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Horner an Wolff: "Wie erklärst du die Schleifspuren?"

Es war eine Szene in der FIA-Pressekonferenz am Freitag, die den Verdacht von Red Bull gegenüber Mercedes zum ersten Mal ein wenig konkretisiert hat

Toto Wolff ist unbesorgt, dass ein etwaiger Heckflügel-Protest seitens Red Bull nochmal zu einer Disqualifikation führen könnte: "Unser Flügel wurde 14 Mal kontrolliert", sagt der Mercedes-Teamchef. "Die FIA hat alle Zeichnungen. Das, was Red Bull dort vermutet, gibt es nicht."

Wolff saß am Freitag in der Teamchef-Pressekonferenz neben Christian Horner, als er von den Journalisten zum Thema gelöchert wurde. "Wir haben kein Problem damit, dir den Flügel zu schicken, damit ihr ihn in Milton Keynes auseinanderschneiden könnt", sagt er in Richtung des Red-Bull-Teamchefs.

Horner rümpft für einen kurzen Moment die Nase und setzt dann zu einem wirkungsvollen Konter an: "Wie erklärst du dann die Schleifspuren auf der Heckflügel-Endplatte?" Wolff antwortet: "Wir denken, dass das innerhalb des Erlaubten ist und daher okay."

Allmählich werden die Vorwürfe von Red Bull bezüglich des Mercedes-Heckflügels also konkreter. Bei hohen Geschwindigkeiten, so der Verdacht, den Stardesigner Adrian Newey bereits mit diversen Unterlagen bei der FIA gemeldet hat, soll sich das Hauptblatt des Heckflügels stärker biegen als erlaubt. Und Schleifspuren an den Punkten der Befestigung an der Endplatte sollen das dokumentieren.

Unschuldig bis zum Beweis der Schuld

Solange Red Bull das nicht beweisen kann, gilt die Unschuldsvermutung für Mercedes. Biegsame Heckflügel sind nicht per se illegal, solange die Belastungstests der FIA bestanden werden. Vor Le Castellet hat die FIA diese Tests zuletzt präzisiert, Red Bull und einige andere Teams mussten daraufhin umbauen. Das ist in der Formel 1 nicht ungewöhnlich.

Am Anfang stand der Verdacht. "In Mexiko waren sie auf den Geraden um 14 km/h schneller als wir, in Brasilien sogar um 27 km/h", trägt Horner aus den Messungen vor, die Red Bull selbst vornimmt. Er unterstellt Mercedes nicht, bewusst zu betrügen: "Sie haben offensichtlich eine clevere Lösung gefunden. Die Frage ist: Ist das legal? Das muss sich die FIA anschauen."

Ein Prozess, den Red Bull mit Newey & Co. unterstützt. Horner: "In diesem Paddock gibt's einen ganzen Haufen schlauer Köpfe, und die treten gegen vielleicht vier Leute von der FIA an. Natürlich nehmen wir Mercedes unter die Lupe, und umgekehrt tun die das genauso mit uns. Das gehört zu diesem Sport dazu, und gerade diese technische Komponente macht ja unseren Sport so faszinierend."

Nur: Die Schleifspuren an der Endplatte, die Horners Ingenieure entdeckt haben wollen, bestreitet Mercedes. Es steht Aussage gegen Aussage. "Wir haben uns das angeschaut. Es gibt keine Schleifspuren. Wir sind nicht sicher, was sie damit meinen", sagt der leitende Mercedes-Ingenieur Andrew Shovlin. Eine Seite lügt also. Welche, das muss die FIA herausfinden.

"Aus unserer Sicht sind wir absolut happy mit dem, was wir am Auto haben", unterstreicht Shovlin. "Wir haben die FIA eingeladen, sich den Flügel so genau anzuschauen, wie sie wollen, und sie haben kein Problem damit." Wolff ergänzt: "Von mir aus können sie einen Flügel haben und zu Hause in 1.000 Teile zerlegen."

Marko gibt zu: Es reicht (noch?) nicht

Ob Red Bull auf dieses - mutmaßlich nicht ganz ernst gemeinte - Angebot zurückkommen wird, entzieht sich unserer Kenntnis. Für die Nachforschungen von Newey wäre so ein Anschauungsobjekt sicher nützlich. Denn für einen Protest habe man "noch nicht genug Fakten", räumt Motorsportkonsulent Helmut Marko ein.

Toto Wolff, Christian Horner

Toto Wolff und Christian Horner beim gemeinsamen PK-Auftritt in Katar

Foto: Motorsport Images

Zumindest Stand Brasilien. Dort erklärte Marko im Interview mit 'Sky': "Wir lehnen uns erst dann hinaus, wenn wir handfeste Beweise haben." Ein Protest sei "das allerletzte Mittel", sagt er. "Wir würden zuerst versuchen, dass das von der FIA entsprechend vorgebracht wird und man einfach die Teile, wo wir glauben, dass sie nicht konform sind, wechselt."

Konter von Mercedes: "Wenn wir an eine Strecke kommen, montieren wir den Flügel, von dem wir glauben, dass er am schnellsten ist. Das werden wir auch weiterhin so handhaben. Da brauchen wir keine Beratung von einem anderen Team", stellt Shovlin klar.

Doch so diffus ein Protest in Brasilien noch gewesen sein mag - in Katar klingen die Drohungen von Red Bull schon etwas konkreter: "Wenn wir das hier wieder am Auto sehen, dann werden wir dagegen protestieren", kündigt Horner gegenüber 'Sky' an.

Red Bull: Auffälligkeiten seit Ungarn

Man habe "seit vier oder fünf Rennen", sagt Horner, "eigentlich seit Ungarn", Beweise gesammelt. Diese seien "sehr, sehr klar". Und weiter: "Die Topspeeds sind sukzessive immer schneller geworden." Wie Hamilton in Brasilien dann an den Gegnern vorbeigeflogen ist, habe das Fass zum Überlaufen gebracht.

 

Die Frage ist: War Mercedes einfach ein bisschen schlauer als die anderen, oder wurden Graubereiche des Reglements überstrapaziert? Das müssen die FIA-Regelhüter entscheiden. Bislang hat Mercedes alle technischen Abnahmen überstanden. Das muss zwangsläufig bedeuten: Die vermeintlichen Beweise von Red Bull konnten die FIA nicht überzeugen.

Wolff wirft ein, dass es für Hamiltons überragende Topspeeds auch noch andere Erklärungen gibt als einen illegalen Heckflügel: "Wir haben ein Auto mit viel weniger Luftwiderstand. Der Motor ist frisch. Das macht einen großen Unterschied. Unser Konzept hat auf den Geraden schon immer gut funktioniert. Aber wenn jemand glaubt, da ist was faul, dann soll er halt Protest einlegen."

Den Vorwurf, das Reglement in betrügerischer Absicht auszutricksen, macht Red Bull übrigens gar nicht. "Ein Design zu entwickeln, das absichtlich die Regeln bricht, wäre schwierig. Das wäre sehr unanständig", stellt Horner klar.

Aber: "Die Formel-1-Regeln sind wie eine Enzyklopädie. Die Texte darin zu übersetzen und zu interpretieren ist ein Vorgang, bei dem die Ingenieure immer versuchen, die Grenzen maximal auszureizen." Red Bull sei diesbezüglich dieses Jahr schon im Fokus gestanden, sagt Horner. Jetzt sei eben mal Mercedes dran.

Mit Bildmaterial von Giorgio Piola (Motorsport Network).

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