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octane126-Ferrari: Warum so früh zum letzten Stopp?

octane126 kürzte den vorletzten Stint ab, dann ging dem Ferrari-Team hinten heraus der Sprit aus - Luca Ludwig erklärt, dass es Taktik und kein Fehler war

Luca Ludwig betont im Gespräch mit 'Motorsport.com': "Es war kein Fehler, sondern hatte taktische Gründe." Das erstaunt, denn objektiv betrachtet hat octane126 einen Fehler gemacht, den Ferrari 488 GT3 beim 6-Stunden-Ruhr-Pokal-Rennen in der Nürburgring-Langstrecken-Serie (NLS, vormals VLN) so früh zum letzten Boxenstopp geholt zu haben.

Schon zum Zeitpunkt des Stopps fragten sich nicht wenige: Was macht octane126 da? Kopiert man nun das Formel-1-Team hinsichtlich taktischer Fehlentscheidungen? Der Ferrari 488 GT3 kam fast 75 Minuten vor Ablauf der Zeit wieder an die Box, obwohl Luca Ludwig zuvor nur sechs Runden am Stück absolviert hatte. Am Ende kam, was kommen musste: Das Rennen ging eine Runde länger als gedacht, octane126 verlor den Sieg.

Luca Ludwig erklärt, dass es rationale Gründe für den frühzeitigen letzten Stopp gegeben hat: "Mein Vorsprung auf die Audis betrug eigentlich nur 20 Sekunden, aber er ist dann [auf dieser letzten Stintrunde] auf 45 Sekunden angewachsen." Der Grund: Kurz hinter Ludwig entstand eine Code-60-Phase, in die die Audi R8 LMS von Land und Car Collection gerieten.

Code-60-Zonen gaben den Ausschlag

Allerdings rechnete das Team noch mit den 20 Sekunden Vorsprung vom Zielstrich und musste davon ausgehen, dass mindestens ein Audi am Ende dieser Runde die Boxen aufsuchen könnte, um einen Undercut zu wagen. Also ging man proaktiv vor: Eine Runde länger zu fahren, würde einen 19 Sekunden längeren Stopp bedeuten. Mit Sicherheitspuffer wäre es also eng geworden.

Ein weiterer Aspekt kam hinzu, wie Ludwig erklärt: "Es waren extrem viele Code-60-Zonen zu diesem Zeitpunkt auf der Strecke, vor allem durch die Aremberg-Situation." Damit mein er den Unfall des Konrad-Lamborghinis. Diese doppelte Chance wollte sich octane126 nicht entgehen lassen.

Es war klar, dass dies ein enormes Risiko bedeuten würde. Die SP9-Fahrzeuge schaffen acht Runden mit einer Tankfüllung bei Vollgas. Die schweizerische Mannschaft war auf zahlreiche Code-60-Zonen im letzten Stint angewiesen, damit das Rennen nur 40 Runden dauern würde.

"Es sah auch lange Zeit gut aus, weil es viel Code 60 in meinen Runden fünf bis sieben gegeben hat", erinnert sich der Sohn von DTM-Legende Klaus Ludwig. "Wenn die geblieben wären, dann hätte ich auch gewonnen. Dann hätten wir so lange gebraucht, dass die letzte Minute auch noch verstrichen wäre. Leider waren die letzten zwei Runden komplett grün. Dadurch ist das Rennen schneller geworden." Runde 41 wurde zur bitteren Realität.

Im Schongang auf Platz drei

Dass er es überhaupt bis ins Ziel schaffte, halten viele schon für ein kleines Wunder. Der 31-Jährige entmystifiziert das Ganze aber: "Ich habe die ganze Zeit schon Sprit gespart. Ich hatte immer nur den Spritverbrauch im Blick. Deshalb konnte ich auch [am Ende] nicht mehr kämpfen. Ich konnte ja die Geraden nur noch entlang rollen und gar nicht mehr Vollgas fahren."

Die Strategie hält er nach wie vor für richtig: "Es war so besser, als irgendwo stehen zu bleiben. Und auch besser als nochmal an die Box zu kommen. Es war einfach unser Pech, dass das Rennen [mangels Code 60] wieder schneller geworden ist. Uns war erst ganz spät im Bereich Schwalbenschwanz bis Klostertal klar, dass es eine zusätzliche Runde geben würde."

Letztlich hält sich die Enttäuschung aber in Grenzen: "Wir sind sogar ziemlich zufrieden. Man muss sich vor Augen führen, dass wir von Platz 13 gestartet sind. Und die Erfahrung zeigt, dass man eigentlich keine Chance mehr auf den Sieg hat, wenn man nicht innerhalb der Top 10 startet - außer, man hat eine super Strategie."

Unverhoffter Kampf um den Sieg

Warum der Ferrari überhaupt plötzlich um den Sieg fuhr, hat er immer noch nicht ganz verstanden. Was durchaus verständlich ist, schließlich saß er mehr als vier Stunden im Auto. "Wir haben das gemacht, was auch andere machen, wenn sie nicht ganz vorne sind: Frühzeitig aus dem Verkehr rausgehen", sagt er. Der Ferrari kam zum ersten Mal nach Runde fünf, die Audis erst nach Runde sieben.

"Scheinbar haben wir in diesem Rennen mit dem Verkehr Glück gehabt oder hatten einfach eine exzellente 'Track Position'. Wir haben über die Distanz gut Boden gutgemacht und sind ein konstantes Rennen gefahren."

"Wir waren nicht die Schnellsten. Da gab's wirklich andere, die von der Rundenzeit her noch schneller waren. Aber wir sind sehr schnell gefahren und dadurch irgendwie in diese Führungsposition gekommen." Das sagt er natürlich auch im Hinblick auf die Tatsache, dass so manchem Hersteller diese Performance des Ferraris im Hinblicks aufs 24-Stunden-Rennen ein ziemlicher Dorn im Auge sein dürfte ...

Wann war ihm eigentlich klar, dass er um den Sieg fährt? "Als ich zu meinem letzten Doppelstint eingestiegen bin, wusste ich nur, dass wir um den vierten, fünften Platz herum liegen", antwortet er. "Aber dass ich vorne liege, habe ich erst über Funk gesagt bekommen."

Mit Bildmaterial von Jochen Merkle.

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