Problemfall Next-Gen-Auto: Crashs und Feuer "besorgniserregend"
Das Gen7-Auto der NASCAR-Cup-Serie steckt noch in den Kinderschuhen, doch gerade in Sachen Sicherheit sollten eigentlich keine Zweifel aufkommen
Viele Reifenschäden und verbogene Teile an der Radaufhängung: Das Next-Gen-Auto hat in der NASCAR-Saison 2022 seine Schwächen gezeigt. Die Serienchefs und auch Reifenlieferant Goodyear haben bereits reagiert und Anpassungen vorgenommen, die in die richtige Richtung gehen. Jedoch liegt das Thema Sicherheit auf dem Tisch von NASCAR-Boss Jim France, denn der Unfall von Kurt Busch in Pocono und das Feuer an Kevin Harvicks Auto sorgten für Aufsehen.
"Ich bin besorgt", sagt Penske-Pilot Joey Logano. "Jeder ist besorgt und ich sehe keinen Grund, warum wir das nicht sein sollten. "Wenn wir sehen, was unseren Konkurrenten, aber auch schon uns selbst passiert ist, müssen wir den Vergleich zum alten Auto ziehen und dabei entstehen schon einige Sorgenfalten." Logano spielt dabei insbesondere auf den Unfall von 23XI-Pilot Kurt Busch im Pocono-Qualifying an. Wegen einer Gehirnerschütterung verpasst das Urgestein die Playoffs.
"Kurts Situation und auch das, was nach den Unfällen in Daytona gesagt wurde, lässt uns genauer hinschauen", so Logano weiter. "Ich habe meine Erfahrungen in Charlotte und beim Test in Michigan gemacht. Das ist die Realität, die man nicht verstecken kann. Ich stecke jetzt viel mehr Zeit in dieses Thema als beim alten Auto, also muss es dafür einen Grund geben."
Revolution mit Kinderkrankheiten?
NASCAR hat mit dem Next-Gen-Auto eine absolute Revolution gewagt und mit vielen Traditionen gebrochen. Das Auto ist flacher, breiter, am Heck kürzer und steifer. Außen gibt es jetzt eine Einzelradaufhängung hinten, eine sequenzielles Getriebe, eine Zentralmutter für die Reifen sowie einen Diffusor am Heck. Insbesondere das verkürzte Heck scheint bei Einschlägen mit dem Kofferraum voraus für Probleme zu sorgen.
Jedoch gibt es auch gegensätzliche Stimmen im Fahrerlager der NASCAR-Serie. Chase Briscoe war auf den Superspeedways in Talladega und Daytona in Unfälle verwickelt und kann deshalb den Aussagen von Logano nicht zustimmen. "Ich hatte zwei harte Unfälle und beide sind besser ausgegangen, als ich es gedacht hatte. Gerade in Talladega dachte ich, dass es böse ausgeht, aber ich fühle mich gut."
Wichtig: Logano spricht kleine Details an und stellt klar: "Ich sage nicht, dass das Auto nicht sicher ist. Es ist aber nicht so sicher wie das alte Auto in einigen Bereichen, dafür sicherer in anderen Bereichen." Gerade bei Überschlägen würde sich das neue Auto gut schlagen, da die wilden Flüge schon durch die Bauart des Autos in Keim erstickt werden. "Das fühlt sich viel besser an", sagt er. "Jedoch sind die alltäglichen Crashs etwas härter, als sie es vorher waren."
Feuer neben Crashs ein weiteres Problem
Doch das ist nicht die einzige Problematik: Beim ersten Playoff-Rennen der Saison 2022 in Darlington fing der Ford Mustang von Kevin Harvick plötzlich Feuer. Der Nachfolger von Dale Earnhardt Sr., der im Jahr 2001 beim Daytona 500 tödlich verunglückt ist, konnte das Auto sicher verlassen, hatte sich aber in Rauch und Flammen wiedergefunden, als das Feuer ausbrach.
Miller erklärt, dass insbesondere Ford ein Problem mit der Hitzeentwicklung des Auspuffs habe, die bei Chevrolet und Toyota für weniger Schwierigkeiten sorgen würden. Dennoch hat NASCAR sofort reagiert und Anpassungen für das Rennen auf den Kansas Speedway auf den Weg gebracht. Schaumbeschichtungen an der Unterseite und am rechten Aufprallschutzes des Fahrzeugs wurden verboten und Teile am Fahrzeug modifiziert.
Harvick erwartet Taten statt Worte
Dennoch ist Harvick extrem angefressen: "Sicherheit sollte nichts mit Geld zu tun haben. Ich habe zugesehen, als wir deie ganzen Situationen mit Adam [Petty] und Kenny Irwin hatten, die zum Tod von Dale Earnhardt [in Daytona] führten. Und dann war es plötzlich Pflicht, das HANS zu tragen", sagt Harvick am Samstag auf dem Kansas Speedway.
"Wir haben die weichen Banden mit den Safer-Barriers entwickelt", so der Stewart-Haas-Pilot weiter. "Sicherheit kann sich keine Zeit nehmen. Dieses Auto ist in Bezug auf die Art und Weise, wie es sich bei Unfällen verhält, völlig verkorkst. Egal was die Daten sagen, jeder Fahrer im Fahrerlager bestätigt das und sagt, dass es wehtut. Die Füße, die Hände, der Kopf, alles schmerzt. Da muss es bessere Lösungen geben."
Harvick bringt Vorschläge ein
Letzterer schlägt vor, die Sicherheit der Autos in Zukunft unabhängig von NASCAR bewerten zu lassen. "Wenn es um die Sicherheit geht, würden NASCAR und die Teams dann keinen Einfluss nehmen können", so der Vorschlag von Harvick. Die Verantwortlichen stehen bereits mit den Fahrern im Dialog, um die Sicherheit zu verbessern. Denny Hamlin, Busch, Logano, Corey LaJoie und Austin Dillon wurden bereits zu Vorschlägen befragt.
Kevin Harvick erwartet eine schnelle Reaktion seitens NASCAR Foto: Motorsport Images
In Sachen Wettbewerb und Racing ist das neue Auto der NASCAR-Serie ein voller Erfolg. Bisher haben inklusive All-Star-Rennen 19 verschiedene Piloten in der Saison 2022 einen Sieg geholt. Hätte Busch wegen des Unfalls nicht auf die Ersatzbank gemusst, wären erstmals in der Geschichte der Playoffs alle Plätze über Siege vergeben worden. Sobald die letzten Kinderkrankheiten gelöst sind, sollte das Next-Gen-Auto sowohl den Fahrern, als auch den Fans eine Menge Freude bereiten.
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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