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WSBK Jerez: Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat

Noch kein Top-10-Finish, zweifelhafter Kampfgeist und ein großer Unterschied zwischen Erwartung und Realität: Eugene Laverty kämpft um seine Zukunft

Liebe Motorradfreunde,

fünf Monate mussten wir nach dem sensationellen Auftakt auf Phillip Island auf die Fortsetzung der Superbike-WM warten. Beim Neustart in Jerez ging es ähnlich heiß zu - auf der Strecke und unter den Helmen der Fahrer, denn wie bei den beiden MotoGP-Events an den Wochenenden zuvor meinte es der spanische Sommer extrem gut. Lufttemperaturen knapp unter der 40°C-Marke und Asphalttemperaturen um die 60°C brachten die Fahrer, die Motorräder und die Reifen an ihre Grenzen.

Die Grenzen bekam auch BMW-Pilot Eugene Laverty aufgezeigt, womit wir schon beim Hauptakteur der heutigen Kolumne sind. Vor dem Saisonstart hatte ich große Hoffnung, dass Eugene nach etlichen schwierigen Jahren endlich wieder vorne mitfahren kann. Der Nordire verfügt über das nötige Talent und den Biss. Oder sollte ich lieber "verfügte" schreiben?

Eugene Laverty wollte spätestens 2021 Weltmeister werden

In Jerez fuhr er in keinem Rennen in die Top 10. Stattdessen hörte ich immer wieder andere Ausreden, warum es ausgerechnet dieses Mal nicht klappte.

Eugene Laverty

Bittere Realität: Eugene Laverty kämpfte gegen Wildcard-Pilot Christophe Ponsson

Foto: Motorsport Images

Vor knapp einem Jahr traf ich Eugene in Portimao für ein Gespräch unter vier Augen. Damals hatte er kurz vorher den BMW-Vertrag unterschrieben und witterte seine große Chance. Ich erinnere mich sehr gut an diese Begegnung. Eugene wirkte extrem motiviert und zielstrebig. Er sprach von Siegen und auch der WM-Titel war ein Thema.

"Ich möchte gewinnen. Das steht außer Frage", erklärte er mir damals und ging noch weiter: "Ich möchte nicht nur Rennen gewinnen sondern strebe den Titel an." Vergleicht man Ambition und Realität, dann scheint die Schere bei Laverty immer weiter aufzugehen.

Große Ambitionen, aber (noch) keine vorzeigbaren Resultate

Eine Woche vor dem WSBK-Neustart setzte ich mich bei einem Trackday in Brünn mit ServusTV-Experte Stefan Nebel zusammen, um für unsere Leser ein paar Themen aufzuarbeiten, die vor dem WM-Neustart relevant sein könnten. Wir sprachen auch über die Situation bei BMW.

Stefan bestätigte meinen Eindruck, dass bei Laverty die Ambitionen und die tatsächlichen Ergebnisse immer weiter auseinander driften. "Wenn ich ihn reden höre, dann spüre ich es auch. Wenn ich ihn fahren sehe, dann eher nicht", bringt es Nebel auf den Punkt.

Seit sechs Jahren ohne Sieg in der Superbike-WM

Bevor Laverty bei seinen Verträgen vom Weg abkam, zählte er in der Superbike-WM zu den großen Favoriten. Mit dem Wechsel zu Crescent-Suzuki nahm die Abwärtsspirale ihren Lauf. In der MotoGP ruinierte er mit unterlegenem Material beinahe seine Karriere.

Die Hoffnungen bei der WSBK-Rückkehr mit Aprilia waren groß, doch die RSV4 war nicht mehr das, was sie Ende 2013 war, als Laverty Vize-Weltmeister wurde und neun Laufsiege einfuhr.

Eugene Laverty

Beim WSBK-Auftakt 2014 holte Eugene Laverty seinen bisher letzten Laufsieg

Foto: Crescent Suzuki

Entsprechend groß waren die Erwartungen für 2020. Bei BMW findet Laverty Werksmaterial vor. Aktuell ist er aber nur 17. der WM. Einige von Ihnen werden jetzt sicher anmerken, dass er bei BMW mehr Zeit braucht. Ja, es wurden erst zwei Renn-Wochenenden bestritten, aber hinsichtlich der Fahrerverträge für 2021 spielt das keine Rolle, wie man bereits sehen konnte.

In der MotoGP wurden bereits Fahrer ersetzt, die kein einziges Rennen bestritten haben, siehe Alex Marquez bei HRC. Wir befinden uns bereits im August, Corona hin, Corona her. Michael van der Mark ist für 2021 gesetzt. Zwischen dem aktuellen BMW-Duo soll sich entscheiden, wer den zweiten Platz bekommt.

Schlechte Karten beim Duell gegen Tom Sykes?

Und wenn sich BMW zwischen Tom Sykes und Eugene Laverty entscheiden muss, dann hat Laverty aktuell nicht viele Argumente auf seiner Seite. Denn Sykes wurde seinem Ruf als Mister Superpole auch in Jerez gerecht.

Lediglich 0,040 Sekunden fehlten zur Pole-Position, während Laverty seine BMW nur in die vierte Reihe stellen konnte. Erfolgsmeldungen, wie Sykes' Qualifying-Ergebnisse sind für BMW extrem wichtig, um das WSBK-Projekt zu vermarkten.

Tom Sykes

Tom Sykes liefert ab und zeigt, wozu die BMW S1000RR fähig ist

Foto: BMW

Und wenn Laverty seinen Platz bei BMW verliert, was genau genommen keine Überraschung wäre, dann frage ich mich, wo er 2021 unterkommen soll. Alle begehrten Plätze wurden bereits vergeben.

Klar, bei Yamaha hat man noch keinen Nachfolger für Michael van der Mark gefunden, doch ich kann mir nicht vorstellen, dass man dafür extern nach einem Fahrer sucht. Andrea Locatelli dominiert die Supersport-WM und empfiehlt sich für die Superbike-WM.

Bitte nicht falsch verstehen, ich bin ein absoluter Bewunderer von Eugene Laverty. Es ist beeindruckend, welche Negativerlebnisse er in den vergangenen Jahren verarbeiten musste. Ich denke da an das Bremsversagen in Thailand und den bösen Highsider in Imola, als die Traktionskontrolle nicht richtig funktionierte. Ich würde mich extrem freuen, wenn er wieder Podestplätze und Siege in Serie feiert. Doch so richtig kann ich es mir im Moment nicht vorstellen.

Wo ist der Kampfgeist hin?

Mit einer Aussage hat hat mich Laverty, der in meiner Vorstellung der Inbegriff eines Kämpfers ist, in Jerez richtig enttäuscht: Nachdem er in Lauf zwei versehentlich in den Leerlauf kam, viel Zeit verlor und dem Feld hinterher eilte, warf er einige Runden später das Handtuch. "Da ich außerhalb der Top 20 war, habe ich dann aufgehört", erklärte er.

Eugene Laverty

Eugene Laverty warf in Lauf zwei vorzeitig das Handtuch

Foto: BMW

Mir fehlt das Verständnis, warum er diese Chance nicht genutzt hat, um weitere Erfahrungen mit der für ihn nach wie vor neuen BMW S1000RR zu sammeln. Aufgeben ist in meinen Augen der letzte Ausweg, wenn wirklich nichts geht. Für die Moral in der Truppe wird diese Entscheidung nicht zuträglich gewesen sein.

Das bevorstehende WSBK-Event in Portimao könnte bereits für eine Vorentscheidung sorgen, sofern sie hinter den Kulissen nicht bereits erfolgt ist. Für Laverty ist Portimao das Heimspiel, denn vor einigen Monaten zog er zusammen mit Pippa von Monaco an die Algarve.

Eugene, es ist an der Zeit, abzuliefern.

 

Sportliche Grüße,

Sebastian Fränzschky

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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