W-Series im Fokus: Das Pro und Contra der Motorsportwelt
Die W-Series ist in der Motorsportwelt in aller Munde – Während sich einige Protagonisten freuen, sprechen die Gegner von einem Rückschritt
Frauen sind im Motorsport auch im Jahr 2018 selten zu finden. In den Topligen haben sich nur wenige weibliche Fahrerinnen etabliert. Namen wie Katherine Legge, Susie Wolff und Danica Patrick haben sich in die Köpfe der Motorsportfans gebrannt. Mit der W-Series soll im Jahr 2019 in Europa eine Möglichkeit für Frauen geschaffen werden, im Motorsport auf sich aufmerksam zu machen. Jedoch erhält der Vorstoß neben Lob auch viel Ablehnung.
Im Jahr 2017 stieß Carmen Jorda die Diskussion an, als die behauptete, Frauen seien in der Männerdomäne Formel 1 chancenlos. Deshalb forderte sie eine Königsklasse für Frauen und löste damit einen regelrechten Shitstorm aus. Viele weibliche Rennfahrerinnen distanzierten sich von Jorda und ihren Ideen, da sie sich auf der Strecke mit den besten Fahrern messen wollen würden – auch wenn es Männer sind. Als die Rennserie für Frauen erstmals angekündigt wurde, sprach Mercedes-Teamchef Toto Wolff von einer Untergrabung von Fahrerinnen.
Jetzt sind die Details der neuen Serie, die auf den Namen W-Series hört, bekannt. Gefahren wird in identischen Formel-3-Boliden (mehr Informationen hier). Das Besondere: Die Rennfahrerinnen müssen keine Sponsorengelder mitbringen, sondern einen Bewerbungsprozess durchlaufen, um ein Cockpit zu erhalten. Die Meisterin soll 500.000 Dollar (rund 432.000 Euro) des 1,5 Millionen Dollar (rund 1,31 Millionen Euro) großen Preisgeldtopfs erhalten. In der Motorsportwelt stößt dieses Konzept sowohl auf Zustimmung als auch Abneigung.
"Weibliche Rennfahrer, das ist einfach ein Spiegel unserer Gesellschaft", äußert sich Alexander Wurz. "Wenn mehr Väter ihre Töchter anstelle ihrer Söhne in den Kartsport bringen würden, würden es viel mehr Frauen bis an die Spitze schaffen. Die W-Series hilft hoffentlich beim Prozess, mehr Mädchen zum Rennsport zu bringen." Der Österreicher spricht sich also für die W-Series und ihre Chancen aus. David Coulthard, der in der Jury der W-Series sitzen wird, ist ebenfalls begeistert. Er spricht von einer "großen Möglichkeit" für Frauen.
Natalie Pinkham von Sky Sports ist ebenfalls von der neuen Serien angetan. Sie schreibt: "Es ist ein großer Tag für Frauen im Motorsport. Die Gründung der W-Series ist etwas ganz Besonderes." Ex-Formel-1-Pilot Karun Chandhok weist in seinem Statement daraufhin, dass die W-Series "mehr Frauen für den Rennsport begeistern soll". Außerdem meint er: "Es heißt nicht, dass Frauen nicht gegen Männer antreten können. Es wäre großartig, eines Tages eine Frau in der Formel 1 zu sehen, die das Talent eines Max Verstappens oder Lewis Hamiltons hat."
Völlig anders sieht es hingegen Ex-IndyCar-Pilotin Pippa Mann: "Was ein trauriger Tag im Motorsport. Die, die Frauen im Motorsport unterstützen wollen, haben sich dazu entschied, sie abzuschotten und genau das Gegenteil zu machen. Ich bin sehr enttäuscht, dass dieser Rückschritt während meines Lebens stattfindet." Formel-3-Pilotin Sophia Flörsch sagt, sie verstehe die Idee, sei aber mit der Lösung alles andere als zufrieden. "Frauen brauchen langfristige Unterstützung und vertrauensvolle Partner. Vergleicht es mit der Wirtschaft: Braucht es getrennte weibliche Manager? Es ist der falsche Weg!"
Ellen Lohr geht sogar weiter und spricht von einem simplen "Marketinggag". Sie sagt: "Es braucht Änderungen und keine W-Series. Nutzt das Geld lieber dafür, ein bis zwei Frauen zu unterstützen, die bereits bewiesen haben, wettbewerbsfähig zu sein." Diese Fahrerinnen sollten dann bis zur Formel 1 begleitet werden. "Investiert in Simulatoren und ladet Frauen und Mädchen ein, zu trainieren", so Lohr weiter. "Gerade die, die bereits im Rennsport aktiv sind, können sich das nämlich nicht leisten."
TCR-Fahrerin Michelle Halder ist ebenfalls kein Fan der neuen Serie. Sie sagt: "Es gibt nicht viele Frauen, jedoch gibt es welche im Motorsport. Das sind Frauen, die eine Leidenschaft zum Motorsport haben genau wie die Männer. Das sind Frauen, die kämpfen für ihren Traum." Frauen hätten es im Motorsport nicht einfacher als die männlichen Kollegen, stellt sie klar. Weil nur wenige Frauen im Motorsport aktiv seien, würden diese öfters im Rampenlicht stehen. Das würde die Karriereleiter aber nicht einfacher gestalten. "Wir müssen uns erst beweisen", sagt sie. "Wir müssen am Anfang ziemlich viel einstecken, bevor wir erst einmal akzeptiert werden."
Halder wolle nicht in einer Serie für Frauen an den Start gehen. Der Wettbewerb gegen die Männer habe sie "stärker gemacht". " Die haben mich dazu gebracht, dass ich heute hier stehe", erklärt sie. "Ich habe dieses Jahr ein Rennen in der TCR Germany gewonnen- gegen Männer. Das heißt? Ich bin doch als Frau noch stolzer, ganz oben zu stehen. Wir können doch auch das Gleiche wie sie. Deshalb macht es doch auch riesigen Spaß, mit den Männern zu kämpfen."
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