Analyse: Warum Mexiko für die WEC eine Reise ins Ungewisse ist
Am Wochenende gastiert die Langstrecken-WM (WEC) erstmals am umgebauten Autodromo Hermanos Rodriguez in Mexiko City. Doch was die Protagonisten dort erwartet, ist noch unklar.
Foto: Porsche AG
Denn die mexikanische Hauptstadt liegt auf einer Höhe von 2.200 Metern, was die LMP1-Prototypen der WEC auf eine harte Probe stellt.
In dieser Höhe ist die Luft dünner als auf Meeresniveau, weshalb sich der Luftwiderstand reduziert. Die Fahrzeuge können dadurch mit steileren Flügeln fahren und generieren so mehr Abtrieb.
Weil sich jedoch weniger Sauerstoff in der Luft befindet, werden die Motoren mehr belastet und die Kühlung von Triebwerken und Bremsen fällt schwer.
Hinzu kommt auch noch ein Streckenbelag, der den Autos nur wenig Grip bietet, was wiederum die Reifen fordert.
Dessen sind sich die WEC-Spitzenteams aber bewusst, wie Toshio Sato von Toyota erklärt. "Mexiko stellt für alle von uns eine neue Herausforderung dar. Aufgrund der dünnen Luft dürfen wir mit sehr hohen Topspeeds rechnen, selbst wenn wir unser Paket für hohen Abtrieb fahren werden."
"Wir haben den TS050 Hybrid jedoch noch nie in so großer Höhe ausprobiert. Die Strecke ist ebenfalls neu für uns. Das bedeutet, wir werden im Training sehr viel testen müssen."
Porsche-Teamchef Andreas Seidl ergänzt: "Die Kühlung könnte zum Problem werden, sowohl in Bezug auf den Antriebsstrang als auch in Bezug auf die Bremsen." In jedem Fall, so Seidl, sei mit sehr hohen Geschwindigkeiten zu rechnen.
Mehr als 360 km/h für die LMP1-Autos?
Das glaubt auch LMP2-Teambesitzer Ricardo Gonzalez, der in Mexico City unlängst einige Demorunden in einem LMP3-Fahrzeug absolviert hat, um für die Veranstaltung zu werben.
Seiner Schätzung zufolge werden die LMP1-Spitzenautos am Ende der langen Gerade rund 360 km/h erreichen. GT-Fahrzeuge sollen auf etwa 290 km/h kommen.
Zum Vergleich: Williams-Fahrer Felipe Massa erzielte beim Formel-1-Gastspiel 2015 in Mexiko den für die Formel 1 höchsten Topspeed von 364,3 km/h. Sein Teamkollege Valtteri Bottas aber war 2016 beim Stadtrennen in Baku noch schneller und wurde dort mit 378 km/h gemessen.
Doch was nützt ein hoher Topspeed, wenn sich das Überholen schwierig gestaltet, wie Gonzalez vermutet? "Die Ideallinie ist da keine Hilfe, denn es ist stellenweise sehr eng. Vor allem im Stadion, denn in dieser Sektion passt wirklich kein zweites Auto auf die Strecke", meint Gonzalez.
"Was mich in jedem Fall überrascht hat: Die Temperaturen von Bremsen und Motor klettern so rasant an. Und dann ist es schwierig, diese Komponenten wieder herunterzukühlen. Das wird also eine Rolle spielen bei der Strategieplanung."
Die Ausgangslage in der Gesamtwertung
Porsche reist als Spitzenreiter in der Fahrerwertung nach Mexiko City. Der 919 Hybrid mit der Startnummer 2 und den Piloten Romain Dumas, Marc Lieb und Neel Jani hat derzeit einen Vorsprung von 33 Punkten auf den #8 Audi von Oliver Jarvis, Loic Duval und Lucas di Grassi.
Die große Frage aber ist: Können die Titelverteidiger im #1 Porsche um Mark Webber, Brendon Hartley und Timo Bernhard in Mexiko ihre Aufholjagd fortsetzen? Am Nürburgring hat das Trio erstmals 2016 gesiegt, liegt aber aktuell 77,5 Punkte hinter dem Schwesterauto zurück.
Das 6-Stunden-Rennen der WEC am Autodromo Hermanos Rodriguez wird am Samstag ausgetragen.
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