redding. Ohne den Druck des Werksteams wirkt Davies gelöster und fährt wie zu seinen Glanzzeiten.

Ducati-Werksfahrer-Status sorgt für reichlich Druck

Rinaldi hingegen merkt man an, dass der Druck des Werksteams eine Belastung ist. Im Vorjahr wirkte der junge Italiener deutlich lockerer und gelöster. Er fuhr unverkrampft und war dadurch schnell. Gleichzeitig spürte man, dass Rinaldi reifer war als 2019 und sich auf die richtigen Dinge konzentrierte.

Michael Ruben Rinaldi; Scott Redding

Scott Redding (rechts) schosse einige Giftpfeile in Richtung Michael Ruben Rinaldi

Foto: Aruba.it Racing - Ducati

Mit besserem Material im Werksteam und noch mehr Hilfe seitens Ducati sollen die Ergebnisse in diesem Jahr noch besser werden als 2020. Doch diese Rechnung geht im Motorsport nicht immer auf. Wenn sich ein Fahrer unwohl fühlt, dann sind keine Spitzenergebnisse möglich.

Eine weitere Saison im Ducati-Kundenteam wäre besser gewesen

Ich bin überzeugt, dass Rinaldi ein weiteres Jahr im Kundenteam gut getan hätte - vielleicht mit ähnlichem Support, wie ihn Chaz Davies in diesem Jahr erhält. Dann hätte er sich auch nicht den kleinen Psychoangriffen von Teamkollege Scott Redding aussetzen müssen.

Seit Oktober 2020 ließ Redding mehrfach durchblicken, dass er Rinaldis Verpflichtung nicht gut findet. Dadurch würde die Entwicklung gebremst, weil die beiden Ducati-Piloten so unterschiedlich sind - sowohl beim Fahrstil als auch hinsichtlich ihrer Maße.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass diese ganzen Belastungen an Rinaldi abprallen. Vor allem in Italien erwartet man Großes. Der Sieg von Teamkollege Scott Redding sorgt für zusätzlichen Druck. Denn wenn Redding und Davies um Siege kämpfen können, dann sollte das Rinaldi auch schaffen.

Kommende Woche hat er in Estoril bereits die Chance, Aragon vergessen zu machen. Ich freu mich drauf!

Sportliche Grüße,

Sebastian Fränzschky

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Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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