Formel-1-Liveticker: Warum Aston Martin noch Zeit braucht
Baku in der Analyse: Verwarnung für Verstappen, Geldstrafe für McLaren
Feierabend
Es ist bereits 21:30 Uhr in Baku, und damit sind wir hier an dieser Stelle am Ende des Tages angekommen. Für euch geht es in 30 Minuten aber wie gewohnt noch mit der großen Videoanalyse auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de weiter.
Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll haben die folgenden Themen im Gepäck:
-Zusammenfassung & Ergebnis
-FIA-Urteile
-Crash Sainz-Perez
-Duell Piastri-Leclerc
-Verstappen
-Bearman & Hülkenberg
-WM-Stand
-Fragen der Kanalmitglieder
Morgen melden wir uns hier dann wie gewohnt mit einer neuen Tickerausgabe zurück. Viel Spaß jetzt noch mit unserer Analyse und bis dann!
Keine Fortschritte bei Sauber
P14 und P16 heute für die Schweizer und Alessandro Alunni Bravi resümiert: "Wir beendeten dieses Rennen in einer ähnlichen Position wie die vorherigen, und wir waren nicht in der Lage, unseren Trend umzukehren, trotz der harten Arbeit aller im Team."
Er erklärt: "Valtteri hatte während seines ersten Stints auf den Medium-Reifen hinter Tsunoda zu kämpfen, und die fehlende Pace bedeutete, dass wir im Vergleich zu unserer Startposition an Boden verloren."
Bottas habe gleich ab Rennbeginn Graining gehabt, während Teamkollege Zhou zumindest "ein solides Rennen" gehabt habe. Doch selbst ein solches ist aktuell eben nur für P14 gut - und das auch nur mit mehreren Ausfällen vorne.
Es folgt daher der übliche Satz: Sauber ist in der WM weiterhin punktlos.
Norris: So verhalf er Piastri zum Sieg
Zur Erinnerung: Piastri reagierte im Rennen nicht sofort auf den Stopp von Perez und lief Gefahr, durch einen Undercut hinter ihn zu fallen. "Ich bin nicht extra langsam gefahren, sondern hing hinter Alexander [Albon] fest und musste meine Reifen schonen", so Norris, der Perez ein wenig einbremste.
"So konnte ich [Oscar] helfen, vorne zu bleiben. Das war für das Team und genau das müssen wir tun. Es hat mein Rennen nicht beeinflusst, aber es hat Oscar geholfen. Das zu tun und Vierter zu werden, war großartig", freut er sich.
Seine kompletten Aussagen zum Rennen findet ihr hier!
Marko sieht auch Fahrer-WM "in Gefahr"
In der Konstrukteurs-WM ist McLaren heute bereits vorbeigezogen, und Helmut Marko erklärt bei Sky: "Das Auto hat das Potenzial, ist aber immer noch sensibel in der Abstimmung."
Singapur könne noch eine weitere schwierige Strecke sein, doch danach in Austin müsse ein Fortschritt "da sein, weil sonst ist auch die Fahrer-WM in Gefahr", warnt der Österreicher.
Max Verstappen selbst erklärt auf Nachfrage übrigens, dass er sich nicht an die Saison 2021 erinnert fühle. "Nein, denn 2021 entschied sich buchstäblich nur zwischen zwei Fahrern", erinnert er.
Über seinen damaligen Kampf gegen Lewis Hamilton sagt er: "Bei den meisten Rennen waren wir immer auf den Plätzen eins und zwei, und die anderen hatten einen großen Rückstand. Es ist also ganz anders."
In der WM liegt Norris jetzt "nur noch" 59 Punkte zurück.
Stella: Hätte nicht gedacht, dass das klappt
Spannend: Der McLaren-Teamchef verrät, dass er befürchtete, dass Oscar Piastri die Kurve bei seinem Überholmanöver gegen Charles Leclerc nicht bekommen würde. "Ich war überrascht", betont er.
Denn sein "Instinkt" sagte ihm, dass das Manöver nicht funktionieren würde. "Aber Oscar überrascht uns immer wieder mit seinem Talent, mit seinen Fähigkeiten, und ich würde sagen, heute hat er auch seine mentale Stärke unter Beweis gestellt", lobt er.
"Er ist wie ein Fahrer gefahren, der viel Erfahrung hat, der schon einmal unter solchem Druck gestanden hat, der mit einem Auge in den Spiegel schaut und mit dem anderen Auge sieht, wo der Bremspunkt ist", so Stella.
Denn nach dem Überholmanöver sei der Australier "ziemlich kontrolliert" gefahren, betont er und jubelt, dass Piastri heute wieder bewiesen habe, was er für ein "phänomenaler Fahrer" sei.
Albon freut sich über "Luxus"-Ergebnis
Wo wir gerade bei der WM sind: Williams ist wieder an Alpine vorbeigezogen und liegt nun auf P8. Alexander Albon erklärt: "Wir wissen, wie schwierig es ist, in den Rennen P9 und P10 zu erreichen. Also sind P7 und P8 ein Luxus, den wir gerne nehmen."
"Wir haben uns in der Meisterschaft jetzt vor Alpine geschoben, was unser Ziel bis zum Jahresende war. Das zeigt, dass wir mit dem Upgrade gute Fortschritte gemacht haben", so Albon.
Zufrieden ergänzt er: "Es ist ein weiteres Wochenende, an dem wir von der Pace her ähnlich wie der Aston waren, und wir haben das zweite Rennen in Folge Punkte geholt. Wir waren viel schneller, als wir es im Vergleich zu den Top-Teams erwartet hatten."
16 Punkte hat man nun auf dem Konto, Alpine steht weiter bei 13.
McLaren: Erste WM-Führung seit 2014
Erinnert ihr euch noch an den Saisonauftakt 2014? Das Rennen in Melbourne damals war bis heute tatsächlich das letzte, nach dem McLaren die Konstrukteurs-WM in der Formel 1 anführte.
Kevin Magnussen und Jenson Button landeten damals im ersten Rennen der neuen Hybridära auf P2 und P3 und beschwerten McLaren damit die WM-Führung - zum bis heute letzten Mal.
Diese Durststrecke von mehr als zehn Jahren ist nun beendet.
Foto: Motorsport Images
Mercedes: Waren in Baku "nicht gut genug"
Andrew Shovlin gibt sich nach P3 von George Russell selbstkritisch und erklärt: "Es war schön, ein Auto auf dem Podium zu haben, aber wir dürfen uns nichts vormachen: Dieses Wochenende war nicht gut genug und wir müssen uns verbessern."
"Der erste Stint war für beide Fahrer schwach. Wir konnten nicht verhindern, dass die Hinterreifen überhitzten, und irgendwann sah es so aus, als ob uns ein sehr schwieriger Nachmittag bevorstehen würde."
"Die harten Reifen lagen uns viel besser", erklärt er und ergänzt: "Wir haben zu Beginn des Rennens zu viel Zeit verloren, um mit den Führenden mithalten zu können, aber es war gut, Verstappen zu überholen. Das war entscheidend für das Podium."
Russell selbst berichtet: "Das war heute ein wirklich seltsames Rennen. Im ersten Stint war es auf den Medium-Reifen sehr schwierig. Ich war mehr als eine Sekunde von der ultimativen Pace entfernt und hatte Probleme, die Oberflächentemperatur der Hinterreifen zu kontrollieren."
"Auf den harten Reifen fühlte sich das Auto im zweiten Stint großartig an. Auf den letzten 20 Runden war ich eine Sekunde schneller als die Fahrer an der Spitze. Es ist schwer zu sagen, woran das genau gelegen hat, und das ist ein bisschen frustrierend", grübelt er.
Wie Nico Hülkenberg Platz 8 in Baku verspielte
Wir haben ja schon darüber gesprochen, dass Nico Hülkenberg ganz am Ende des Rennens noch zwei Plätze verlor. Doch bereits zuvor büßte er unnötig eine weitere Position gegen Franco Colapinto ein.
"Ich glaube, ich habe die Mauer touchiert", funkte Hülkenberg am Ende von Runde 48. Zu diesem Zeitpunkt lag er noch etwa 2,5 Sekunden vor Colapinto, und tatsächlich ist er eingangs von Kurve 15 zu weit rechts gewesen und hat die Leitplanke geküsst.
Die komplette Story findet ihr hier!
Warum es nur eine Verwarnung gab
Im Urteil der Rennkommissare heißt es, dass Verstappen in der Tat recht habe und es in der Vergangenheit Vorfälle dieser Art gegeben habe, die nicht bestraft wurden. Daher spricht man nur eine Verwarnung aus.
Aber: Die Stewards betonen auch, dass es in Zukunft "signifikante Strafen" geben werde, falls es erneut vorkommen sollte, dass man nach der Zieldurchfahrt unter Gelb überholt. Hier das Urteil im Wortlaut:
"The driver overtook other cars after the chequered flag, but while a VSC was still being displayed, following the crash at Turn 2. The driver was reminded that while passing after the chequered flag is not unusual, it is prohibited in the case of yellows, safety car or virtual safety car procedures."
"While the drivers were aware of where the incident was, they could not have known if emergency equipment or marshals were being dispatched onto the track, and so have to proceed with caution."
"The Stewards are aware that this has happened earlier this season and was not noticed at the time. We are therefore warning the driver concerned, along with all other competitors. Further breaches may incur significant penalties."
Das Urteil ist bei allen vier Fahrern identisch.
Verwarnung für Verstappen
Und auch die letzten Urteile sind da: Verstappen und die anderen Piloten kommen mit einer Verwarnung davon. Mehr gleich bei uns!
Geldstrafe für McLaren
Das war zu erwarten und ja bereits von uns angekündigt: McLaren kommt mit einer Geldstrafe davon. 5.000 Euro muss man zahlen, weil sich Teammitglieder bereits vor Rennende auf den Weg in Richtung Parc ferme gemacht hatten.
Zwar räumen die Rennkommissare ein, dass es "nicht unüblich" sei, dass so etwas passiere. Allerdings hätten andere Teams heute ganz am Ende des Rennens noch Boxenstopps ausgeführt, weshalb die Situation potenziell gefährlich gewesen sei.
Auch hier das Urteil im Wortlaut:
"While it is not unusual for team personnel to move towards the Parc Fermé area before the end of the race, McLaren had team members and equipment in the pit lane while other teams were still pitting and thus created a potentially unsafe condition."
Keine Strafe für Sainz und Perez
Das erste Urteil ist da: Für den Sainz-Perez-Crash gibt es keine weitere Strafe. Die Rennkommissare halten fest, dass kein Fahrer die überwiegende Schuld an dem Rennunfall trage. Hier das komplette Urteil im Wortlaut:
"Sainz and Perez made contact and crashed shortly after Turn 2 on lap 50. This is a situation where a small touch had significant consequences. The Stewards reviewed how the incident occurred, not the consequence."
"Sainz passed Perez after turn 1 and was completely ahead at the apex of turn 2. With a compromised exit by Sainz, Perez pulled to the inside of Sainz. Sainz reported that he was aware of Perez to his inside. Perez, being slightly behind, was in a better position to see the relative location of the cars. But as the two cars approached the wall on the right at the exit of Turn 2, they were about 1m apart."
"From this point and throughout the incident, neither driver steered erratically, and indeed both kept their steering very neutral."
"The Stewards checked the driving line of the drivers on pervious laps. Sainz was on or close to his normal racing line, which forms a slight angle away from the right hand wall. From the exit to the point of contact he move approximately one car width further away from the wall. Perez moved approximately half a car width further away from the same wall, being more parallel to the right hand wall."
"It was thus apparent that while ahead, and having the right to drive his line, Sainz did move slightly towards a car that he had limited vision of. At the same time, there was nothing unusual about Perez' line, but he could have done more to avoid the car that he had better view of."
"In conclusion, the Stewards deem this to be a racing incident with neither driver being predominantly at fault, and take no further action."
Colapinto: "Die Reifen sind plötzlich aufgewacht"
In seinem erst zweiten Formel-1-Rennen fuhr der Argentinier heute als Achter in die Punkte. "Ein Traum ist wahr geworden", freut sich der 21-Jährige. Ein Grund für seine starke Schlussoffensive waren die Reifen, die aus dem Nichts wieder besser funktionierten und dem Youngster den nötigen Grip boten.
"Die erste Hälfte des Rennens war sehr schwierig. Wir hatten Reifenprobleme. Im ersten Stint bin ich mit den Mediums gut zurechtgekommen, aber es war sehr warm, was die Reifen stark beansprucht hat. Trotzdem haben wir im ersten Stint einen guten Job gemacht", betont er.
Allerdings fehlte Colapinto einfach die Erfahrung, um einzuschätzen, ob er mehr ans Limit gehen kann oder die Reifen noch besser schonen muss. Seine kompletten Aussagen findet ihr hier!
Tsunoda ärgert sich über Stroll
Der Japaner sah die Zielflagge heute nicht, weil es gleich in der ersten Runde zu einem Kontakt mit Lance Stroll kam. Dabei wurde sein Unterboden beschädigt, doch die Rennkommissare griffen nicht ein.
"Es ist sehr frustrierend, dass dies zwei Rennen hintereinander passiert ist", ärgert er sich. Denn bereits in Monza musste er das Rennen nach einem Crash mit Nico Hülkenberg vorzeitig aufgeben.
Über Stroll sagt er: "Es fühlte sich wie ein unnötiges Manöver von ihm an. Er hat mit einem Ansatz attackiert, als ob es nichts zu verlieren gibt. Ich bin mir nicht sicher, was er zu gewinnen hatte, aber ich wollte es ihm nicht leicht machen", so Tsunoda.
Auch Teamkollege Daniel Ricciardo fuhr das ganze Rennen außerhalb der Punkteränge und wurde am Ende 13.
Hamilton: Noch nie so schlechte Balance
Der Rekordchampion wurde am Ende Neunter und hätte ohne den Sainz-Perez-Crash gar nicht gepunktet. "Das war wahrscheinlich die schlechteste Balance, die ich je hatte", berichtet er.
"Ich hatte so viel Front und kein Heck", zuckt er die Schultern und erklärt: "Das ist nicht die Art, wie man fährt." Bereits während des Rennens hatte er sich am Funk darüber beschwert.
"Ich musste an der Lenkung reißen, um die Traktion an der Front zu brechen, und durch jede Kurve rutschen. Das war die seltsamste Art zu fahren", winkt er ab.
Überraschend kam das schlechte Ergebnis zudem auch nicht, denn: "Ich wusste, dass wir heute nicht in der Lage sein würden, zu überholen. Es ist eine dieser Strecken ..."
Das Überholmanöver zum Sieg ...
... gibt es hier zusätzlich auch noch einmal aus der Onboard der beiden Piloten im Video:
Hätte das VSC früher kommen müssen?
Die Frage stellen sich mehrere Piloten. Denn es dauerte nach dem Sainz-Perez-Crash ziemlich lange, bis das Rennen "eingefroren" wurde. George Russell findet es "ziemlich verrückt", dass man die Fahrer durch die ganzen Trümmerteile fahren ließ.
"Man konnte nichts sehen. Ich war schockiert, dass das Safety-Car oder das VSC nicht früher herauskam", so der Mercedes-Pilot. Und Nico Hülkenberg verlor deswegen sogar zwei Positionen.
Er sagt bei ServusTV: "Es war ein gutes Rennen, das sah vielversprechend aus. [...] Und in den letzten zwei Runden ist dann einiges schiefgelaufen. Es sind ein paar Sachen passiert, möchte ich jetzt gar nicht näher darauf eingehen."
Was er vermutlich meint: Er fuhr durch die Trümmerteile und verlor dadurch zwei Positionen - und fiel so von P9 auf P11 zurück und damit aus den Punkten.
Verstappen versteht Untersuchung nicht
"Ich habe alles korrekt gemacht", betont der Weltmeister und erklärt, es habe in der Vergangenheit "viele Beispiele" dafür gegeben, dass Fahrer auf der Inlap noch überholt hätten - und das trotz VSC oder Safety-Car.
Es sei ganz normal, dass man "langsam" an anderen Autos vorbeifahre oder sich zum Beispiel gegenseitig gratuliere. Damit habe es nie ein Problem gegeben. "Daher bin ich etwas überrascht", so Verstappen.
Gut möglich also, dass die Rennkommissare an diesem Wochenende ganz bewusst die Untersuchungen eingeleitet haben, um darauf aufmerksam zu machen, dass das eigentlich verboten ist.
Denn in der Vergangenheit kam es schon öfter vor, dass einige Dinge toleriert wurden, die so aber eigentlich nicht erlaubt sind - bis es den Rennkommissaren dann irgendwann zu viel wurde.
Das Überholmanöver zum Sieg ...
... gibt es hier jetzt auch noch einmal im Video. Eine ganz starke Aktion von Piastri, vor allem weil er Leclerc danach keinen Konter mehr erlaubte.
Horner: Perez hätte gewinnen können
Der Red-Bull-Teamchef erklärt bei Sky, dass es die entscheidende Szene im Rennen des Mexikaners bereits vor dem Unfall gegeben habe. Da nämlich, als Lando Norris ihn etwas aufhielt.
"Er hat hinter Lando wertvolle Zeit verloren, was Oscar die Position auf der Strecke verschaffte. Ich denke, dass er das Rennen heute gewonnen hätte, wenn das nicht passiert wäre", so Horner.
Denn Piastri kam nach seinem Boxenstopp dadurch hauchdünn vor Perez wieder auf die Strecke. "Er hätte viel mehr verdient", betont Horner daher und erklärt, dass der Crash mit Sainz "sehr enttäuschend" sei.
"Er hätte heute zumindest auf dem Podium stehen sollen", betont er.