24h Le Mans 2017: Porsche gewinnt hochdramatisches Rennen
Nach technischen Problemen im gesamten LMP1-Feld inklusive am eigenen Auto holen Timo Bernhard, Earl Bamber und Brendon Hartley für Porsche noch den 19. Le-Mans-Sieg.
#2 Porsche Team Porsche 919 Hybrid: Timo Bernhard, Earl Bamber, Brendon Hartley
Rainier Ehrhardt
Timo Bernhard, Earl Bamber und Brendon Hartley haben im #2 Porsche 919 Hybrid die dramatische 85. Auflage der 24 Stunden von Le Mans gewonnen. Dabei kam ihnen das stark dezimierte LMP1-Feld entgegen. Von den 6 gestarteten Autos in der Topklasse, davon 5 Werksautos, kam kein einziges ohne technische Probleme über die Distanz.
Auch der siegreiche #2 Porsche hatte mit dem Defektteufel zu kämpfen. In der Anfangsphase des Rennens ging eine volle Stunde verloren, als das Hybrid-System an der Vorderachse und somit der dortige Antrieb ausgefallen war. Mit knapp 20 Runden Rückstand auf die Spitze machten sich Bernhard/Bamber/Hartley wieder auf den Weg. Nach den dramatischen Vorkommnissen sowohl im Lager der Konkurrenz von Toyota als auch im Porsche-Lager selbst hat der #2 Porsche tatsächlich noch den Sieg davongetragen.
Erneute Dramen um Toyota
Porsches Hauptkonkurrent Toyota verlor nach 10-stündiger Führung binnen einer halben Stunde gleich 2 seiner 3 Toyota TS050 Hybrid: #7 der Polesitter Conway/Kobayashi/Sarrazin und #9 von Lapierre/Kunimoto/Lopez. Der #8 Toyota (Buemi/Davidson/Nakajima) hat zwar die Zielflagge gesehen, nach langer Reparatur aber gerade so in den Top 10 des Rennens abgeschlossen.
Der #1 Porsche (Jani/Lotterer/Tandy) übernahm nach dem Toyota-Drama kurz vor Ende der 1. Rennhälfte die Führung. Als es bereits nach einem Sieg für diesen Porsche ausgesehen hatte, wurde auch er aufgrund eines technischen Defekts aus dem Rennen gerissen. Knapp 4 Stunden vor Schluss musste Andre Lotterer ohne Öldruck auf der Hunaudieres-Gerade aussteigen. Der Vorsprung im Rennen betrug zu diesem Zeitpunkt satte 13 Runden!
"Ich war bis kurz vor Sonnenaufgang und dann wieder ab kurz vor 11 im Auto. Wir waren sehr konservativ unterwegs. Plötzlich fiel der Öldruck. Der Ausfall ist hart, aber so ist Le Mans", bemerkt Lotterer nach dem bitteren Aus.
Jackie Chan DC Racing verpasst Sensation knapp
Nach dem Ausfall des #1 Porsche ging die Gesamtführung zunächst an das führende Auto in der LMP2-Klasse über: den #38 Oreca von Jackie Chan DC Racing mit Ho-Pin Tung, Thomas Laurent und Oliver Jarvis. Doch von hinten machten Bernhard/Bamber/Hartley im #2 Porsche massiven Druck. Die Rundenzeiten der beiden Autos lagen dabei rund 10 Sekunden auseinander.
Gut eine Stunde vor Schluss war es soweit. Timo Bernhard übernahm nach spektakulärer Aufholjagd die Führung von Ho-Pin Tung, indem er sich vor der Indianapolis-Kurve vorbeischob. Tung blieb anschließend nichts anderes übrig, als sich zusammen mit dem 19-jährigen Le-Mans-Rookie Thomas Laurent und mit Routinier Oliver Jarvis mit Platz 2 zufriedenzugeben. Damit hat man zwar den Klassensieg in der LMP2 eingefahren, die ganz große Sensation in Form des Gesamtsieges aber doch verpasst.
Bildergalerie: 24h Le Mans 2017
Bernhard/Bamber/Hartley haben den Sieg schließlich mit einer Runde Vorsprung auf Tung/Laurent/Jarvis eingefahren. Auch auf Platz 3 des Rennens landete ein LMP2-Auto: der #13 Oreca von Rebellion mit Nelson Piquet Jr., David Heinemeier Hansson und Mathias Beche.
Für Porsche ist es derweil der 19. Gesamtsieg in Le Mans, womit die Marke den ohnehin schon gehaltenen Rekord noch weiter nach oben geschraubt hat. Für Timo Bernhard ist es der 2. Le-Mans-Sieg nach 2010 (Audi). Für Earl Bamber ist es der 2. Le-Mans-Sieg nach 2015 (Porsche). Für Brendon Hartley ist es der 1. Le-Mans-Sieg seiner Karriere.
Oreca-Teams dominieren die LMP2
Als nach 24 Stunden abgewinkt wurde, lagen nicht nur 2 LMP2-Autos in den Top 3. In den Top 10 des Rennens schlossen gar 8 LMP2-Autos ab. Der einzige weitere LMP1-Ausreißer neben dem siegreichen #2 Porsche ist der #8 Toyota (Buemi/Davidson/Nakajima) auf Platz 9 im Rennen.
Eben dieser #8 Toyota hatte in der Anfangsphase aufgrund eines Hybrid-Defekts an der Vorderachse sogar noch mehr Zeit verloren als der #2 Porsche. Nachdem man zwischenzeitlich nicht nur Letzter in der LMP1, sondern auch Letzter im Rennen war, wurde es doch noch Platz 2 in der LMP1 und eine Top-10-Platzierung im Rennen. Für Toyota angesichts des doppelten Ausfalls mit #7 und #9 dennoch ein schwacher Trost.
Im LMP2-Feld wurde das Podest der Klasse hinter dem #38 Oreca von DC Racing und dem #13 Oreca von Rebellion noch vom #37 Oreca von DC Racing mit David Cheng, Tristan Gommendy und Alex Brundle komplettiert.
Während das von Schauspieler Jackie Chan unterstützte Team DC Racing aus China damit beide Autos aufs Podest der Klasse und eines aufs Gesamtpodest gebracht hat, hatte Rebellion die LMP2 sowohl mit Piquet Jr./Heinemeier Hansson/Beche als auch mit Nicolas Prost, Julien Canal und Bruno Senna lange angeführt. Unterm Strich wurde es für den Schweizer Rennstall immerhin ein Platz auf dem Podest der Klasse und auch auf dem Gesamtpodium.
Für Signatech hat das nicht geklappt, denn der #35 Alpine von Panciatici/Ragues/Negrao landete in der letzten Stunde noch im Kiesbett und rutschte von beiden Podesten ab. Chassis-Hersteller Oreca hat im LMP2-Feld 7 Autos in die Top 10 gebracht und die Klasse damit klar dominiert. Die einzigen Ausreißer: der #32 Ligier von United Autosports auf Platz 5 der Klasse, der #47 Dallara von Villorba Corse auf Platz 8 der Klasse und der #34 Ligier von Tockwith Motorsports auf Platz 10 der Klasse.
GT-Siege für Aston Martin und Ferrari
Die wie üblich hart umkämpfte GTE-Pro-Klasse wurde auf den letzten Drücker von Aston Martin gewonnen. Am Steuer des #97 Aston Martin Vantage hat sich Jonathan Adam in der letzten Runde gegen Jordan Taylor in der #63 Corvette durchgesetzt. Damit geht der Klassensieg an Adam sowie an Darren Turner und Daniel Serra.
Taylor muss ich mit Jan Magnussen und Antonio Garcia sogar nur mit Platz 3 der Klasse begnügen. Platz 2 ging im letzten Moment an Ford mit dem #67 Ford GT von Andy Priaulx, Harry Tincknell und Pipo Derani. Porsche blieb mit Lietz/Makowiecki/Pilet im #91 Porsche 911 RSR der 4. Platz, Ferrari mit Rigon/Bird/Molina im #71 Ferrari 488 GTE der 5. Platz.
In der GTE-Am-Klasse hat Ferrari einen Dreifacherfolg eingefahren. Robert Smith, Will Stevens und Dries Vanthoor im #84 JMW-Ferrari sind die Klassensieger. Le-Mans-Rookie Dries Vanthoor ist der 19-jährige Bruder von GT-Routinier Laurens Vanthoor. Platz 2 in der GTE-Am-Klasse ging an Duncan Cameron, Aaron Scott und Marco Cioci im #55 Ferrari von Spirit of Race. Platz 3 holten sich Cooper MacNeil, Bill Sweedler und Townsend Bell im #62 Ferrari der Scuderia Corsa.
Detaillierte Informationen entnehmen Sie unserer Chronologie zum 24h-Rennen.
Zusammenfassung:
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