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JvO Racing kehrt GT-Sport den Rücken und macht LMP3

Prototype Cup Germany statt ADAC GT Masters: JvO Racing sattelt komplett um - Jörg van Ommen erklärt außerdem, warum ZVO so in Schieflage geraten ist

JvO Racing kehrt GT-Sport den Rücken und macht LMP3

Das Feld der Kandidaten für das ADAC GT Masters 2023 ist erneut kleiner geworden: JvO Racing wird nicht, wie ursprünglich angekündigt, in ADAC GT Masters und ADAC GT4 Germany starten. Stattdessen beschreitet Teamchef Jörg van Ommen völlig neue Wege und wechselt ADAC-intern in den Prototype Cup Germany!

Der zweimalige DTM-Vizemeister bestätigt gegenüber 'Motorsport-Total.com': "Für einige mag das kurios klingen, aber wir werden LMP3 fahren! Wir möchten zwei Autos im Prototype Cup Germany einsetzen."

Der Einsatz erfolgt in Kooperation mit Rinaldi Racing. Beide Teams sind auf dem Flughafen Mendig untergebracht. Rinaldi nimmt bereits die Einsätze für das Wochenspiegel-Team vor und gewann 2022 mit Leonard Weiss und Torsten Kratz die beiden Finalrennen im Prototype Cup Germany in Hockenheim.

"Das macht es angenehmer für mich, weil ich nicht alles Mögliche neu kaufen muss", sagt van Ommen über die Kooperation. "Michele hat seine Preise und seine Art des Einsatzes. Wir sind bei diesem Einsatz mit unserem Team dabei, es ist also eine JvO-Geschichte. Aber wir haben uns Technik und Abwicklung mit Michele eingekauft. Das hilft natürlich enorm."

Rinaldi Racing nimmt die Wochenspiegel-Einsätze vor

Rinaldi Racing nimmt die Wochenspiegel-Einsätze vor und siegte in Hockenheim

Foto: Nathalie Ost/WTM Racing

Die Ziele sind ambitioniert: "Ich glaube, wenn wir anständige Fahrer auf die Autos setzen, sind wir in der Lage, ganz nach vorne zu fahren." Weitere Details zum Programm werden Anfang April erwartet.

Woran ZVO gescheitert ist

JvO Racing ist der Nachfolger des Teams ZVO, das im Jahr 2022 mit fünf Saisonsiegen im ADAC GT Masters für Furore gesorgt hat. Doch nach der Saison stand die Mannschaft im Dezember 2022 auf einmal vor dem Bankrott. Erst im Januar 2023 gab es die erlösende Nachricht, dass ein - noch geheim gehaltener - Investor das Team gerettet hat.

Wie konnte dem erfahrenen Jörg van Ommen und dem perfekt vernetzten Philipp Zakowski so etwas passieren? Van Ommen erklärt: "Wir hatten einen Investor, in dem Fall den Herrn [Georg] Haub, einen Angehörigen der Tengelmann-Dynastie. Schriftlich wurde ein Vertrag über ein Jahr mit einem GT3 und einem GT4 fixiert. Das war ein guter Vertrag. Der war gut dotiert. Es war alles safe."

"Natürlich wurde das vor einem großen Hintergrund besprochen. Wir sollten die Chance bekommen, über die kommenden drei bis fünf Jahre eines der markanten GT3-Profi-Teams in Europa zu werden. Wir hatten Visionen, alles sah ganz toll aus."

Jörg van Ommen beginnt mit JvO Racing ein neues Kapitel

Jörg van Ommen beginnt mit JvO Racing ein neues Kapitel

Foto: Jörg van Ommen

Dann habe man vor lauter Begeisterung über diese Vision die Realität aus den Augen verloren. "Das führte zu mutigen Entscheidungen bei Investitionen in weitere Autos, Manpower und Equipment, die im Nachhinein schlicht Fehler waren." Die jeweils zweiten Autos in ADAC GT Masters und ADAC GT4 Germany gingen über den mit Haub fixierten Vertrag hinaus.

"So war schon im ersten Drittel der Saison eine Budgetlücke erreicht, die Vater Haub noch sehr loyal und fair, vielleicht sogar edel, aufgefüllt hat. Am Ende der Saison hat er aber dann den Stecker gezogen. Das war unmittelbar der Auslöser für die Schieflage."

"Am Ende war das ein simpler Anruf eines Beraters, der uns mitteilte, dass 'Herr Haub keine weiteren Zahlungen mehr veranlasst'. Kompliziert war das in unserem Fall, weil noch im Oktober mit mehreren seiner Berater über verschiedene Geschäftsmodelle im Rennsport diskutiert wurde. Sogar in einem dreitägigen Workshop mit BWL-Professoren und Steuerberatern."

"Und dann kam ein schlichter Anruf eines Beraters, dass Herr Haub keine weiteren Zahlungen mehr veranlasst. Das Schlimme war der dann vollzogene komplette Kontaktabbruch ohne Chance auf Gespräche und verschiedene Formen einer Einigung."

Warum man so mutig war

Während der ambitionierte und dynamische Philipp Zakowski die rasche Expansion des Teams vorantrieb, ist van Ommen eigentlich als bodenständig bekannt. Er gibt zu, dass er sich angesichts der Versprechen Haubs und der Visionen Zakowskis mitreißen ließ, obwohl ihm ZVO Racing zu 99 Prozent gehörte. Motto: Mit seinen 62 Jahren wollte er den jungen Generation nicht im Weg stehen.

"Natürlich hat das auf Außenstehende sehr groß und etwas vollmundig gewirkt. Das war mir auch nicht ganz geheuer. Aber wenn du alle Informationen hast, so wie ich sie hatte, dann kannst du auch unsicher werden und denken: 'Vielleicht stehe ich mit meiner Vorsicht doch irgendetwas Großem im Weg.' Das wollte ich natürlich auch nicht. Entgegen meiner Erfahrung und Intuition habe ich mich überreden lassen und vieles zugelassen."

Die jeweils zweiten Autos in GT3 und GT4 gingen über den vereinbarten Einsatz hinaus

Die jeweils zweiten Autos in GT3 und GT4 gingen über den vereinbarten Einsatz hinaus

Foto: Alexander Trienitz

So standen sich Zakowski und Robert Haub, Sohn von Georg Haub und GT4-Fahrer, sehr nahe. Hinzu kamen Messages von Georg Haub: "Das waren E-Mails, Whatsapps und Telefonate, die wirklich den Eindruck erweckten, dass Philipp von Vater Haub wie ein Sohn und von Robert wie der beste Freund gesehen wurde, den man nie im Stich lässt. Und das führte dann zu großen Visionen, gepaart mit Mut und Zuversicht."

"Ich hätte immer bremsen können. Das habe ich nicht gemacht, warum auch immer. Den Vorwurf mache ich mir und die Schuld gebe ich mir." Man sei "zwischen den Rennwochenenden abgesoffen".

An den Wochenenden lief es hingegen hervorragend: "Der Einfluss von Philipp oder mir war bezüglich des Erfolgs gleich null. Das haben die Gounons, Schillers, Marschalkowskis und Marvin Diensts dieser Welt gemacht - und zwar zu 100 Prozent. Ich glaube, Gounon/Schiller war die stärkste Fahrerkombination im gesamten Feld. Das war der Grund, warum wir so weit vorne gefahren sind."

GT3-Sport zu überzüchtet?

Letztlich kritisiert van Ommen auch die Entwicklung des GT3-Sports. In seiner DTM-Zeit hatte er die verrückte Entwicklung der Klasse-1-Boliden aus erster Hand mitbekommen, bis das Kartenhaus an den wahnsinnigen Kosten kollabierte. Zwar werden GT3-Fahrzeuge nicht ständig weiterentwickelt. Doch mittlerweile sieht er die Kosteneskalation bei den Teams.

"Der Motorsport generell, speziell die GT3, ist aus meiner Sicht überentwickelt", sagt er. "Das sind ja bekannte Autos. Die werden seit Jahren gleich gebaut. Nicht einmal die Aero hat sich in den vergangenen zwei Jahren geändert."

"Auf jeder Rennstrecke, auf der wir gefahren sind, sind Hunderte GT3 mit vielen Teams und vielen Fahrern schon vorher gefahren. Die Daten stehen zur Verfügung. Dirk Martin, der bei uns der Hauptingenieur war, macht so ein Auto jedes Wochenende für verschiedene Teams, immer das gleiche Auto. Also weiß der doch wirklich alles."

"Und dann kommt man zum Rennen und es fühlt sich an, als würde ein komplett neu entwickeltes Auto zum ersten Mal fahren. Mir kommt das überzüchtet vor. Wir vermessen die Messgeräte zum Vermessen der Autos, vermessen gefühlt 20 Mal am Wochenende das Auto und dann höre ich viel zu oft Sätze wie: 'Jetzt sind wir zur falschen Zeit rausgefahren.'"

"Das erinnert mich an eine Geschichte der NASA, die mal nachgewiesen hat, dass die Hummel nicht fliegen kann. Manchmal vermisse ich einfach Racing, so wie die Hummel einfach fliegt."

‘¿’Was er damit meint? "Racing heißt, du musst zur richtigen Zeit rausgehen, du musst passendes Benzin im Tank haben, der Luftdruck muss stimmen. Du musst - gerade mit einem bekannten GT3 - die Basics richtig machen. Mir wird zu viel von Hundertsteln geträumt und dabei die Zehntel vergessen."

"Du musst abwägen, Wie viel Engineering braucht die GT3 und ab wann stehe ich mir damit im Weg. Aber bei allem ist das Wichtigste der Fahrer. Der macht das Racing. Wenn Du mit einem GT3 das Schwedenkreuz voll fahren willst, brauchst Du keinen Megaingenieur, sondern einfach Eier!"

Das kann er mit seinem Team nun umsetzen. Das neue Projekt steht unter dem Motto Nachwuchsförderung und nicht mehr Performance Racing.

Mit Bildmaterial von Alexander Trienitz.

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