Nordschleife: Selbst die SP7 kratzt in der VLN jetzt an der 8:10
Manuel Metzger fährt mit dem Porsche 911 GT3 Cup MR II 8:10 Minuten im Qualifying - Was schneller ist als der legendäre RSR, könnte bald für Probleme sorgen
8:10.388 Minuten - diese Zeit hätte noch vor wenigen Jahren sogar im GT3-Zeitalter bei den meisten VLN-Läufen locker zur Pole-Position gereicht. Manuel Metzger hatte diese Marke in diesem Jahr bereits im Qualifying zum RCM Grenzlandrennen Anfang September markiert. Der Black-Falcon-Pilot stellte damit einen neuen Rekord für die Klasse SP7 auf, in der einst der legendäre "Dicke" von Manthey-Racing unterwegs war, der Porsche 911 GT3 RSR.
Nun hat Metzger all dessen Zeiten also mit einem umgebauten Cup-Porsche unterboten. Das könnte mittelfristig für Probleme sorgen. Denn die GT3-Klasse ist mittlerweile wieder in gefährliche Zeitenbereiche vorgedrungen. Will man sie aber weiter einbremsen, wird das Zeitenfenster allmählich kleiner, wenn die SP7 von der anderen Seite nachdrückt. Gut zahlende GT3-Gentlemenfahrer werden sich nur ungern von umgebauten Cup-Fahrzeugen verblasen lassen.
Und die Runde von Metzger wurde nicht einmal auf Vignettenreifen gefahren, sondern auf ganz normalen Michelin-Kundenpneus. "Dafür war die Runde perfekt", sagt der 32-Jährige, der bei 24-Stunden-Rennen in diesem Jahr zu der dem Manthey-Porsche knapp unterlegenen Mercedes-Crew zählte, gegenüber 'Motorsport.com'. "Kein Verkehr, keine Fehler, erste Runde auf dem Reifensatz."
Nur eines verlangsamte die Runde: Metzger nahm sie von der Grand-Prix-Strecke aus in Angriff und war damit auf den ersten Metern langsamer. "Wäre ich von der Nordschleife gekommen, wäre es unter 8:10 Minuten gegangen", versichert er. Unter 8:10 Minuten - mit einem Cup-basierten Fahrzeug auf Kundenreifen. Zur Erinnerung: Dem "Dicken", der diese Zeit nie erreicht hat, stand einst noch der letzte Schrei der Reifentechnologie in Form exklusiver Michelin-Entwicklungsreifen zur Verfügung, die selbst für GT3-Fahrzeuge heutzutage verboten sind.
"Zwischenlösung" in der GT3-GT4-Lücke
Wie ist das machbar? Zum einen leistet der Motor des Cup-Porsche bereits 480 PS, ist also nur noch knapp von der Leistung des einstigen 997 RSR (etwa 500 PS) entfernt. Zum anderen hat Manthey-Racing bei der Aerodynamik des MR II stark Hand angelegt. Das Fahrzeug sieht auf den ersten Blick von außen wie ein GT3 R light aus, vor allem der reglementsbedingt schmalere Heckflügel sticht ins Auge. Eine breitere Spur gegenüber dem Cup-Fahrzeug verhilft zu mehr Grip und erlaubt die Reifendimensionen des GT3 R (Modell 991.2).
Das Black-Falcon-Team hat mittlerweile das Optimum aus dem Paket herausgeholt. "Wir haben die ersten Rennen ein wenig gebraucht, um im Rahmen unserer Partnerschaft mit Bilstein die richtigen Einstellungen zu finden, damit alles perfekt harmoniert", sagt Manuel Metzger. "Das haben wir mittlerweile aussortiert. Jetzt ist das Auto für uns eigentlich perfekt."
Den Porsche 911 GT3 Cup MR II gibt es für rund 300.000 Euro neu zu kaufen. Damit liegt er preislich zwischen GT3 und GT4. Alternativ ließe sich auch ein vorhandener Cup-Porsche umrüsten. "Das Kit kostet in der Anschaffung zwar relativ viel, aber dafür sind die Wartungskosten auf dem Niveau von einem Cup-Porsche", weiß der Sieger des 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring von 2016.
#70 Team Uwe Alzen Automotive Porsche 991 GT3 CUP MR: Uwe Alzen
Foto: Jan Brucke/VLN
Vignettenreifen würden Performance noch verbessern
Was wäre also noch möglich? "Die Reise geht dahin, was der Reifen zulässt", antwortet er. "Die sind der einzige limitierende Faktor. Vignettenreifen kosten eine ganze Ecke mehr, weshalb sie für uns nicht so interessant sind. Das würde kostentechnisch nur den Rahmen sprengen." Was für Zeiten damit möglich wären, darüber denkt er dann lieber gar nicht erst nach.
Ein weiteres Problem, mit dem sich die VLN und die Hersteller mittelfristig konfrontiert sehen könnten, mit dem sich aber niemand wirklich beschäftigen will: Sollten die GT3 eines Tages doch verboten werden, wären die SP7-Porsche von Manthey plötzlich die schnellsten Fahrzeuge am Ring. Die GT4-Klasse als neue Top-Kategorie wäre also für die Hersteller kein befriedigender Plan B. Und eine Aufrüstung der GT4, die momentan Zeiten von 8:40 bis 8:45 Minuten fahren (also eine halbe Minute langsamer sind), würde die Fahrzeuge preislich wohl über das Niveau des SP7-Porsches drücken - bei kürzeren Wartungsintervallen. Und dann wären da noch die "normalen" Cup-Porsche ...
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