F1 2017: Die 3 Prozent, die für Red Bull über Titel entscheiden könnten
Während die Meinungen auseinandergehen, welche Auswirkungen das neue Reglement haben wird, sind sich alle einig, dass ein spannenderer Titelkampf der Formel 1 guttun würde.
Foto: Pirelli
Formel 1 2017
Neustart für die Formel 1 in der Saison 2017: Die Rennserie führt ein neues Reglement ein, das schnellere, aggressivere und elegantere Fahrzeuge verspricht. Hier finden Sie alle News, Fotos und Videos zu Themen wie den neuen Regeln, technischen Fortschritten, Analysen, Expertenkolumnen und vielem mehr. Außerdem stellen wir hier den Formel-1-Kalender 2017 bereit.
Die Dominanz von Mercedes in den vergangenen Jahren führte dazu, dass sich einige Fans von der Formel 1 abgewendet haben. Doch die Saison 2016 machte in Form der anfänglichen Bedrohung durch Ferrari und der Wiederauferstehung von Red Bull deutlich, dass die Silberpfeile nicht in einer gänzlich eigenen Liga fahren.
Fotos: Die Formel-1-Saison 2016, Event für Event
Mit Blick auf die Saison 2017 ist das Potenzial für eine Verschiebung der Kräfteverhältnisse gegeben. Grund sind die neuen Regeln, die den Abtrieb noch stärker in den Mittelpunkt rücken. Damit wird Red Bull dank Adrian Newey beinahe automatisch zur größten Gefahr für Mercedes.
Red-Bull-Teamchef Christian Horner allerdings gab sich im Winter zurückhaltender. Er weiß, dass es in der Saison 2017 nicht nur auf Aerodynamik und Fahrkönnen ankommen wird. Auch die Motorleistung wird ein ganz wichtiger Faktor sein.
Einfach ausgedrückt, müssen breitere, größere Autos ein größeres Loch in die Luft schlagen. Damit werden die Top-Speeds in der bevorstehenden Saison noch wichtiger als in der Vergangenheit. Horner glaubt jedoch, dass es Red Bull ernsthaft mit Mercedes aufnehmen kann, solange es Renault gelingt, an die Motorenperformance von Mercedes heranzukommen.
Die 3-Prozent-Rechnung
Dank der Umstrukturierung im Hause Renault ist es Red Bull in der Saison 2016 gelungen, auf die Siegerstraße zurückzufinden und die Lücke zu Mercedes zu schließen. Der Unterschied auf dem Antriebssektor war jedoch weiterhin beträchtlich. Horner selbst sagte in der Saison 2016, dass der Unterschied etwa 35 Kilowatt – rund 45 PS – beträgt. In Prozent ausgedrückt, wurde der Unterschied auf etwas mehr als 5 Prozent geschätzt.
Für die neue Saison hat Renault seine Antriebseinheit von Grund auf überarbeitet. Damit gibt es bei Red Bull die Hoffnung, dass der Rückstand auf Mercedes weiter verkürzt werden kann. Horner merkte kurz vor der Winterpause an, dass schon eine Reduzierung des Leistungsunterschieds um die Hälfte ausreichen würde, um es ernsthaft mit Mercedes aufnehmen zu können.
"Ich glaube, wenn wir wie in der V8-Ära wieder im Bereich von 3 Prozent liegen könnten, dann können wir angreifen. Das wird uns mit Stabilität hoffentlich gelingen", sagte Horner im Gespräch mit Motorsport.com und gab damit eine frühe Kampfansage im Hinblick auf die Saison 2017 heraus.
Fortschritte bei Renault
Renault wird frühestens bei den Wintertestfahrten wissen, wo man im Vergleich zu Mercedes steht. Die Entschlossenheit, an die Spitze zurückzukehren, ist in Viry-Chatillon aber schon jetzt klar spürbar. Laut Renault-Geschäftsführer Cyril Abiteboul ist die Rechnung, wonach ein Leistungsunterschied von 3 Prozent ausreicht, um Red Bull automatisch zum Titelkandidaten zu machen, aber ein bisschen zu einfach.
"Es ist eine sehr spannende Zeit für alle in der Formel 1", so Abiteboul und weiter: "Wenn es schon in der vergangenen Saison 3 Prozent gewesen wären, dann wäre das natürlich besser gewesen. Ich bin mir aber nicht sicher, ob es für den Titelkampf ausgereicht hätte. Wir wissen, wo sie hin wollen und wir sind entschlossen, den besten Motor im Feld zu haben."
"Wir wollen nicht ein Prozent zurückliegen. Wir wollen den besten Motor haben", unterstreicht Abiteboul nachhaltig und betont: "Ich glaube, wir haben eine ganze Reihe von technologischen Konzepten, die es uns möglich machen können, in Zukunft vor Mercedes zu liegen."
Interner Wettbewerb
Dazu, welche Innovationen man genau in der Schublade hat, gibt man sich bei Renault schmallippig. Doch es gibt einen Baustein, der helfen kann, die Dinge zu beschleunigen: nämlich ein Wechsel des Benzin- und Öllieferanten.
Red Bull ist es gelungen, den langjährigen McLaren-Partner Exxon/Mobil für sich zu gewinnen, während das Renault-Werksteam mit einem Wechsel zu BP/Castrol in Verbindung gebracht wurde. Gerade vor dem Hintergrund, dass Petronas als ganz wesentlicher Baustein der Mercedes-Erfolge in der Hybrid-Ära gilt, könnte eine derartige Veränderung auch bei Red Bull beziehungsweise Renault Früchte tragen.
"Wir haben uns die unterschiedlichen Schlüsselfaktoren der Mercedes-Position angesehen", sagt Abiteboul, um auszuführen: "Petronas ist ein Element davon, und zwar sowohl aus technischer als auch aus kommerzieller Hinsicht und damit aus der Marketing-Perspektive."
"Petronas ist hat sich der Formel 1 voll verschrieben. Sie sind voll auf die Formel 1 fokussiert", ist Abiteboul überzeugt und schlussfolgert: "Das heißt, sie stellen sicher, gute Produkte zu liefern und sie stellen gleichzeitig sicher, das Team auf einer Ebene zu sponsern, dass neue Mitarbeiter, Technologie und Fahrer für das Team gewonnen werden können."
"Somit ist ein neuer Treibstoffpartner – einer oder vielleicht auch zwei – sicherlich ein Risiko. Meiner Meinung nach ist es aber ein Risiko, das sich absolut lohnt, einzugehen, wenn wir an unseren Ambitionen festhalten wollen", unterstreicht Abiteboul nachdrücklich.
Doch glaubt der Renault-Geschäftsführer, dass es helfen würde, wenn die Teams Renault und Red Bull denselben Treibstoffpartner hätten? "Ich bevorzuge stets Einfachheit, denn wir haben es ohnehin schon mit genug Komplexität zu tun. Somit ist es besser, sich auf einen Partner zu konzentrieren. Andererseits gab es in der Vergangenheit eine Reihe von Motorenherstellern, die mit 2 Genehmigungen sehr erfolgreich waren", sagt Abiteboul.
Und so kann der Franzose in einer zweigleisigen Lösung durchaus auch Vorteile erkennen. "Ich würde sagen, dass durch 2 Homologationen Vielfalt, Wettbewerb und Inspiration gefördert werden. Das ist in etwa so, wie wenn man 2 Kundenteams hat", sagt Abiteboul und betont: "Red Bull ist für Enstone eine großartige Inspiration und eine Messlatte."
Red Bull nicht in der Favoritenrolle
Trotz aller Begeisterung und Vorfreude auf die Saison 2017 nimmt man bei Red Bull zum jetzigen Zeitpunkt ganz sicher nichts als selbstverständlich hin. "Lasst uns erst mal abwarten, was die neuen Regeln bringen", betonte Teamchef Horner Ende des vergangenen Jahres, um anzufügen: "Die neuen Regeln stellen eine Chance dar, aber Mercedes wird sicherlich als Favorit in die neue Saison gehen. Warum sollten sie das nicht?"
"Mercedes hat die vergangenen 3 Jahre dominiert und sie haben noch immer eine unglaublich starke Antriebseinheit. Wir vertrauen auf unsere Kollegen in Viry, um im Winter hoffentlich einen ähnlichen Schritt voranzukommen wie im vorherigen Winter. Dann ist es eine Frage, wer die Chassis-Regeln am besten interpretiert hat", so Horner.
Die Zutaten für eine Verschiebung im Kräfteverhältnis sind da. Der Beweis dazu muss aber noch angetreten werden.
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