Porsche mit starker Verbesserung: Folgt in Bahrain der erste WEC-Sieg des 963?
Porsche konnte sich im bisherigen Saisonverlauf kontinuierlich steigern - Auch die Konkurrenz ist gewarnt - Folgt in Bahrain der ersten WEC-Sieg für den Porsche 963?
Kämpft Porsche beim Finale der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) in Bahrain um den Sieg? Die Formkurve zeigte zuletzt deutlich nach oben und auch beim Rennen in der Wüste zählt Penske mit dem 963 zum engeren Kreis der Favoriten.
Nach einem holprigen Start, mit mittelmäßigen Ergebnissen in Sebring sowie technischen Problemen in Spa, kam der Porsche 963 nach dem Saisonhöhepunkt in Le Mans deutlich besser in Fahrt. Beim letzten Rennen in Fuji lag die Mannschaft sogar lange Zeit in Führung, musste sich schlussendlich aber doch mit dem dritten Platz zufriedengeben.
Nichtsdestotrotz ist die Konkurrenz gewarnt. "Porsche hat seit Le Mans einige wirklich gute Fortschritte gemacht", sagt Toyota-Pilot Mike Conway gegenüber Motorsport-Total.com. Der Brite hat das Team daher auch beim Saisonfinale in Bahrain (alle Infos zu den 8h Bahrain 2023!) auf dem Zettel: "Ja, ich denke, sie werden auch an diesem Wochenende stark sein."
Beim Rennen in Fuji konnte Porsche mit den Reifen haushalten und sich damit einen Vorteil erarbeiten. "Wir sind überrascht, dass wir sie nicht so schnell wie gewünscht einholen konnten, aber das war okay", ist Conway ehrlich. Der Toyota-Pilot freut sich über den engen Zweikampf: "Um ehrlich zu sein, hat es das Rennen interessanter gemacht, wenn man manchmal nur um ein oder zwei Zehntel schneller war. Also ja, das war gut."
Toyota rechnet mit erstem Porsche-Sieg
Auch Toyota-Teamkollege Ryo Hirakawa zeigt sich von der Performance des Porsche 963 beeindruckt. "Wir waren auch von der Leistung überrascht und auch dieses Wochenende sollten sie stark sein", sagt der Japaner im Gespräch mit Motorsport-Total.com. Beim Fuji-Rennen hatte Toyota "auch ein bisschen Glück", weil Porsche offenbar ein Problem beim Tanken hatte.
"Wenn man sich nur das Ergebnis ansieht, dann haben wir die Saison fast dominiert", gibt Hirakawa zu. "Aber ein Rennen zu gewinnen, ist sehr schwer." Toyota habe in diesem Jahr "hart gearbeitet, und es hat bisher gut funktioniert", sagt der Japaner.
Porsche vor Toyota? Fuji soll keine Ausnahme sein
Foto: Motorsport Images
In Bahrain gehört Porsche wieder zu den Favoriten, insbesondere wegen des geringen Reifenverschleißes. "Wir werden es versuchen. Das ist unser Ziel", zeigt sich Jonathan Diuguid, der leitende Direktor bei Porsche Penske Motorsport, zuversichtlich. "Ich denke, wir sind alle begeistert, dass wir in Fuji gezeigt haben, dass wir es schaffen können."
"Wir werden versuchen, den Druck auf sie [Toyota] aufrechtzuerhalten, auch wenn wir keine Chance auf die Meisterschaft haben", sagt Diuguid. "Und das haben sie schließlich mit ihren beiden Autos. Sie haben also viel mehr zu verlieren als wir. Wir versuchen, den Druck aufrechtzuerhalten, damit sie ehrlich bleiben und wir sehen, was wir leistungsmäßig tun können."
Fortschritte "nicht von heute auf morgen"
Porsche ist es gelungen, das Auto besser zu verstehen und die richtigen Anpassungen vorzunehmen. "Die Autos sind ziemlich kompliziert. Es geht also um schrittweise Änderungen", erklärt Diuguid im Gespräch mit Motorsport-Total.com. Das sei ein langwieriger Prozess.
"Wenn man sich die einzelnen Teile ansieht, möchte man eine lange Liste entwickeln, und man muss sie nach und nach abarbeiten, weil das alles sehr viel Zeit in Anspruch nimmt", weiß der leitende Direktor bei Penske. "Und es ist wichtig, auch bei der homologierten Plattform die richtige Entscheidung zu treffen."
Die Fortschritte sind nicht von heute auf morgen entstanden, sondern über einen deutlich längeren Zeitraum: "Ich würde sagen, dass es sich um schrittweise Verbesserungen im Laufe des Entwicklungsprogramms handelt, das nun schon über zwei Jahre läuft", sagt der erfahrene Techniker.
Porsche beim Reifenverschleiß im Vorteil?
Diuguid erklärt gegenüber Motorsport-Total.com, dass es "ein schrittweiser Ansatz ist, bei dem kleine, unterschiedliche Dinge zusammen angewendet werden, um die Leistung zu verbessern". Dennoch gibt es viele Bereiche, in denen das Team deutliche Fortschritte erzielen konnte.
"Das Verständnis für die Reifen ist etwas, bei dem wir immer besser werden", ist der leitende Direktor ehrlich. "Unsere Ingenieure haben dabei wirklich gute Arbeit geleistet, und das ist ein wichtiger Faktor. Darüber hinaus geht es darum, die Systeme zu verstehen und die Fahrer damit vertraut zu machen, was sie aufgrund des Reifenabbaus und dem aktuellen Stand ihrer Stints anpassen müssen."
"Wenn man also lernt und die Dinge natürlicher werden, kann man sich auf die anderen Details konzentrieren", sagt er. Vor allem in Bahrain, wo der Reifenverschleiß sehr hoch ist, könnte Porsche wieder im Vorteil sein: "Wenn wir auf die letzten Rennen zurückblicken, waren unsere 963er ziemlich gut beim Reifenabbau, und das müssen wir fortsetzen."
In Bahrain gehört Porsche zu den Favoriten
Foto: Motorsport Images
"Ich denke, wir haben in Japan und Fuji ein positives Fazit gezogen, und das würden wir gerne fortsetzen", ist Diuguid zufrieden. "Und zwar mit einer positiven Note hier in Bahrain, mit einem gleichen oder besseren Ergebnis. Das ist also unser Ziel und wir werden auch nach der Saison weiter daran arbeiten."
Porsche löst anfängliche Zuverlässigkeitsprobleme
Auch Porsche-Pilot Kevin Estre ist zufrieden, dass das Team "Schritte in die richtige Richtung" machen konnte, auch wenn es "nicht genug" waren. "Aber Fuji war wirklich so ein kleiner Schritt, wo, alles zusammengepasst hat", sagt der Franzose. "Wir waren da, hatten das richtige Paket und haben um den Sieg gekämpft."
Der Auftakt in Sebring war "enttäuschend, obwohl wir nicht so arrogant waren und dachten, dass wir von Anfang an gewinnen, aber die Hoffnung war, dass wir näher dran sind", ist Estre ehrlich. "Aber es ist ein neues Programm, alle müssen lernen zusammenzuarbeiten, vor allem in dieser Serie und mit so einem Auto."
Vor allem die fehlende Zuverlässigkeit sorgte für großen Frust. "Am Anfang waren wir nicht die einzigen, die Probleme mit der Zuverlässigkeit hatten", erinnert der Porsche-Fahrer. "Aber wir waren nicht besser als die anderen, obwohl wir mehr oder früher getestet haben. Ich glaube, das hat ein bisschen wehgetan und wir hatten das Gefühl, nicht gut genug zu sein." Mittlerweile ist es gelungen, die Probleme in den Griff zu bekommen.
Paralleleinsatz in der IMSA als Vorteil
Dass Penske in dieser Saison nicht nur in der WEC, sondern auch in der amerikanischen IMSA SportsCar Championship am Start war, bewies sich dabei als Vorteil. "Wir können schon profitieren, aber die IMSA hat sehr spezielle Streckencharakteristiken", weiß Estre im Gespräch mit Motorsport-Total.com. "Es ist oft sehr wellig und oldschool."
Hinzu kommen weitere Unterschiede: "Sie haben bei den Reifen oft nur eine Mischung und wir haben immer zwei", erinnert der Porsche-Pilot. "Und sie müssen keine oder nur sehr wenige Doppelstints fahren." Nichtsdestotrotz bringt der IMSA-Paralleleinsatz einen wichtigen Bonus: "Wir können vom gesamten Set-up etwas profitieren, besonders, weil wir in der IMSA viel mehr getestet haben als hier."
Im Verlauf der Saison konnte sich Porsche deutlich verbessern
Foto: Motorsport Images
"Sie haben die Autos immer im LKW, und bei uns die Rennautos immer im Container", erinnert Estre an die Überseerennen der WEC. "Deshalb konnten wir nie so viel testen wie die IMSA-Seite, aber wir können voneinander lernen. Nur eben nicht eins zu eins, weil die Strecken schon einen großen Unterschied machen."
"Es gibt viel Interaktion", bestätigt auch Diuguid. Die beiden Mannschaften tauschen viele Informationen aus, und die Ingenieure führen regelmäßige Besprechungen durch, um die gesammelten Erfahrungen aus beiden Serien abzugleichen.
"Die Tatsache, dass die Plattform sehr einheitlich ist, mit den gleichen Reifen und im Grunde dem gleichen Auto, abgesehen von ein paar kleinen Anpassungen, ist sehr hilfreich", sagt der leitende Direktor bei Penske, der ebenfalls die Unterschiede der Strecken erwähnt: "Alles ist einfacher, wenn man die Strecken ähnlicher macht, aber ich denke, das ist das Schöne an den Meisterschaften."
"Die Vielfalt der Strecken, ob es nun Hochgeschwindigkeitsstrecken, wie Le Mans, sind oder Hightech-Strecken, wie hier in Bahrain, bringt eine andere Dynamik mit sich", sagt Diuguid. "Und die Teams und Fahrer müssen darauf reagieren und versuchen, das Beste daraus zu machen."
Diuguid: "Meisterschaft ist hart umkämpft"
Dass es plötzlich auch wieder bergab gehen kann, musste Peugeot feststellen. In Monza feierten die Franzosen das erste Podium in der WEC, und schon beim nächsten Rennen in Japan war der 9X8 völlig chancenlos. "Ich würde nicht sagen, dass es ein direkter Fehler von Peugeot ist", glaubt Diuguid. "Ich denke, es zeigt einfach, wie hart umkämpft diese Meisterschaft ist."
Schnappt sich Porsche in Bahrain den ersten WEC-Sieg mit dem 963?
Foto: Motorsport Images
"Und wenn man einen kleinen Fehler macht, gibt es immer jemanden, der deinen Platz einnimmt", mahnt er. "Das zeigt, wie schwierig es ist, Leistung aus diesen Autos herauszuholen. Und das betrifft alle gleich stark. Wir werden es also nicht jedes Wochenende richtig machen."
"Wir hoffen, dass wir an den Wochenenden, an denen wir es richtig machen, die Endposition maximieren können", ist Diuguid optimistisch. Schafft es Porsche vielleicht schon an diesem Wochenende, den ersten WEC-Sieg mit dem 963 zu holen?
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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