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Rennbericht
Formel E Santiago

Formel E Santiago 2019: Bird gewinnt heiße Schlacht vor Wehrlein

Sam Bird gewinnt den ePrix von Chile vor Rookie Pascal Wehrlein, der sich über sein erstes Podium freuen darf - Daniel Abt Dritter, Andre Lotterer auf P13

Sam Bird (Virgin) feiert in Santiago de Chile seinen ersten Saisonsieg. Der Brite gewinnt das dritte Saisonrennen vor Pascal Wehrlein (Mahindra) und Daniel Abt (Audi). Der ePrix geht als heißestes Rennen in die Formel-E-Geschichte ein. Bei 37 Grad Lufttemperatur duellierten sich die Piloten, viele Favoriten sahen die Zielflagge nicht. Insgesamt kamen nur 14 Fahrer ins Ziel. (Zum Rennergebnis!)

Nach der Disqualifikation von Polesetter Lucas di Grassi startete Sebastien Buemi im Nissan e.dams von der Pole-Position. Neben ihm platzierte sich Rookie Wehrlein im Mahindra. Der Deutsche konnte sich am Beginn nicht an dem Routinier vorbeischieben, er musste sich auf der ersten Verfolgerposition einreihen. Dahinter duellierten sich Bird und Abt. Der Brite ging bereits in Runde eins vorbei am Audi-Fahrer.

Im hinteren Feld konnte sich di Grassi kaum verbessern. Er musste in der Startphase in der Schikane in den Notausgang und schob sich nur an Jerome D'Ambrosio vorbei. Wegen Abkürzens der Schikane stand der Brasilianer unter Beobachtung, wie auch Maximilian Günther (Dragon). Der Deutsche kürzte in Kurve 8 ebenso ab.

Vergne und da Costa crashen

Titelverteidiger Jean-Eric Vergne, der nur von Platz zwölf ins Rennen ging, konnte sich zu Beginn nicht in die Top 10 arbeiten. Er duellierten sich im Mittelfeld mit Antonio Felix da Costa, dem Sieger von Saudi-Arabien. Wenig später folgte noch mehr Drama: Vergne wurde vom BMW-Fahrer angeschoben, der Techeetah drehte sich in Kurve 14 und wurde auf Platz 20 zurückgereiht.

Sebastien Buemi

Am Start kann sich Buemi vor Wehrlein und Bird halten

Foto: LAT

Bereits in der zweiten Runde kam der Franzose Tom Dillmann im NIO in Kurve 12 zum Stillstand. Er sorgte damit für die erste gelbe Flagge im Rennen, konnte wenig später aber wieder weiterfahren.

Nach zwei Runden wurde der neue Attack Mode freigegeben. Die Aktivierungszone lag diesmal in Kurve 3. Zweimal im Rennen mussten die Fahrer den Modus einsetzen, der für je vier Minuten anhielt. Schon nach acht Minuten nahm der Führende Buemi die Hilfe als Erster in Anspruch.

Günther im Pech: Einfach ausgerollt

Verfolger Wehrlein konnte daher kurzzeitig näher herankommen, verlor dann allerdings durch weniger Leistung an Boden. Buemis Vorsprung wuchs auf über eine Sekunde an. Der Deutsche musste sich daraufhin gegen Bird verteidigen. Der Virgin-Pilot ging in Kurve 1 am Mahindra vorbei. Doch der Deutsche hielt dagegen, er aktivierte gleich darauf seinen Attack Mode, um zwölf Prozent mehr Leistung abrufen zu dürfen.

Im Mittelfeld konnte Maxi Günther mitmischen. Der Deutsche duellierte sich mit Alexander Sims (BMW), auch Felipe Massa (Venturi) wollte am Ende der Top 10 ein Wörtchen mitreden. Es sollte allerdings nichts mit den ersten Punkten für den deutschen Rookie werden: Er rollte im Dargon aus und blieb auf der Strecke stehen. Er sorgte somit für eine Full-Course-Yellow-Phase. Die Höchstgeschwindigkeit wurde auf 50 km/h verringert.

Schon davor ging es auch zwischen Edoardo Mortara und Sims heiß her. Der BMW schob den Venturi in der engen Schikane in der Kurvenpassage 8, 9 und 10 an, der sich daraufhin drehte. Der Schweizer fiel auf Platz sieben hinter Vandoorne und Sims zurück. Eine ähnliche Kollision ereignete sich auch zwischen di Grassi und Lopez. Der Argentinier wurde vom Brasilianer im Kampf um Platz zwölf in der Haarnadel angeschoben. Für beide Unfallverursacher sollte das ein Nachspiel haben.

Vandoorne schreibt Nuller

An der Spitze konnte Bird sich beim Restart nach dem Günther-Zwischenfall an das Heck von Buemi heften, er fand allerdings keinen Weg vorbei am Ex-Meister. Das Duell um den Sieg wurde aber zu Rennmitte eröffnet. Dahinter lauerten die Deutschen Wehrlein und Abt vor Sims und Mortara.

Maximilian Günther

Wieder Pech für Maxi Günther: Nächster Nuller in Chile

Foto: LAT

Schlechte Nachrichten gab es auch für Vandoorne: Der Belgier verunfallte in Kurve 3, touchierte die Mauer und demolierte den Frontflügel. Damit war der Ex-Formel-1-Fahrer aus dem Rennen. Er leistete Massa, Dillmann und Günther in der Boxengasse Gesellschaft, die aufgrund von technischen Problemen ebenso bereits aufgeben mussten. Und damit war die zweite Gelbphase eingeleitet.

Seinen FanBoost konnte Vandoorne auch nicht mehr ausnutzen. Der Belgier gewann das Fan-Voting gemeinsam mit Abt, Buemi, Felix da Costa und D'Ambrosio. An der Spitze wurde das Trio Buemi, Bird und Wehrlein durch die zweite Gelbphase wieder zusammengeführt. Beim Restart musste sich der Schweizer bereits hart gegen den Briten wehren.

Buemi schmeißt Sieg weg

Bei noch 17 Minuten auf der Uhr hatten alle Fahrer dank der Unterbrechungen noch rund 50 Prozent ihrer Energie zur Verfügung. Bis zu Rennende konnten sie demnach frei fahren. Das hat Buemi etwas zu wörtlich genommen: Der Schweizer krachte in Kurve 7 in die Mauer, als er sich gegen Bird verteidigen wollte. Er fiel an das Ende des Feldes zurück und musste an die Box. Der Brite wiederum erbte die Führung und konnte eineinhalb Sekunden Vorsprung gegenüber Wehrlein absicheren.

Auf Rang drei schob sich zuvor schon BMW-Fahrer Sims, der sich gegen Abt durchsetzen konnte. Von weiter hinten drohte kein Druck - Mortara, Frijns und Evans waren selbst in einen Dreikampf um Platz fünf verwickelt und holten dadurch keine Zeit auf. Der vierte Deutsche im Rennen, Andre Lotterer zeigte gegen Rennende eine schnelle Pace. Teamkollege Vergne musste das Rennen währenddessen nach einem weiteren Dreher ebenso aufgeben, wie da Costa - viele Favoriten gingen leer aus.

Der FanBoost hätte in den letzten zehn Minuten fast Abt an Sims vorbeigeschoben. Allerdings wurde der Deutsche kurz darauf ungewöhnlich langsam und verlor daraufhin wieder Zeit auf Platz drei. Strategisch spannend: Wehrlein hatte sich seinen zweiten Attack Mode für die letzten Runden aufgespart und konnte daher Bird noch gefährden.

Duell um den Sieg: Wehrleins Batterie zu heiß

Der Deutsche griff in den letzten sechs Minuten an. Er aktivierte die Zusatzpower und reduzierte seinen Rückstand auf Bird dramatisch. In seinem ersten kompletten Formel-E-Rennen machte er dem Routinier Druck, kam aber an keiner Stelle vorbei am Virgin-Fahrer.

Pascal Wehrlein

Wehrlein liefert sich packendes Duell um den Sieg - bis die Batterie heiß wird

Foto: LAT

Gegen Rennende wurde die Liste der Ausgefallenen immer länger: Oliver Rowland rollte auf Platz 15 liegend aus. Außerdem sprach die Rennleitung einige Untersuchungen aus: Aufgrund von Kollisionen (di Grassi und Sims), oder Überholens in der Gelbphase (Lotterer).

Vor der letzten Runde wurde Wehrlein plötzlich etwas langsamer, der Abstand zu Bird vergrößerte sich deutlich. Die Batterietemperatur stieg zu sehr an, der Deutsche musste aufpassen. Daher fuhr er auch immer wieder aus dem Windschatten von Bird. Er sicherte sich mit einer vorsichtigen letzten Runde noch den zweiten Rang hinter Sieger Sam Bird und vor Alexander Sims - sein erstes Formel-E-Podium.

Bird-Sieg war kurz in Gefahr - Neuer WM-Führender

Fast sah Wehrlein aber schon als Sieger aus, als nach dem Rennen der Wagen von Bird kontrolliert wurde. Eine mögliche Disqualifikation aufgrund von Untergewichts stand im Raum, wurde aber kurz darauf dementiert. Bird wurde offiziell als Sieger bestätigt.

Daniel Abt wurde eigentlich Vierter, erbte Platz drei aber von Sims nach dem Rennen. Der BMW-Pilot bekam aufgrund seines Fahrverhaltens gegen Mortara eine Durchfahrtsstrafe aufgebrummt. Diese wurde nach dem Rennen in eine 19-Sekunden-Zeitstrafe umgewandelt. Daher fiel er auf Platz acht zurück. Auch di Grassi wurde nachträglich noch bestraft für sein Verhalten gegen Lopez. Er wurde mit 34 Sekunden (eigentlich 10-Sekunden-Stop-and-Go-Strafe) belegt und landet nur auf Platz zwölf.

In den Top 10 landeten hinter dem Podium: Edoardo Mortara, Robin Frijns, Mitch Evans, Alexander Sims, Jerome D'Ambrosio, Oliver Turvey und Jose-Maria Lopez. Auch der Argentinier wurde nach dem Rennen mit einer Strafe belegt (19 Sekunden Zeitstrafe). Jean-Eric Vergne und Jerome D'Ambrosio wurden außerdem mit je einer 5-Sekunden-Strafe bestraft, da sie unter Gelb zu schnell unterwegs waren. Für den Franzosen hat das keine Auswirkung, der Mahindra-Pilot wurde auf Rang zehn zurückgereiht.

Das wirkt sich auch auf die Formel-E-Gesamtwertung, die D'Ambrosio nach seinem Marrakesch-Sieg angeführt hatte, aus. Bird setzte sich nun mit 43 Punkten an die Spitze, er liegt nun zwei Zähler vor dem Belgier. Der nächste ePrix findet in 19 Tagen in Mexiko-Stadt auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez statt.

Mit Bildmaterial von LAT.

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