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Deutschland

Kolumne: Die Tops und Flops vom VLN-Auftakt 2020

Mit dem Auftakt der Nürburgring Langstrecken-Serie rollt der deutsche Motorsport wieder - Berechtigtes Lob von allen Seiten - Was geht noch besser?

Liebe Nürburgring-Freunde,

das war ein Fest! Nicht nur, dass es endlich wieder internationalen Motorsport auf deutschem Boden gegeben hat - der Auftakt zur Nürburgring Langstrecken-Serie (VLN) war sportlich ein echter Leckerbissen.

Auch wir Redakteure sind in erster Linie Motorsportfans. Deshalb ging es uns gar nicht groß anders als euch Fans. Auch bei uns ist die Freude riesig, dass es wieder Rennaction gibt - wenn auch vorerst nur am Livestream.

Natürlich ist es unsere professionelle Aufgabe, mit einem kritischen Auge auf die Dinge zu schauen. Bitte versteht uns deshalb nicht gleich als Miesepeter. Auch wenn die folgende Liste mit sechs Tops zu vier Flops einen nur mittelmäßig guten Eindruck der Veranstaltung hinterlassen mag: Unterm Strich können wir für das Rennen nur die Note "Sehr gut" vergeben.

Auch andersrum gilt: Wir müssen als Medium kritisch sein. Aber wenn jemand einen guten Job macht, ist ein Lob auch einmal angebracht. Das gibt es in unserer Gesellschaft ohnehin zu wenig.

Top: Das Hygienekonzept funktioniert

Die VLN-Führung um Ralph-Gerald Schlüter und Michael Bork war in der vergangenen Saison nicht immer unumstritten. Doch der alte Leitspruch aus der Politik gilt auch hier: Erst in Krisenzeiten zeigt sich, wer wirklich führen kann. Und das hat Duo - mit dem gesamten Stab der VLN-Führungsriege, der Vermarktungsgesellschaft VLN VV und unter Mithilfe der Teilnehmer - mit Bravour gemeistert.

Open-Air-Boxengasse

Die Open-Air-Boxengasse bereitet keine Probleme, außer ihre Größe

Foto: VLN

Wie viele Stimmen hat es im März gegeben, dass man doch einfach die gesamte Saison absagen solle. Das wäre für viele Teams und auch für die Eifelregion der Ruin gewesen. Die VLN-Führung hat sich jedoch auf den Hosenboden gesetzt und massive Arbeit investiert.

Besonders hervorzuheben ist hier insbesondere Michael Bork, der in den vergangenen 14 Tagen fast pausenlos für die VLN gearbeitet hat. Wir dürfen nicht vergessen: Niemand in der VLN macht diesen Job hauptberuflich.

Die Ausnahme in Letzterem ist Christian Stephani, Chef der VLN VV. Für ihn war es die erste große Bewährungsprobe. Die VV musste die Aufgabe stemmen, erstmals in der Geschichte der Rennserie jedes einzelne Teammitglied am Fahrerlagereingang zu erfassen. Ein gigantischer bürokratischer Aufwand.

Wir konnten auf unserem Portal ein wenig begleiten, mit welchen Detailfragen man sich dabei auseinandersetzen musste - vom Fahrweg in der Open-Air-Boxengasse bis zum Auseinanderziehen des Personals in Rennleitung und Papierabnahme. Chapeau, hier nicht die Flinte ins Korn zu werfen.

Top: Nennergebnis weit über Erwartungen

139 Teilnehmer haben letztlich die Veranstaltung in Angriff genommen. Dass es zwei Fahrzeuge weniger waren als ursprünglich kommuniziert, ist normal. Kurz vor der Veranstaltung sagt immer eine Handvoll Teams wegen kurzfristiger Probleme ab. Zwei Fahrzeuge weniger ist sogar ein ausgesprochen geringer Wert - trotz der derzeitigen Reisebeschränkungen.

VLN, Startphase

Alle drei Startgruppen wiesen fast ihre "normale" Größe auf

Foto: VLN

Martin Rosorius, Vorsitzender der Teamvereinigung ILN, sagt gegenüber 'Motorsport-Total.com': "139 Nennungen belegen eindrucksvoll, dass es unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten richtig war, diese Veranstaltung durchzuführen. 139 Nennungen zeigen aber auch, dass die Fahrer heiß auf die Motorsportsaison 2020 sind."

Um es mal salopp auszudrücken: Die Leute haben einfach Bock auf Motorsport. Und das ist gut so. Und es gibt es noch einige Teams, die abgewartet haben. Nachdem man den Auftakt nur als gelungen bezeichnen kann, kann man davon ausgehen, dass noch weitere Teams eine Teilnahme bei den nächsten Läufen in Betracht ziehen werden.

Das stellt die VLN vor ein Luxusproblem. Denn unseren Informationen zufolge ist die Open-Air-Boxengasse bereits am Limit gewesen.

Top: Rennaction

Als wäre die alleinige Tatsache, dass es endlich wieder Rennaction gibt, nicht schon Grund genug zum Feiern gewesen, haben die Teilnehmer auch noch ein packendes Rennen geboten. Vor allem in der ersten Rennhälfte ging es hoch her.

Highlights waren dabei das Überholmanöver von David Pittard außen herum im Abschnitt Schwedenkreuz und der knallharte Vierkampf auf dem Grand-Prix-Kurs, als Nico Müller zwei Positionen auf einmal gutmachte.

Robin Frijns, Rene Rast

GT3-Schlacht vom Feinsten: Die Fahrer begeisterten mit hartem, aber fairem Racing

Foto: VLN

Hinzu kamen die üblichen packenden Kämpfe in den kleineren Klassen und ein Drama in der letzten Runde. Insgesamt war es beste Unterhaltung mit dem richtigen Spannungsbogen. Und das bei vergleichsweise wenigen Zwischenfällen.

Top: Zuschauer bleiben zu Hause

Ein besonderes Kompliment müssen wir auch den Fans aussprechen. Sie haben sich an die zahlreichen Aufrufe gehalten, nicht zur Nürburgring-Nordschleife zu kommen, sondern den Livestream zu Hause zu verfolgen.

Die Polizei Adenau verkündet in einer Presseaussendung: "Im Ergebnis blieb festzustellen, dass ein Großteil der Rennsportfans der vorab veröffentlichten Bitte [...] offensichtlich Folge leisteten, wonach wesentlich weniger Fahrzeugverkehr im Bereich der Zufahrtsstraßen rund um den Nürburgring festzustellen war."

Simon Trummer, Jonathan Hirschi, Luca Ludwig

Dieser Italiener aus der Schweiz könnte zur Gefahr für Audi und Co. werden

Foto: VLN

Also, super gemacht, aber natürlich bleibt der Aufruf auch für die nächsten Rennen bestehen, bis es anderslautende Nachrichten gibt!

Top: Ferrari siegfähig

Machen wir uns nichts vor, die Vormachtstellung der deutschen Hersteller am Nürburgring ist doch ein bisschen eintönig. Umso schöner, dass es endlich ein anderes Fabrikat als Audi, BMW, Mercedes-AMG oder Porsche gezeigt hat, dass man aus eigener Kraft siegfähig sein kann.

Der octane-126-Ferrari fuhr zwischenzeitlich Bestzeit im Zeittraining und war auch im Rennen richtig schnell unterwegs. Die Rundenzeiten waren absolut auf Top-3-Niveau. Hier reift ein Kandidat heran, der die deutschen Hersteller richtig ärgern kann - sofern die Balance of Performance ihn gewähren lässt.

Top: Nordschleifenrunde auf Sofa

Es ist nicht einfach, im Livestream die eineinhalb Stunden zwischen Ende des Zeittrainings und Start zur Einführungsrunde zu überbrücken. Schon gar nicht, wenn man nicht die üblichen Interviews machen kann.

Patrick Simon, Olli Martini, Sofa

Die Nordschleifenrunde mit Patrick Simon und Olli Martini war großes Kino

Foto: Nürburgring Langstrecken-Serie/Youtube

Patrick Simon und Olli Martini auf einem fahrenden Sofa über die Nordschleife zu schicken und dabei auch noch einen Sportwart mit einem Preis zu beglücken, ist eine wirklich kreative Überraschung von nürburgring.tv für die Fans gewesen. Kompliment zu dieser originellen Idee.

Flop: Onboard-Kameras

Die Ernüchterung kam im weiteren Laufe des Livestreams. Die Onboard-Kameras lieferten eine unterirdische Qualität. Teilweise musste die Bildregie mitten aus spannenden Kämpfen herausschalten, weil die Kameras die Bilder so ruckelig übermittelten, das kein vernünftiges Seherlebnis geboten werden konnte.

Unseren Informationen zufolge ist die Technik genau dieselbe wie in den vergangenen Jahren. Das Problem muss beim Netzbetreiber gelegen haben. Es ist nicht klar, warum wir wieder in der Übermittlungs-Steinzeit gelandet sind. Das klappte schon einmal wesentlich besser.

Flop: NLS oder VLN?

Auch uns Redakteure stellt das unsäglich nervige Namensproblem der Nürburgring Langstrecken-Serie vor ein Problem. Wir müssen zwischen SEO und Aktualität abwägen. So haben wir uns dazu entschieden, die Meisterschaft für dieses Jahr "Nürburgring Langstrecken-Serie (VLN)" zu nennen.

Doch auch die Meisterschaft selbst weiß wohl nicht wirklich, wie sie heißen will. In der Kommunikation nach der Umbenennung wurde die neue Abkürzung "NLS" vermieden. Das ist verständlich, schließlich kann diese Abkürzung für so ziemlich alles stehen, während "VLN" in der Motorsportszene weltweit bekannt war. So dachten wir zu Beginn des Jahres, dass "NLS" nicht die neue Abkürzung für die Rennserie werden soll.

Nürburgring Langstrecken-Serie, VLN-Nachfolger

Wie dieses Kind nun genau heißen soll, ist noch immer unklar

Foto: smg/Stritzke

Mittlerweile wird "NLS" von offizieller Seite doch verwendet, erst über einen offiziellen Hashtag, nun auch in der offiziellen Kommunikation. Das hat für noch mehr Verwirrung gesorgt. Die VLN, die als Organisation nach wie vor unter diesem Namen hinter der Nürburgring Langstrecken-Serie steht, weiß nicht so recht, welchen Begriff sie eigentlich verwenden soll.

Das zeigte sich auch in der Übertragung: Die Livestream-Kommentatoren verwendeten wechselseitig beide Abkürzungen. Die offiziellen Pressemitteilungen stammen weiterhin von der "VLN-Presse", beinhalten aber mittlerweile doch das Prädikat "NLS".

Ich bin kein Marketing-Experte, weiß aber so viel: Wenn man ein Label ändert, muss das neue Label auch konsequent durchgezogen werden. Musterbeispiel: Raider/Twix. Doch ein "Wischiwaschi", bei dem man sich nicht ganz vom Alten trennt und trotzdem das Neue einführen will, führt zu nichts. Dann weiß keiner mehr, woran er eigentlich ist.

Und so steht die Motorsport-Gemeinde vor einem Rätsel, das man völlig ohne Grund geschaffen hat. Für einen zweifelhaften Werbeeffekt, dass der Begriff "Nürburgring" über die Motorsportgemeinde hinaus bekannt gemacht werden soll. Wenn man von der "NLS" spricht, ist dieser erhoffte Werbeeffekt natürlich schon wieder beim Teufel.

Nicht, dass Rennstrecke oder Rennserie das nötig gehabt hätten. Eine unnötige Konfusion, die nie hätte sein müssen, uns aber wohl noch einige Zeit beschäftigen wird.

Flop: Lange Sofa-Talks statt Rennaction

nürburgring.tv musste sich überlegen, wie man damit umgeht, dass man beim ersten Rennen keine Interviews führen konnte. So entschied man sich, stattdessen dreimal während des Rennens einen Sofa-Talk durchzuführen. Erst mit einem Interviewpartner, dann in Interaktion mit den Fans.

Patrick Simon, Nicki Raeder

Die Talk-Sequenzen waren viel zu langatmig

Foto: Nürburgring Langstrecken-Serie/Youtube

Am Prinzip an sich ist nichts falsch. Gerade die Interaktion mit den Fans ist eine nette Auflockerung während des Rennens. Nur: Man hat die Fans viel zu lang vom Renngeschehen entkoppelt. Die drei Talk-Schalten dauerten 15, zwölf und 12,5 Minuten. Das ist zu viel Zeit, die der Fan von fahrenden Autos getrennt wurde.

Als es nach der Schalte zurück aufs Livebild ging, musste man überhaupt erst einmal wieder ins Renngeschehen reinkommen. Dabei haben sich die Positionen zum Teil verschoben und es musste erst einmal wieder hineingeleitet werden. Das haben die Kommentatoren mit all ihrer Routine zwar gut gemacht. Trotzdem musste der Fan eine Rückleitungsphase durchmachen, die man besser vermeidet.

Vorschlag: Die Interviews entweder direkt in der Kommentatorenkabine durchführen oder - falls das Hygienekonzept das nicht zulässt - die Sofa-Talks häufiger und kürzer einspielen. Fünf Minuten Interview oder fünf Minuten Fan-Interaktion. Das ist weniger als eine Runde und der Fan bleibt quasi im Rennen, wie es bei "normalen" Interviews auch der Fall wäre.

Flop: Porsche chancenlos

Es ist noch immer erstaunlich, wie schwer sich der ADAC-Technikausschuss damit tut, die 2019er-Variante des Porsche 911 GT3 R einzustufen. Und das, obwohl sie seit Mitte 2018 auf der Nordschleife des Nürburgrings unterwegs ist.

Julien Andlauer, Matt Campbell, Lars Kern

Wenn "Grello" 2:20 Minuten Rückstand hat, läuft etwas falsch

Foto: VLN

Die dominante Vorstellung bei VLN3 2019 und beim 24-Stunden-Rennen bis zur Strafe scheint noch in den Köpfen hängen geblieben zu sein. Jedenfalls wird der Porsche seitdem stetig immer weiter eingebremst. Vor dem Auftaktrennen gab es nochmals 0,3 Millimeter weniger Luftmengenbegrenzer.

Damit fuhren die 911er hoffnungslos hinterher. "Grello" beendete das Rennen mit mehr als 2:20 Minuten Rückstand. Die Frage ist nun wieder, ob Porsche "Sandbagging" betreibt. Es gab Zeiten, zu denen Manthey Racing das ehrlichste Team war und immer Vollgas fuhr.

Doch seit einiger Zeit vernimmt man Stimmen gerade aus dem GT-Masters, dass Porsche zu Saisonbeginn Leistung zurückhalten und dann ab Saisonmitte richtig aufdrehen soll. Das muss nicht heißen, dass man das auf der Nordschleife tut.

Trotzdem: Dass es eineinhalb Saisons nach dem ersten Auftritt des Fahrzeugs noch immer solch ein Einstufungs-Hickhack gibt, zeigt, dass eine gewisse Unsicherheit besteht. Es bleibt zu hoffen, dass sich das bald ändert. Dass der Frikadelli-Porsche mit Werksfahrern gleich beim Start ausgeschieden ist, hat eine Bewertung nicht einfacher gemacht.

Euer

Heiko Stritzke

Mit Bildmaterial von Jochen Merkle.

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