Binotto und Wheatley: Das verspricht sich Audi von seiner "Doppelspitze"
Wie sich Mattia Binotto und Jonathan Wheatley im neuen Audi-Werksteam die Arbeit aufteilen sollen und wann Wheatley überhaupt erst bei Sauber anfangen kann
Die neue Audi-Doppelspitze mit Mattia Binotto (links) und Jonathan Wheatley (Fotomontage)
Foto: Motorsport Motorsport
Gut eine Woche nach dem Rauswurf von Andreas Seidl und Oliver Hoffmann ist klar, wer das künftige Audi-Werksteam anführen soll: Neben dem früheren Ferrari-Teamchef Mattia Binotto hat die deutsche Marke den bisherigen Red-Bull-Sportchef Jonathan Wheatley verpflichtet. Und nun hat Audi auch dargelegt, wie sich die beiden Neuzugänge als "Doppelspitze" die Arbeit aufteilen sollen.
Dazu heißt es in einer Audi-Pressemitteilung: "Mattia Binotto überblickt als Betriebsleiter und Technikleiter vorrangig die operative Geschäftsführung der Sauber Motorsport AG am Standort Hinwil sowie die technische Entwicklung der zukünftigen Rennfahrzeuge."
"In dieser Rolle bildet er auch die übergreifende technische Schnittstelle zwischen den Entwicklungsteams in Hinwil und der für die Entwicklung des Antriebsstrangs verantwortlichen Audi Formula Racing GmbH am Audi-Standort in Neuburg an der Donau."
Wheatley wiederum wird einerseits Teamchef, andererseits Sprecher der Geschäftsführung. "Sein Fokus liegt dabei auf der Leitung und Performance der Renneinsätze des zukünftigen Formel-1-Werksteams sowie der sportpolitischen Vertretung von Audi auf Ebene der Teamchefs in der Formel 1."
Erste politische Spannungen für Audi in der Formel 1
Und politisch wurde es bereits vor dem Wechsel: Nicht Audi verkündete Wheatley als Neuzugang, sondern Red Bull, indem es nicht nur den Abgang Wheatleys bekanntgab, sondern auch dessen künftige Rolle bei Audi. Das ist unüblich, ebenso wie die zeitlich nicht aufeinander abgestimmten Pressemitteilungen. Und die Vermutung liegt nahe: Red Bull wollte Audi damit "eins auswischen".
Denn Wheatley zählt als Sportchef zu den tragenden Säulen im Red-Bull-Team und gilt als das Mastermind hinter den Boxenstopp-Rekorden des Rennstalls. Noch bis zum Ende der laufenden Saison 2024 verbleibt er bei Red Bull in seiner bisherigen Funktion, ehe seine Sperrfrist beginnt.
Wann genau Wheatley bei Sauber/Audi anfangen kann, das hat Audi nun bestätigt: Wheatley stoße "spätestens ab Juli 2025" zum Team. Sein "Gardening Leave" nach Red Bull und vor Audi dauert also ein halbes Jahr.
Wie Jonathan Wheatley seinen Wechsel kommentiert
Für den früheren Benetton-Chefingenieur und aktuellen Red-Bull-Sportchef stellt der Wechsel zu Audi den nächsten Karriereschritt dar. Er sagt: "Die Chance, den werksseitigen Einstieg von Audi in die Formel 1 als Teamchef aktiv zu gestalten, ist eine einmalig spannende Perspektive, und ich freue mich auf diese Herausforderung."
Er sei aber auch "sehr stolz darauf, in den letzten achtzehn Jahren ein Teil von Red Bull gewesen zu sein, und ich verlasse das Team mit vielen schönen Erinnerungen."
Was Jonathan Wheatley über die "Doppelspitze" mit Binotto denkt
Ebenso optimistisch blickt Wheatley nach vorne. Er freue sich auf die Zusammenarbeit mit Binotto, "den ich seit vielen Jahren kenne", so meint er. "Mattia ist die richtige Person, um gemeinsam an diesem spannenden Projekt zu arbeiten."
Binotto gibt die Komplimente zurück: "Ich kenne Jonathan seit vielen Jahren und schätze ihn als ebenso versierten wie engagierten Motorsport-Experten. 2026 ist nicht mehr weit weg und ich freue mich, gemeinsam mit Jonathan das neue Rennteam für Audi aufzubauen und zum Erfolg zu führen."
Sowohl Binotto als auch Wheatley berichten in ihren neuen Funktionen direkt an Gernot Döllner als den Vorsitzenden des Verwaltungsrats der Sauber Motorsport AG. Audi schreibt noch dazu: "Gemeinsam tragen [Binotto und Wheatley] die Verantwortung für den Erfolg des Rennteams. Die Aufgaben sind dabei klar verteilt und die Verantwortlichkeiten individuell geregelt."
Wie Audi seine Personalentscheidungen begründet
Die Verpflichtungen von Binotto und Wheatley seien "Teil der Neuausrichtung der Steuerungsstruktur für das zukünftige Werksteam im Zuge der vollständigen Übernahme aller Anteile der Sauber-Gruppe durch Audi", so formuliert es der deutsche Hersteller.
Vor allem Wheatley sei eine "große Bereicherung" für Audi, sagt Döllner. Begründung: "Jonathan war in seiner bisherigen Formel-1-Karriere an vielen Siegen und Weltmeistertiteln maßgeblich beteiligt und verfügt über weitreichende Erfahrung im Fahrerlager."
Aber Audis Gewinn ist Red Bulls Verlust: Das aktuelle Weltmeister-Team der Formel 1 muss mit Wheatley den zweiten hochrangigen Abgang nach Formel-1-Designlegende Adrian Newey verkraften. Newey hat seinen Abschied von Red Bull bereits angekündigt. Offen ist lediglich, wo der Aerodynamiker seine Karriere fortsetzen wird. An Angeboten aus dem Formel-1-Fahrerlager mangelt es bei ihm aber nicht.Diese Story teilen oder speichern
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