So geil wird die Gen3-Ära der Supercars Australia
Die australischen Supercars starten in die Saison 2023 - Holden endgültig Geschichte, neue Fahrzeuge mit dickem V8: Chevrolet Camaro ZL1 vs. Ford Mustang GT
Mit dem Newcastle 500 beginnt an diesem Wochenende eine neue Ära Down Under: Die Gen3-Fahrzeuge Chevrolet Camaro ZL1 und Ford Mustang GT feiern ihr lang erwartetes Debüt. Es ist das größte Makeover für Australiens populäre Tourenwagenserie seit dem Ende des Gruppe-A-Reglements 1993.
Die Supercars bewegen sich weg von der oberen Mittelklasse hin zu Coupés und vollziehen damit einen Schritt in Richtung GT. Die DNA der alten Boliden bleibt jedoch erhalten: Fette V8-Motoren (5,4 Liter bei Ford, 5,7 Liter bei Chevrolet, die alten Autos waren auf 5,0 Liter begrenzt), Verbot von Schaltwippen und das Duell General Motors gegen Ford.
Der US-Konzern ist allerdings nicht mehr mit der Marke Holden vertreten, die bereits 2020 eingestellt wurde. Zwar verdient sich der Commodore in der Nachwuchsklasse Super2 noch sein Gnadenbrot, doch aus dem Top-Motorsport ist die australische Marke verschwunden. GM füllt die Lücke mit dem Camaro ZL1.
Neue Optik für Coupes
Ford hatte den Mustang bereits in den Vorjahren eingesetzt, musste aber erhebliche Kompromisse eingehen. Das Fahrzeug musste verschmälert und die Dachlinie angehoben werden, um auf das Chassis zu passen. Das Dach wurde vom Falcon übernommen. Der so entstandene Zwitter war in den Händen von Scott McLaughlin sehr erfolgreich, bei den Fans wegen seiner eigenwilligen Optik aber nicht sonderlich beliebt.
Nun kommen die Boliden in ihren normalen Dimensionen eleganter und sportlicher als die bisherigen Limousinen daher. Sie sollen auch mehr Rennaction bieten. Die seit der Einführung der Gen1 im Jahr 2013 immer weiter ausufernden Heckflügel wurden deutlich beschnitten. Laut Supercars wurde der Abtrieb um 60 bis 70 Prozent reduziert.
Das Balancing der beiden Fahrzeuge zog sich bis letzte Woche hin, als die Aerobalance des Camaro angepasst wurde. Grund dafür war eine Beschwerde von Ford, dass der Einheitsheckflügel zu wenig Anpressdruck für den Mustang produziere.
Statt den Ford zu modifizieren, wurde die Front des Camaro auf mehr Abtrieb getrimmt, sodass sich die aerodynamische Balance der Fahrzeuge anglich. Auch musste Chevrolet einen von Triple Eight Race Engineering entwickelten Massendämpfer wieder entfernen. Als offizieller Grund werden Kosten genannt.
Gewichtsmäßig wird abgerüstet: Mit 1.335 Kilogramm sind die neuen Fahrzeuge im Basisgewicht 65 Kilogramm leichter als die Vorgänger. Mit Fahrer und vollem Tank sind es aber immer noch 1,5 Tonnen.
Umweltfreundlicher Sprit und Rückkehr der Flammen
Umweltfreundlich bleiben die V8 dank eines neuen E75-Treibstoffs, der zu 75 Prozent aus erneuerbaren Ressourcen besteht. Ein willkommenes Comeback feierten bei den Testfahrten die Flammen aus dem Auspuff, die für Begeisterung sorgten.
Der Gen2-Mustang war nicht unbedingt eine Schönheit
Foto: Edge Photographics
Seit der Umstellung von herkömmlichem, erdölbasiertem Benzin auf E85 im Jahr 2009 waren die Flammen fast verschwunden. Ethanol verbrennt mit einer blauen Flamme, die bei Tageslicht nicht sichtbar ist. Nur nachts waren die bläulichen Flammen im Schubbetrieb sichtbar.
Nun sind die Flammen zurückgekehrt, was eigentlich nicht beabsichtigt war. Die Theorien, warum das so ist, reichen von den kürzeren Auspuffrohren der Gen3 über den Wechsel von Einzeldrosselklappen zu einer zentralen Klappe, Ventilüberschneidungen bis hin zur Zusammensetzung des neuen Treibstoffs.
Zudem sind die Boliden bereits für einen Hybridantrieb ausgelegt. Doch seit der Ankündigung im Jahr 2020 ist es um dieses Thema erstaunlich still geworden.
Die Saison 2023 führt über zwölf Stationen mit 28 Einzelrennen. Vier Veranstaltungen gehen über jeweils zwei Läufe à 250 Kilometer. Sechs Veranstaltungen sind sogenannte SuperSprints mit drei Rennen über 125 Kilometer. Einzige Ausnahme ist das Gastspiel im Albert Park in Melbourne im Rahmen der Formel 1, wo sogar vier Rennen ausgetragen werden.
Herzstück der Meisterschaft sind die Langstreckenrennen, bei denen sich zwei Fahrer ein Auto teilen. Das Sandown 500 kehrt nach mehrjähriger Pause zurück. Höhepunkt ist natürlich das Bathurst 1000 am 8. Oktober.
Wer stößt van Gisbergen vom Thron?
Seit dem Wechsel von Scott McLaughlin zu den IndyCars 2021 regiert Shane van Gisbergen bei den Supercars. Der Showman ist das absolute Aushängeschild der Meisterschaft. Van Gisbergen geht noch zahlreichen Nebenbeschäftigungen in der Driftszene nach, 2022 versuchte er sich auch in der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC).
Eigentlich sollte er 2022 seinen Holden Commodore ZB nach dem letzten Rennen nur vor dem Meisterschaftspokal parken. Stattdessen verabschiedete er die Marke Holden mit einer epischen Burnout-Show, bei der er den Pokal mehrmals umkreiste.
Die größten Konkurrenten für van Gisbergen und das Team Triple Eight waren in der Vergangenheit die Fords von Dick Johnson Racing mit Anton de Pasquale und Will Davison. Ebenfalls aus dem Ford-Lager kommt das Team Tickford mit Cameron Waters.
Neu im Ford-Camp ist Walkinshaw Andretti United. Ironie der Geschichte: Bis 2016 war dies das offizielle Holden-Werksteam, bevor GM das erfolgreichere Team Triple Eight zum Werksteam machte. Chaz Mostert wird am ehesten zugetraut, van Gisbergen gefährlich werden zu können, doch bislang hatte er mit der Gen3 noch seine Probleme.
Gen3 bedeutet natürlich, dass alle Karten neu gemischt werden. Zu Beginn der neuen Ära ist alles möglich. Auf dem Mickey-Mouse-Circuit in Newcastle wird das Überholen schwierig, doch schon beim zweiten Auftritt in Melbourne dürften die neuen Boliden ihr volles Potenzial entfalten.
Mit Bildmaterial von Dick Johnson Racing.
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