Yamaha klar besiegt: Was Toprak Razgatlioglu den WSBK-Titel 2022 kostete
Bei vier Zwischenfällen lässt Toprak Razgatlioglu wichtige Punkte liegen: Yamaha-Teammanager Paul Denning sieht die Saison dennoch als Erfolg an
Titelverteidiger Toprak Razgatlioglu fehlten am Ende der abgelaufenen WSBK-Saison 72 Punkte auf Alvaro Bautista. Obwohl Razgatlioglu sogar ein Rennen mehr gewinnen konnte als in seiner Weltmeister-Saison, scheiterte der Yamaha-Pilot deutlich an der Titelverteidigung. Dafür verantwortlich waren unterm Strich vier Zwischenfälle, bei denen der Türke wichtige Punkte liegen ließ.
Zu Saisonbeginn lief es für Razgatlioglu und Yamaha nicht ideal. Mit Aragon und Assen standen zu Beginn der Saison zwei Kurse im Kalender, auf denen sich Razgatlioglu in der Vergangenheit schwer tat. Die Kollision mit Jonathan Rea in Assen sorgte für den ersten Nuller.
Zwei Events später rollte Razgatlioglu in Misano mit einem Defekt aus. Es stellte sich heraus, dass die gleiche Ursache wie beim Ausfall 2021 in Barcelona erneut die Yamaha R1 still legte (leere Batterie). Im Herbst leistete sich Razgatlioglu zwei Stürze in Magny-Cours und in San Juan, die beim WM-Endspurt wichtige Punkte kosteten.
Alvaro Bautista konstanter und schneller als Toprak Razgatlioglu
Weltmeister Alvaro Bautista hingegen machte auf seinem Weg zum Titel nur einen Fehler, als er in Donington zu Sturz kam. In Magny-Cours wurde der Spanier unverschuldet zu Sturz gebracht. Bei lediglich drei weiteren Rennen verpasste Bautista das Podium, beendete aber jeden Lauf in den Top 5. In allen anderen Rennen fuhr der Ducati-Pilot auf das Podium.
Diese konstant guten Ergebnisse von Bautista und Ducati verhinderten, dass Razgatlioglu und Yamaha den Titel verteidigen können. Yamaha-Teammanager Paul Denning stuft die WSBK-Saison 2022 dennoch als Erfolg ein.
Alvaro Bautista nutzte die Vorteile seiner Ducati sehr effektiv Foto: Motorsport Images
Yamaha strebt in der WSBK-Saison 2023 nach mehr Perfektion
"Nicht perfekt zu sein kostete uns die Chance, die WM bis Phillip Island offen zu halten", stellt Paul Denning gegenüber 'WorldSBK.com' klar. "Alvaro verdient den Titel. Unterm Strich fehlte uns etwas, um die Meisterschaft zu gewinnen. Doch es war dennoch eine sehr erfolgreiche Saison."
WSBK Misano 2022: Toprak Razgatlioglu rollt mit Defekt aus Foto: Motorsport Images
"Wir müssen anerkennen, dass das Niveau von Bautista auf der Ducati und Jonathan auf der Kawasaki viel höher war als das im Vorjahr. Mit den exakt gleichen Reifen von Pirelli und den gleichen Regeln wurden die Poleposition-Zeiten und auch die Dauer der Rennen pulverisiert. Manchmal waren wir eine Sekunde schneller", staunt Paul Denning.
Große Hoffnung nach Magny-Cours, Ernüchterung nach Barcelona
Die liegen gelassenen Punkte durch kleine Fehler ärgern den Yamaha-Teammanager. "Toprak führte, als er und Jonathan in Assen kollidierten. Das war keine Hilfe, denn die beiden schwierigen Events wurden durch einen Ausfall noch schlimmer", erinnert er sich an den durchwachsenen Start in die Saison.
Durch den Sturz von Alvaro Bautista kam Toprak Razgatlioglu in Schlagdistanz Foto: Motorsport Images
"Wir waren fast dran, doch dann folgte Barcelona, wo Alvaro das Triple holte", bemerkt der Yamaha-Teammanager. Die drei Bautista-Siege in Barcelona waren eine Art Vorentscheidung im WM-Kampf. Bei den ausstehenden Rennen gelang es Razgatlioglu nicht mehr, die WM zu drehen.
Machtdemonstration: Alvaro Bautista gewinnt in Barcelona souverän alle drei Rennen Foto: Motorsport Images
Aber auch das Team kann noch zulegen, meint Paul Denning: "Wir müssen weiter an der Entwicklung des Motorrads arbeiten. Yamaha arbeitet seht hart, aber wir als Team können uns vor Ort auch noch steigern. Wenn die Gegner so stark sind, dann darf man sich keine Schwächen leisten."
Toprak Razgatlioglu lässt Teamkollege Andrea Locatelli klar hinter sich
Teamkollege Andrea Locatelli stand in seiner zweiten WSBK-Saison klar im Schatten von Toprak Razgatlioglu. Als Gesamtfünfter zeigte der Italiener eine zu großen Teilen unauffällige Saison. Nur zwei Mal fuhr Locatelli in die Top 3. Ein Mal davon profitierte er vom Crash zwischen Razgatlioglu und Rea in Assen.
Andrea Locatelli hatte für seine zweite WSBK-Saison größere Erwartungen Foto: Motorsport Images
"In der Mitte der Saison hatte er einen Durchhänger. Das lag an einigen technischen Dingen und seinem Selbstvertrauen. Wir brachten etwas nach Indonesien, das ihn nach vorn gebracht hat und ihm dabei half, sein Selbstvertrauen zurückzufinden", versucht der Yamaha-Teammanager einen Aufwärtstrend zu erkennen.
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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