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Faszination Dirt-Tracks

Pures Racing: Über die zahlreichen Varianten des US-amerikanischen Dirt-Track-Racings, unter anderem die World-Of-Outlaws und der Chili-Bowl.

Damien Gardner und JJ Yeley

Foto: Boyd Adams

Tyler Brehm
Cody Brewer in Schwierigkeiten
Tracy Hines und Chad Boat
Tom Harris
Chase Briscoe und Tyler Brehm
Sammy Swindell in Schwierigkeiten
Rico Abreau
Damien Gardner und JJ Yeley
Alex Bright
Kyle Larson
Titelverteidiger Bryan Clauson

Racing in den USA ist wesentlich mehr als nur NASCAR oder IndyCars. Fast in jeder Gegend dieses riesigen Landes gibt es die kleinen Dirt-Tracks, auf denen die (Hobby- oder Amateur-) Piloten in teilweise abenteuerlich anmutendenen Geschossen Vollgas geben.

Die Strecken sind dabei immer gleich: Ein kleines Oval mit ein wenig Kurvenüberhöhung und einem Belag eben genau nicht bestehend aus Asphalt, Teer oder Beton. Nein, auf den Dirt-Tracks fährt man auf einem Lehm-/Sand-/Asche-Gemisch beliebiger Herkunft.

Es ist also eine recht staubige Angelegenheit, es ist sauschnell und kreuzgefährlich, denn gebremst wird in den Kurven im Normalfall nicht. Das Gefährt wird am Ende der Geraden einfach angestellt und geht dann in einen langen Drift über.

Ein Prozedere, das die US-Youngster quasi mit der Muttermilch einsaugen und das sehr gut veranschaulicht, warum die US-Boys auf den Ovalen eigentlich unschlagbar sind.

Dirt-Track-Racing bildet also, wenn man so will, die Basis des US-Rennsports.

Vielleicht ein kleiner Vergleich: Bei uns in Europa geht man abends nach der Arbeit Go-Kart-Fahren, in den USA geht es auf einen Dirt-Track. Es ist dort sozusagen der automobile Breitensport.

Einige Piloten sitzen dabei in schweren Late-Models oder Modifieds, deren Optik und Ursprung irgendwie an die mächtigen Stock-Cars angelehnt ist.

Wesentlich spektakulärer geht es jedoch zu, wenn die Sprint-Cars auf die Strecke fahren. Achtung bitte: Die Sprint-Cars haben dabei nichts, aber auch gar nichts mit dem Sprint-Cup der NASCAR zu tun.

 

Die wechselhafte Dirt-Track-Geschichte

Über die exakte, historische Datierung der Ursprünge des Sprint-Car-Racings wird in den USA bis heute viel diskutiert. Einig ist man sich, dass alles mit diversen Modifikationen des legendären Ford Model T begann, doch wann der Begriff "Sprint-Car" salonfähig wurde, daran scheiden sich die Geister.

Soviel steht fest: Die American Automobile Association (AAA) bewarb 1922 einen Renntag auf dem kalifornischen Cotati Speedway als "50 Miles Sprint Event".

Damit lässt sich auch der historische Begriff Sprint-Car einigermaßen definieren: Es ist ein Bolide, der sich im Unterschied zu einem StockCar oder einem Indy-Style Race-Car nicht über eine längere Renndistanz bewähren muss.

Sprich: Es gibt keine Boxenstopps, keine Reifenwechsel, keine Reparaturen. Die Rennen sind kurz, dafür unterteilt in mehrere Vorläufe, Einzel-Qualifikationen und Hoffnungsläufe. Irgendwann kristallisiert sich dann ein Finale heraus, zumeist A-Feature genannt.

Nachdem sich die AAA aufgrund des Le-Mans-Desasters 1955 aus dem Motorsport zurückzog, übernahm der USAC (United States Automobile Club) die Organisation vieler US-Rennveranstaltungen (unter anderem auch das Indy 500).

USAC-Gründer war der damalige Indianapolis-Chef Tony Hulman. Die USAC unterhält auch heute noch mit der Silver-Crown-Serie, der National Sprint-Car-Series und der National-Midget-Series einige Dirt-Track-Serien.

Unter anderem A.J. Foyt (1971), Al Unser (1972), Mario Andretti (1973), Ken Schrader (1982), Dave Blaney (1984), Jeff Gordon (1991), Tony Stewart (1995) oder Ryan Newman (1999) können sich als Silver-Crown-Champions bezeichnen.

Allerdings gab es dabei ein großes Problem: Neben dem USAC-Kalender organisierten noch viele andere, regionale Veranstalter ihre eigenen Sprint-Car-Events.

Für die Fans war dies eine einigermaßen verwirrende Situation, den Piloten hingegen konnte dies nur recht sein: Sie fuhren zu dem Veranstalter, der gerade das größte Preisgeld bot.

Die USAC-Bosse knirschten angesichts dieser Praxis mit den Zähnen und bezeichneten die Abweichler schlicht und ergreifend als "Outlaws", sprich: Gesetzlose.

Die World-Of-Outlaws

Dies griff 1978 Ted Johnson auf. Er wollte eine große nationale Sprint-Car-Serie unter einem einzigen Dach organisieren und gründete die "World-Of-Outlaws" (WoO).

Heute ist die WoO die mit Abstand bekannteste aktuelle Sprint-Car-Serie.

Benutzt wird ein 6,7 Liter V8-Motor, der mit Methanol betrieben wird und bis zu 1.100 PS bei einem Gesamtgewicht von 1.400 amerikanischen Pfund (oder 635 Kilogramm) liefert.

Diese brachiale Power wird durch überdimensionale Hoosier-Hinterreifen und einen großen, werbewirksamen Dachflügel auf die Dirt-Tracks gebracht. Der Flügel besitzt dabei zwei Sideboards, die in die entgegengesetzte Richtung ausgelegt sind und damit das Einlenkverhalten verbessern.

Aus genau dem gleichen Grund ist der rechte Hinterreifen größer als der linke, kurveninnere Reifen. Die Differenz heißt "Stagger". Je größer dieser Stagger ist, desto mehr Speed ist in den Kurven möglich, allerdings zu Lasten des Geradeaus-Tempos.

Sprint-Cars haben keine Batterie und keinen Starter, sie müssen also immer angeschoben werden. Es gibt auch keinen Rückwärtsgang und keine Kupplung, daher wird auch nicht geschaltet.

Minimales Gewicht bei Mega-Power also. Das ist die Erfolgsformel im Sprint-Car-Sport. Was nicht unbedingt nötig ist, wird nicht eingebaut.

Der Stahl-Rahmen plus Käfig ist gerade so groß, damit Fahrer, Motor und Tank Platz haben. Der Radstand liegt etwa bei 2,13 Metern, der Motor ist direkt vor dem Piloten platziert. Die Antriebswelle läuft zwischen den Beinen des Piloten hindurch, der Tank sitzt hinten.

Ein solchermaßen ausgestatteter WoO-Bolide kann bis zu 60.000 US-Dollar kosten.

Die NASCAR-Stars Tony Stewart und Kasey Kahne betreiben jeweils ein WoO-Team. Stewart-Pilot Donnie Schatz gewann zwischen 2008 und 2015 fünfmal den WoO-Titel. Daryn Pittman war 2013 für Kasey-Kahne-Racing erfolgreich.

Die absolute WoO-Legende heißt jedoch Steve Kinser. Der mittlerweile 61-Jährige holte zwischen 1978 und 2005 nicht weniger als 20 WoO-Titel.

In der WoO zu fahren, ist heute ein echter Fulltime-Job. Der Kalender 2016 sieht 93 Renntage auf 52 US-amerikanischen Dirt-Tracks vor.

In Las Vegas und Charlotte gibt es übrigens direkt neben den großen Speedways jeweils einen kleinen Dirt-Track. Der WoO-Kalender ist so ausgerichtet, dass man an den Tagen vor dem großen NASCAR-Rennen quasi nebenan ein Dirt-Track-Event besuchen kann. Es lohnt sich!

Die Midget-Cars und der Chili-Bowl

Die Midget-Cars sind dabei die kleinere (und billigere) Variante der Sprint-Cars mit einem Vier-Zylinder-Motor und 300 bis 400 PS. Auch bei den Midget-Cars gibt es in den USA jede Menge verschiedener Veranstalter.

Das größte Einzel-Event der Midget-Cars ist der gerade laufende Chili-Bowl im Expo Center in Tulsa, Oklahoma. Bei diesem Indoor-Event mit einem 0,25-Meilen langen Dirt-Track treffen sich die Piloten völlig unabhängig davon, bei welchem Sanctioning Body sie normalerweise fahren. Auch gibt es immer wieder prominente NASCAR- oder IndyCar-Gastarter.

So gewann zum Beispiel Tony Stewart den Chili-Bowl in den Jahren 2002 und 2007 gleich zweimal.

2014 holte Bryan Clauson den Titel, der ein paar Monate später im Indy 500 fuhr. Im Vorjahr gewann der kleinwüchsige Rico Abreu, der später in der Saison sein Truck-Debüt in der NASCAR feierte.

Der Chili-Bowl ist eine Mega-Veranstaltung: 2016 gab es nicht weniger als 344 Meldungen. In insgesamt vier Qualifying-Nights wird über die Teilnahme im A-Finale entschieden, das in der Nacht von Samstag auf Sonntag über die Bühne gehen wird.

Aus den Reihen der NASCAR-Stars geben sich die Ehre: Kasey Kahne, Kyle Larson, Ricky Stenhouse, Justin Allgaier, J.J. Yeley und Truck-Talent Christopher Bell. Ex-IndyCar-Pilotin Sarah Fisher gibt in Tulsa ein Mini-Comeback.

Einer der größten Dirt-Track-Fans ist sicherlich Tony Stewart. Ihm gehört unter anderem der Eldora Speedway, auf dem seit einigen Jahren sogar die NASCAR-Trucks ein Meisterschaftsrennen austragen.

Für Stewart steht es fest, dass er nach seinem NASCAR-Karriereende wieder in den Sprint-Cars Platz nehmen wird.

„Ich bin ein Rennfahrer“, sagt „Smoke“ über sich selbst. „Ich fahre Rennautos. StockCars und IndyCars sind nicht die einzigen Rennautos auf dieser Welt. Und Rennfahren war für mich niemals ein Job. Für mich ist es das, was ich einfach liebe.“

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