WSBK-Homologation: Warum eine Straßenzulassung keine Bedingung ist
Die Yamaha R1 wird ab 2025 nicht mehr als Straßenversion angeboten: WSBK-Sportdirektor Gregorio Lavilla erklärt, warum die R1 weiterhin teilnehmen darf
Die Yamaha R1 für das Modelljahr 2025 besitzt in Europa keine Straßenzulassung
Foto: Yamaha Motor Racing
Die Nachfrage nach supersportlichen Modellen ist in den vergangenen Jahren Schritt für Schritt zurückgegangen. Yamaha verzichtete aus diesem Grund auf eine neue Euro5+-Homologation der R1 und bietet das Traditions-Superbike ab dem kommenden Jahr in vielen wichtigen Märkten nur noch als Trackday-Version an. In den USA, Asien und Australien darf die neue R1 weiterhin am Straßenverkehr teilnehmen. Die 2025er-Version wird von Yamaha bereits seit dem Rennwochenende in Cremona eingesetzt. Doch entspricht es dem Geist der seriennahen Meisterschaft, mit einem Motorrad anzutreten, das in einigen Teilen der Welt nicht für den Betrieb auf öffentlichen Straßen vorgesehen ist?
Diese Frage haben wir WSBK-Sportdirektor Gregorio Lavilla gestellt. "Die Definition lautet, dass wir eine Meisterschaft mit Motorrädern haben, die in einer Massenproduktion entstehen. Es spielt keine Rolle, ob sie für den Einsatz auf öffentlichen Straßen vorgesehen sind oder nicht. Wichtig ist, dass eine gewisse Stückzahl hergestellt wird und das Motorrad zu einem bestimmten Preis angeboten wird", erklärt der Spanier gegenüber Motorsport-Total.com.
Für das Modelljahr 2025 hat Yamaha die R1 dezent überarbeitet. Die für die WSBK wichtigste Änderung sticht sofort ins Auge: Die neuen Winglets sollen für Abtrieb sorgen und somit bei der Beschleunigung helfen.
Yamaha hat die R1 mit Winglets nach MotoGP-Vorbild ausgerüstet
Foto: Yamaha
Zudem erhielt die Serienversion bessere Bremsen und eine andere Gabel. Diese Änderungen sind vor allem für die Stock-Meisterschaften interessant, die bei diesem Bauteilen weniger Spielraum bieten als die Superbike-WM.
Haben moderne Superbikes noch eine Daseinsberechtigung auf öffentlichen Straßen?
Doch zurück zum Thema Straßenzulassung. Gregorio Lavilla bezweifelt, dass aktuelle Superbikes auf Grund ihrer enormen Performance auf öffentlichen Straßen sinnvoll sind. Die Spitzenmodelle der Hersteller leisten in der Regel mehr als 200 PS und beschleunigen in etwa sieben Sekunden auf Tempo 200.
Gregorio Lavilla hinterfragt den Einsatz von Superbikes im Straßenverkehr
Foto: Kawasaki
"Man muss ziemlich gut trainiert sein, um diese Motorräder auf öffentlichen Straßen zu nutzen", bemerkt Lavilla. "Und dann macht das in der Regel keinen großen Spaß. Wenn man in Spanien das Geschwindigkeitslimit von 120 km/h überschreitet, dann landet man bei schweren Verstößen im Gefängnis. Wer riskiert den Gang ins Gefängnis, nur um etwas zu lange die Beschleunigung des Motorrads zu genießen?"
Sind Trackday-Versionen die Zukunft der Superbikes?
Dass sich Hersteller wie Yamaha auf den Einsatz bei Trackdays konzentrieren, befürwortet der Sportdirektor der Superbike-WM. "Diese Motorräder machen bei Trackdays sehr viel Spaß. Auf abgesperrten Strecken kann man versuchen, seine Idole nachzuahmen. Warum sollte es also Einschränkungen geben?", fragt der Spanier mit Blick auf die fehlende Straßenzulassung.
Während die sportlichen Modelle vor gut 20 Jahren noch gewisse Alltagsqualitäten hatten, haben sich die Homologationsmodelle für die Superbike-WM zu kompromisslosen Sportgeräten entwickelt, die für den Einsatz im Alltag nicht geeignet sind.
MotoGP für die Straße: Mit der neuen Ducati Panigale V4S sind atemberaubende Rundenzeiten möglich
Foto: Ducati
Das "Race of Champions" im Rahmen der World Ducati Week hat gezeigt, wozu die neueste Version des Ducati-Superbikes fähig ist. Nur wenige Sekunden fehlten zum MotoGP-Rundenrekord.
Den Reiz haben die Superbikes der verschiedenen Hersteller aber definitiv nicht verloren. "Ein Superbike strahlt großes Prestige aus. Es verfügt über interessante Technologien und ist deshalb sehr reizvoll", kommentiert Lavilla, der die Zukunft der Superbikes allerdings eher bei Renntrainings auf abgesperrten Strecken sieht.
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