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Kolumne

Kommentar: Die unbequeme Wahrheit über Einwegplastik und die Formel 1

Der Umgang mit Einwegkunststoffen ist zu einem wichtigen Nachhaltigkeitsthema geworden, mit dem sich Stuart Codling in diesem Kommentar auseinandersetzt

Die Formel 1 hat sich dem Ziel verschrieben, Einwegplastik bis 2025 komplett aus dem Fahrerlager zu verbannen. Aber hinter den Initiativen, die durchaus positive Schlagzeilen einbringen, steckt mehr. Denn einige der Teams befinden sich nach wie vor in Partnerschaften mit jenen Konzernen, die die Rohstoffe für die Plastikproduktion herstellen.

So wahrgenommen zu werden, als würde man das Richtige tun, und wirklich das Richtige tun: Das sind, im "Big Business" mehr als irgendwo sonst, zwei völlig verschiedene Dinge. So wahrgenommen zu werden, als würde man das Richtige tun, ist ein Geschäftsfeld für sich geworden. Viele der großen Konzerne arbeiten heute mit Agenturen zusammen, die ihnen dabei helfen, sich mit einem nachhaltigen Umwelt- und Sozialimage zu schmücken.

Der Motorsport ist zu großen Teilen von der Nutzung fossiler Treibstoffe abhängig, sowohl auf der Rennstrecke als auch wenn es darum geht, Mensch und Material rund um die Welt zu transportieren. Der Sport könnte sich genauso gut einfach darauf zurückziehen, dass das unumgänglich ist, und etwaige Kritik daran hinnehmen. Aber das käme bei Sponsoren und Investoren nicht gut an. Vor allem nicht in der geldgetriebenen Welt der Formel 1.

Vor gut eineinhalb Jahren hat die Formel 1 ihre Nachhaltigkeitsstrategie vorgestellt. Langfristiges Ziel ist, den CO2-Fußabdruck auf null zu reduzieren. Laut Rechnung der Formel 1 macht der Fahrbetrieb der Rennautos nur 0,7 Prozent des gesamten CO2-Fußabdrucks aus. Drei Viertel kommen aus dem Bereich Reisen und Logistik.

Der Fairness halber sei erwähnt, dass die CO2-Strategie der Formel 1 nicht einfach darin besteht, Kompensationszertifikate einzukaufen. Das wurde zuletzt nämlich von Umweltschutzorganisationen scharf kritisiert.

Jetzt hat die Formel 1 offenbar eine neue Facette für die Kommunikation ihrer Strategie entdeckt, nämlich das Eliminieren von Einwegkunststoffen von Rennwochenenden bis 2025. Ein Ziel, das nicht ganz neu ist, schließlich wurde es bereits im März kommuniziert. Gemeinsam mit dem Vorhaben, schon 2021 komplett auf Einwegplastikflaschen im Fahrerlager zu verzichten.

Aber was vor dem Grand Prix von Monaco als neu präsentiert wurde, war de facto ein alter Hut. Kombiniert mit dem Aufruf an Fans, selbst auch den persönlichen Kunststoffverbrauch zu reduzieren.

Ein lobenswertes Recycling, könnte man sagen! Aber weswegen? Vielleicht, weil ein paar Tage zuvor ein neuer Bericht enthüllt hat, dass nur 20 petrochemische Konzerne, darunter auch drei in der Formel 1 engagierte Unternehmen, für die Herstellung jener Kunststoffpolymere verantwortlich sind, aus denen 55 Prozent des weltweiten Kunststoffabfalls entspringen.

Schlimmster "Sünder" im entsprechenden Index ist ExxonMobil, Mineralölpartner des Red-Bull-Teams. ExxonMobil zeichnet für geschätzt 5,9 Millionen Tonnen Plastikabfall verantwortlich. Und das allein im Jahr 2019.

Auf Platz fünf, mit 4,3 Millionen Tonnen: Formel-1-Sponsor Aramco aus Saudi-Arabien. Mercedes-Miteigentümer Ineos scheint ebenfalls in den Top 20 auf.

Die im Bericht genannten Zahlen sind Schätzungen, gelten jedoch als vertrauenswürdig. Herausgeber ist die australische Minderoo-Stiftung mit Partnern wie der Energieforschungsgruppe Wood Mackenzie, der London School of Economics und dem Stockholmer Umweltinstitut.

"Die Formel 1 zeigt Einwegplastik die schwarze Flagge", heißt es in einem Text auf der offiziellen Internetseite der Formel 1. Dennoch setzt die Formel 1 ihre Partnerschaft mit dem weltweit fünftgrößten Hersteller der Rohstoffe, aus denen diese Einwegkunststoffe produziert werden, fort.

Aramco ist 2021 Titelsponsor von zwei Grands Prix und der Wintertests, ist zudem bei vielen Events mit Werbeflächen präsent. Außerdem "präsentiert" Aramco die "Power-Rankings" der Formel-1-Fahrer nach jedem Grand Prix.

Einer Bitte um Stellungnahme zu diesem Widerspruch wurde bisher nicht nachgekommen.

Mercedes-Teamchef Toto Wolff geht mit dem Thema offen und bewundernswert transparent um, wenn er sagt: "Ich bin mir nicht sicher, ob diese Zahlen [im Bericht] stimmen. Aber wir tragen große Verantwortung, und Ineos nimmt seine Verantwortung ernst. Den Shareholdern ist bewusst, dass auch sie Teil der Veränderung sein müssen. Als Team haben wir zahlreiche Maßnahmen ergriffen und zum Beispiel jede Form von Einwegplastik aus unserer Fabrik, unserem Motorhome und unseren Garagen verbannt."

"Aber wenn die Nachfrage für Einwegplastik da ist, weil einige Produkte einfach nicht anders verpackt werden können, dann wird immer jemand ein Geschäft damit machen."

Bestimmte Einwegkunststoffe werden womöglich nie ganz verschwinden. Das ist keine besonders populäre Einschätzung. Aber besser als unaufrichtiges Schweigen, nicht wahr?

Hinweis: Dieser Kommentar von Stuart Codling ist zuerst in unserem Schwestermagazin GP Racing erschienen. Ein Abo für GP Racing kann mit Klick auf diesen Text, der zum entsprechenden Formular führt, online abgeschlossen werden!

Mit Bildmaterial von Renault.

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