"Wie eine Kartstrecke" - Kritik und Lob für den WSBK-Kurs in Cremona
Nach dem Trainingsauftakt der Superbike-WM in Cremona sprechen die Fahrer über das Layout und die Sicherheit - Großes Lob für die Bemühungen der Betreiber
Die WSBK-Piloten befürchten, dass es in den Rennen schwierig wird, zu überholen
Foto: Ducati Corse
Mit Cremona hat der Kalender der Superbike-WM in diesem Jahr einen neuen Austragungsort erhalten. Bisher wurde die knapp 3,8 Kilometer lange Piste südlich des Gardasees hauptsächlich für nationale Meisterschaften und Trackdays genutzt. Am WM-Status von Cremona wurde gezweifelt. Wir haben uns nach den beiden Freitags-Trainings bei den Fahrern erkundigt. Die Reaktionen fielen gemischt aus.
Ducati-Werkspilot Nicolo Bulega wirkte nur bedingt begeistert. Das Layout ist laut Bulega nicht wirklich für die leistungsstarken Superbikes geeignet. "Wenn man einen kleinen Fehler macht, dann wird es schwierig, die folgende Kurve zu treffen. Es ist wie eine Kartstrecke. Mit diesen großen Motorrädern braucht man mehr Platz. Zudem ist der Kurs auch körperlich sehr fordernd", kommentiert der Italiener.
Bulega bestätigt, dass die Auslaufzonen im Vergleich zu den Tests verbessert wurden. Aber an einigen Stellen sind sie nach wie vor nicht ausreichend. "Wenn wir nach der langen Gegengeraden bremsen, dann schauen wir direkt auf die Mauer", erklärt der WM-Zweite.
Überholen kritisch: Andrea Iannone kam nur mit der Brechstange vorbei
Landsmann Andrea Iannone hatte am Freitag Spaß, erwartet in den Rennen aber einige Schwierigkeiten. "Der Kurs ist nicht schlecht, er ist flüssig. Doch es wird nicht einfach in den Rennen. Ich startete heute hinter drei anderen Fahrern in die Session und kam nicht vorbei, obwohl ich schneller war als die Fahrer vor mir", deutet Iannone auf die fehlenden Überholmöglichkeiten hin.
Andrea Iannone versuchte, im FT2 zu überholen, tat sich aber schwer
Foto: Team Go Eleven
"Ich versuchte, zu überholen, um mich für die Rennen vorzubereiten. Ich fuhr fünf Runden, bevor ich überholen konnte. Und beim Überholen berührte ich den anderen Fahrer. Es ist wirklich schwierig, hier zu überholen. Es gibt nur eine Linie", schildert der GoEleven-Ducati-Pilot.
Neben der Kritik betont Iannone aber auch, dass er dankbar ist für die Bemühungen der Betreiber. "Wir müssen die Arbeit wertschätzen, die hier von den Leuten in Cremona vollzogen wurde, um diese Veranstaltung zu ermöglichen. Sie zeigen eine sehr große Leidenschaft und investieren viel Geld, was aktuell nicht einfach ist. Mir ist bewusst, dass die Situation in Italien nicht einfach ist", so Iannone.
Cremona-Layout ermöglicht laut Danilo Petrucci nur eine schnelle Linie
Danilo Petrucci deutete mit der zweitschnellsten Zeit an, dass er gut in Cremona zurechtkommt. "Der Kurs ist meiner Meinung nach okay. Doch es ist vermutlich besser, es nach dem ersten Rennen zu klären. Der Kurs ist ziemlich schmal. Deshalb ist das Überholen wirklich schwierig. Doch es werden viele Leute hierhin kommen und es wird ein gutes Rennwochenende", bemerkt der Barni-Pilot.
Danilo Petrucci sorgt sich um die knappen Abstände im Feld
Foto: Motorsport Images
Am Freitag lagen 19 Fahrer innerhalb einer Sekunde. "Das ist das Problem. Es gibt keine Stelle, an der man einen Unterschied ausmachen kann. Es ist nicht schwierig, den Kurs zu lernen. Es gibt hier eine Linie und wenn man die beherrscht, dann ist man schnell. Doch wenn man die Linie verlässt, dann verliert man viel Zeit", erklärt Petrucci.
Die lange Gegengerade sollte Petrucci in die Karten spielen. Doch beim Topspeed ist Ducati nicht mehr so überlegen wie in der Vergangenheit. "Ich fuhr hinter einer BMW und erkannte, dass sie genau so schnell sind wie wir. Selbst die Yamahas sind nicht wirklich langsam", so Petrucci.
Großes Lob von Alex Lowes für die jüngsten Modifikationen
Kawasaki-Pilot Alex Lowes führte die Wertung am Freitag an. Mit den jüngsten Modifikationen in Cremona ist der Brite zufrieden, denn im Vergleich zu den Tests hat sich die Situation deutlich verbessert. "Sie haben gute Arbeit geleistet. In Kurve 8 und Kurve 11 wurde die Streckenbegrenzung nach hinten versetzt", lobt Lowes.
Alex Lowes lobt die Bemühungen der Betreiber
Foto: Kawasaki
Was sagt Lowes dazu, dass die Auslaufzone in der Zielkurve sehr klein ist? "Die letzte Kurve ist ziemlich langsam. An dieser Stelle gibt es nicht viel Auslauf. Natürlich wäre es besser, in jeder Kurve 50 Meter Auslaufzone geben würde. Doch meiner Meinung nach hat sich die Situation seit dem Test deutlich verbessert", erklärt der Kawasaki-Pilot.
"Es wurde tolle Arbeit geleistet. Sie haben Tribünen errichtet, die Randsteine verbessert und einige Auslaufzonen vergrößert. Es ist richtig toll, dass sich eine Strecke so stark bemüht. Natürlich können einige Dinge verbessert werden. Aber sie wollen die Superbike-WM hier haben und bemühen sich stark. Ich bin beeindruckt", so Lowes.
Weniger beeindruckt waren die Teammitglieder und Medienvertreter von der Situation auf dem Parkplatz. Durch den nächtlichen Regen weichte das als Parkplatz verwendete Feld neben dem Kurs stark auf. Viele Autos blieben stecken. Da es keinen weiteren Regen gab, dürfte sich die Situation für den Rest des Wochenendes allerdings verbessern.
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