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Interview

W-Series-CEO im Interview: So kommt eine Frau in die Formel 1

W-Series-Geschäftsführerin Catherine Bond-Muir ist sich sicher: Irgendwann wird wieder eine Frau in der Formel 1 starten - Wie? Das verrät sie im Interview

Catherine Bond Muir

Thinking Forward

Interviewreihe #ThinkingForward mit Führungspersönlichkeiten aus dem internationalen Motorsport.

W-Series-Geschäftsführerin Catherine Bond-Muir glaubt daran, dass in Zukunft eine Frau die Formel-1-Welt erobern und in der Königsklasse des Formelsports starten wird. Diese Fahrerin könnte ihren Weg über die W-Series für Frauen in das Formel-Oberhaus finden. Die W-Series-Saison 2020 jedoch musste wegen der COVID-19-Pandemie abgesagt werden.

In der neuesten Episode von #ThinkingForward, unserer Interviewreihe mit Führungspersönlichkeiten aus der Motorsportszene, spricht Bond-Muir über ihre Pläne und Zukunftsvisionen. Außerdem bilanziert sie die erfolgreiche Debütsaison 2019 und sie erklärt die Entscheidung, die Saison 2020 wegen der weltweiten Krise ausfallen zu lassen.

Frage: "Viele Menschen hatten Zweifel an der W-Series, Sie aber haben es geschafft, in der ersten Saison erfolgreich zu sein. Können Sie zusammenfassen, was Sie bisher mit der W-Series erreicht haben? Wie haben Sie es geschafft, dass ein Umdenken eingesetzt hat?"

Catherine Bond-Muir: "Es war großartig, 20 Frauen für das erste Rennen zu gewinnen. Das war ein wichtiger Schritt. Niemals zuvor hatte es so eine Formelsaison gegeben. Ich glaube, dass darauf viele Menschen gewartet haben, denn sie wussten, dass es Zeit ist, mehr Frauen im Motorsport zu sehen. Wir haben es geschafft, die Wahrnehmung von Frauen in der Motorsportwelt zu verbessern."

Die 18 Pilotinnen der W-Series 2019

Im Jahr 2019 gab die W-Series mit 18 Fahrerinnen ihr Debüt ab

Foto: W Series

"Darüber reden die Menschen. Wir haben dazu beigetragen, die Art der Gespräche zu verändern. Wir haben den Ruf von Rennfahrerinnen gestärkt. Wir haben aber noch viel Arbeit vor uns und müssen es schaffen, noch mehr Frauen in die hochklassigen Serien im Motorsport zu bringen."

Frage: "Es war sicher schwierig, die W-Series-Saison 2020 abzusagen. Im Sport gab es aber mehrere solcher Entscheidungen. Auch Wimbledon wurde abgesagt wie viele andere Events. Zahlreiche andere Rennserien hingegen haben sich für ein kompaktes Programm entschieden, viele haben Geld verloren. Warum war die Absage für Sie die richtige Entscheidung?"

Bond-Muir: "Es war die Logistik, Fahrerrinnen aus 15 verschiedenen Ländern nach Europa zu bringen und sie auch dort für längere Zeit unterzubringen. Das war einfach unmöglich und auch unfair gegenüber den Pilotinnen, die nicht hätten kommen dürfen. Wie können wir eine W-Series durchführen, die 'offen für alle' ist, und dann nur zehn oder zwölf Fahrerrinnen am Start haben, weil einige nur aufgrund ihres Wohnortes nicht teilnehmen können?"

"Wir unterscheiden uns außerdem von anderen Serien, da es kein Startgeld gibt. Wir kommen für die Kosten aller Fahrerinnen auf. Wir wollen unbedingt ein globaler Sport sein. Sich auf ein oder zwei europäische Länder zu beschränken, das wären nicht wir gewesen. Wir freuen uns auf das kommende Jahr und führen natürlich schon Gespräche."

"Abgesehen von Austin und Mexiko werde ich jetzt nicht sagen, wo wir Rennen fahren werden, weil noch keine Abmachungen geschlossen wurden. Nächstes Jahr soll größer werden und ich denke, wir sind noch ein zu junger Sport, um etwas zu machen, was nicht richtig gut wäre. Denn so etwas wäre in den Köpfen hängengeblieben."

Beitske Visser

2020 setzt die W-Series aus - seitens Bond-Muir eine bewusste Entscheidung

Foto: Motorsport Images

Frage: "Wie die Formel E, so ist auch die W-Series eine Rennserie mit einer Mission. Aktuell spielen Gleichberechtigung und Vielfalt weltweit eine immer wichtigere Rolle. Im Sport werden die Botschaften immer deutlicher gesendet. Inwiefern hat das Ihrer Meinung nach der W-Series geholfen?"

Bond-Muir: "Ich glaube, in den Gesprächen, die wir kommerziell führen. Wir haben eine Mission. Es gibt da keine Plattitüden. Wir sind dafür da, Frauen in einem Sport zu promoten, der historisch gesehen nicht dadurch aufgefallen ist, viele Frauen an Bord zu haben. Wir verkörpern Authentizität. Wir drucken keine T-Shirts, um unsere Nachricht zu promoten. Wir sind das, was wir sind."

Frage: "Und was ist, wenn diese Botschaft auch in eine politische Sphäre geht?"

Bond-Muir: "Nehmen wir 'Black Lives Matter'. Ich finde es fantastisch, dass sich Fahrer einsetzen, dass sich Lewis [Hamilton] einsetzt und seine Plattform für etwas Gutes nutzt. Ich fand es interessant, dass Mercedes seine Meinung unterstützt und gesagt hat: 'Das ist keine Frage der Politik, sondern einer Frage über Menschenrechte.' Es gibt viele Überschneidungen zwischen Politik und Menschenrechten."

"Mit der Unterstützung durch Mercedes steht Lewis nicht alleine da, er bekommt die Unterstützung des Teams. Im Sport nutzen Individuen jetzt ihre Position, um ihre Position klarzumachen und ein Statement abzugeben. Es ist ein Recht. Und auch Sponsoren, Unternehmen und Sportverbände fangen langsam an, auf diesem Gebiet aufzuholen."

Frage: "E-Sport hat in diesem Jahr einen Schub bekommen. Das ist positiv, aber besonders toll ist, dass es kaum Barrieren gibt, mitzumachen. Wie sieht Ihre Erfahrung mit E-Sport aus und der Möglichkeit, ein ganz neues Publikum zu erreichen?"

Bond-Muir: "Wir haben uns da im Grunde einem ganz neuen Publikum geöffnet. Wir wollen, dass das ein Weg in den Motorsport und in unsere Rennserie wird. Eines der größten Probleme im Motorsport sind die Kosten. Und das (E-Sport; Anm. d. Red.) ist eine Möglichkeit, die relativ günstig ist. So könnte der Motorsport quasi allen Menschen ermöglicht werden, denn die Kosten sind hier kein Hindernis. Der Trick wird sein, E-Sport-Interessierten die W-Series, die Formel 1 oder die Formel E schmackhaft zu machen."

Catherine Bond-Muir

In der W-Series übernimmt die Rennserie die kompletten Kosten der Teilnehmer

Foto: Motorsport Images

Frage: "Sie in der W-Series bezahlen die Rennen der Teilnehmer, was wirklich ungewöhnlich ist. Sie sind nicht auf reiche Eltern oder große Sponsoren von Fahrern angewiesen, was im Formelsport eigentlich der Regelfall ist. Welche Art von Menschen zieht das an?"

Bond-Muir: "In der W-Series fährt beispielsweise Alice Powell, die erste Frau, die in der GP3-Serie gepunktet hat und dann hatte sie kein Geld mehr. Sie konnte nicht mehr fahren und musste bis zum Einstieg in die W-Series fünf Jahre pausieren. Wir sind stolz darauf, ihr Comeback geebnet zu haben."

"Junge Frauen, die darüber nachdenken, Motorsport zu betreiben, können sich die W-Series anschauen. Sie erkennen, dass ihr Vater oder ihre Mutter dafür nicht im Lotto gewinnen müssen. Hoffentlich können wir so eine Barriere nach der anderen einreißen. Wir als Marke müssen mehr an den Wurzeln aktiv werden. Wir müssen es schaffen, Fahrerinnen im jungen Alter zu unterstützen."

"Wir wissen noch nicht, wie wir das machen werden. Das ist aber etwas, was wir machen müssen. Wir wollen nicht, dass junge Talente schon früh aufgeben, weil sie nicht das Geld zusammenbekommen, um Ginettas oder Formel-4-Autos zu fahren."

Jamie Chadwick

Jamie Chadwick: Die Gesamtsiegerin der bisher einzigen W-Series-Saison

Foto: LAT

Frage: "Wann werden wir eine Frau in der Formel 1 sehen? Sie sind die Expertin. Wie weit sind wir Ihrer Meinung nach davon entfernt?"

Bond-Muir: "Ich bin dieser Frage immer ausgewichen."

Frage: "... bis heute!"

Bond-Muir: "Es gibt zwei Möglichkeiten: Eine schnelle, gute Fahrerin bekommt genügend Sponsoren und Unterstützung zusammen, um sich durch die Formel 3 und Formel 2 zu kämpfen. Oder eine Zehn- bis 13-Jährige fährt tausende von Stunden und sammelt somit genauso viel Erfahrung wie ihre männlichen Kontrahenten. Weil viele wieder eine Frau in der Formel 1 sehen wollen, bekommt sie dann die Unterstützung im jungen Alter."

"Hoffentlich fährt sie in der W-Series, um sich dann in der Formel 3 und der Formel 2 durchzusetzen. Da muss sie dann fundamentale Unterstützung bekommen, um sich durchzukämpfen. Wie lange wird das also noch dauern? Vielleicht zehn Jahre? Ich glaube aber, dass es früher klappt, weil jemand eine Frau unterstützen wird, um das zu schaffen. Aus der praktischen Sicht dauert es aber noch zehn Jahre, weil das die Länge des Weges ist."

Frage: "Wegen der COVID-19-Pandemie wird es für Rennserien und Teamchefs nicht einfach, Sponsoren zu finden. Wie sehen Sie das?"

Bond-Muir: "Ich glaube an meine Sponsoren in meiner Pipeline, weil wir uns wegen der Diversität gut verkaufen können. Wir wissen, dass unsere Rennen auf der ganzen Welt übertragen werden und wir gute Zuschauerzahlen haben. Wir dürfen uns aber nicht nur auf Sponsoren verlassen. Wir müssen einen Weg finden, zu gegebener Zeit auf eigenen Beinen zu stehen und ein gesundes Unternehmen aufzubauen. Die Investoren wollen schließlich entlohnt werden."

Catherine Bond-Muir

2019 fuhr die W-Series im Rahmen der DTM, 2021 dann wohl nicht mehr

Foto: Motorsport Images

"Wenn ich nur auf Sponsoren setzen würde, wäre ich nervös, weil die Welt kommendes Jahr in ein schwieriges mikro- und makroökonomisches Umfeld laufen wird. Wir werden im nächsten Jahr Rennen bestreiten, selbst wenn wir keinen neuen Sponsor bekommen."

Frage: "Wie wird sich die aktuelle Situation auf die Elektromobilität und die Elektrifizierung des Motorsports auswirken? Wie wird die W-Series damit in Zukunft umgehen?"

Bond-Muir: "In meinem Herzen bin ich Motorsportpuristin. Ich habe die Formel-1-Autos vor der Hybrid-Ära geliebt, weil ich den Sound so mochte. Als Unternehmen müssen wir klimaneutral werden. Es wird in den kommenden Jahren so viele neue Technologien geben. Aufgrund der Effizienz der Motoren müssen nicht alle Serien elektrisch werden."

"Die Zukunft der W-Series wird vermutlich nicht aus Benzinmotoren bestehen. Ich glaube, wir müssen Hybridlösungen suchen. Elektrisches Racing wäre fantastisch, aber ich mag den Sound. Ich mag es, wenn die Organe erschüttert werden, wenn ich Rennen besuche."

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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