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Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Mirko Bortolotti

Mirko Bortolotti tauchte nach zwei Kollisionen am Nürburgring komplett ab, sein Statement fehlt sogar in der Pressemitteilung - hat er jetzt den DTM-Titel verspielt?

Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat: Mirko Bortolotti

Liebe Leserinnen und Leser,

Mirko Bortolotti kann nach dem Nürburgring-Wochenende der DTM keine gute Nacht gehabt haben: Zwei vermeidbare Kollisionen, die den Grasser-Lamborghini-Titelkandidaten um mindestens 29 Punkte brachten - und dafür sorgten, dass er mit leeren Händen aus der Eifel abreiste. Das verdaut man nicht so schnell!

Der Frust saß offenbar so tief, dass der in Wien lebenden Italiener nach dem Rennen komplett untertauchte. Nicht nur wir, sondern auch die Kollegen von Ran Racing und die TV-Crew der DTM warteten in der Mixed-Zone vergeblich mit der Kamera auf Bortolotti, der sich nach der Kollision mit Kelvin van der Linde drei Runden vor Schluss im Kampf um Platz vier nicht den Medien stellen wollte.

Schlimmer noch - auch in der Grasser-Pressemitteilung suchte man vergeblich eine Stimme vom Topfahrer des österreichischen Teams, der angeblich schon frühzeitig den Ort des Schreckens verließ.

Fehler am Samstag hätte eine Lehre sein müssen

Klar, der Ärger ist verständlich - aber wenn ein Lewis Hamilton nach dem Formel-1-Saisonfinale in Abu Dhabi die Größe hat, Max Verstappen zum Titel zu gratulieren und sich den Medien zu stellen, dann hätte man das auch von Bortolotti erwarten können.

Vermutlich ist Bortolotti auch ein bisschen sauer auf sich selbst. Denn auch wenn Teamchef Gottfried Grasser die Schuld am Sonntag bei Abt-Audi-Pilot Kelvin van der Linde sieht, dessen Bruder Sheldon van der Linde und sein Teamkollege Rene Rast übrigens neben AMG-Pilot Lucas Auer Bortolottis größte Rivalen im Titelkampf sind, hätte es sein Schützling eigentlich wissen müssen.

Bereits am Samstag verlor er im Kampf um seinen ersten DTM-Sieg neun Runden vor Schluss hinter dem führenden AF-Corse-Ferrari-Piloten Felipe Fraga die Geduld und probierte es mit der Zielkurve an einer Stelle, an der Überholmanöver nur schwer möglich sind.

Da die Linie innen noch feucht war, rutschte er in den Ferrari - beide drehten sich, Bortolotti bekam den Rückwärtsgang nicht rein, das Rennen war vorbei. Bortolotti entschuldigte sich sportlich fair - und nahm den Unfall ganz auf seine Kappe. Auch die Rückversetzung um fünf Startplätze akzeptierte er ohne Diskussion. Hut ab vor so einer klaren Reaktion!

Sonntag: Es sah so gut aus - bis zum nächsten Crash

Doch er hätte daraus lernen müssen. Denn das Sonntagsrennen, bei dem der Lamborghini durch eine angepasste Balance of Performance 20 Kilogramm schwerer war, erscheint im Nachhinein wie eine Prüfung. Start von Platz neun, Rückfall auf Platz 16. Dann die Safety-Car-Phase wegen des Ausfalls von Titelrivale Rast.

Bortolotti war beim Restart schon wieder Neunter und kämpfte sich auf Platz fünf nach vorne, während DTM-Leader Sheldon van der Linde die Führung verlor und ans Ende der Punkteränge zurückfiel. Spätestens da hätte es bei Bortolotti klick machen müssen: Nur jetzt kein Crash!

Doch nachdem er 27 Runden lang im Heck von Kelvin van der Linde lauerte, tappte er ausgangs der Mercedes-Arena in die Falle. Denn der Abt-Audi-Pilot, der seine Position noch verteidigte, als der Lamborghini bereits neben ihm war, ist im Titelrennen krasser Außenseiter und kann deutlich mehr Risiko nehmen. Dann traf er den Lamborghini so unglücklich, dass die Spurstange brach. Bortolotti erneut out!

Bortolotti hätte mit harter Gegenwehr rechnen müssen

Spielte auch das Ego eine Rolle? Die Rivalität von Bortolotti, der sogar für ein Jahr Audi-Pilot war, und van der Linde hat seinen Ursprung im ADAC GT Masters. "Wir waren nie die besten Freunde", erzählt der Südafrikaner. "Ich denke also, dass es auch ein bisschen ein Ego-Kampf ist. Der eine will vor dem anderen bleiben - und manchmal endet das dann so."

 

Ich würde Kelvin van der Linde nie unterstellen, dass er das Manöver aus Bruderliebe gemacht hat - oder um seinem Teamkollegen Rast zu helfen. Aber auch diesen Aspekt hätte Bortolotti im Kopf haben können, als er sich neben den Südafrikaner setzte.

Bortolottis Ankündigung am Mittwoch: "Geht um die Punkte"

Und noch etwas geht mir, wenn ich an Bortolottis Wochenende denke, nicht aus dem Kopf: Bei der DTM-Online-Pressekonferenz am Mittwoch offenbarte DTM-Legende Olaf Manthey, der dieses Wochenende in der DTM Classic startete, dass er in der diesjährigen DTM-Saison bei einigen Fahrern die Rennintelligenz vermisst.

Bortolottis Reaktion? "Ich stimme Herrn Manthey zu: Am Ende muss man clever und intelligent sein. Es ist klar, dass die Punkte und nicht die Siege entscheiden, wer am Ende Meister wird." Auf Nachfrage, wie wichtig es ihm sei, endlich seinen ersten DTM-Sieg zu feiern, antwortete er: "Das ist überhaupt nicht auf meiner Prioritätenliste." Er peile "das bestmöglich Ergebnis" an.

Hätte er am Samstag nicht versucht, den Sieg zu erzwingen - und wäre Zweiter geblieben - und hätte er sich am Sonntag mit dem fünften Platz abgefunden, dann wäre Bortolotti jetzt weiterhin DTM-Leader. Er hätte nicht nur 29 Punkte (ohne Zielankunft wurde am Samstag auch der Punkt für die schnellste Runde gestrichen) mehr auf seinem Konto, Sheldon van der Linde hätte in der Eifel statt 30 nur 19 Punkte geholt.

Ohne Kollisionen mindestens 19 Punkte Vorsprung

Damit hätte der Schubert-BMW-Pilot jetzt 99 Punkte - und Bortolotti 118. Das wären 19 Punkte Vorsprung für den Grasser-Piloten. Mal abgesehen davon, dass Bortolotti ohne die Rückversetzung wegen der Fraga-Kollision am Sonntag eventuell sogar noch weiter vorne gelandet wäre als auf Platz fünf.

So fährt Bortolotti jetzt aber als erster Verfolger mit einem Rückstand von 21 Punkten zu den letzten sechs Saisonrennen. Zwar sind noch 174 Punkte (Sieg, Poleposition und schnellste Runde) zu holen, aber als nächstes stehen Strecken wie Spa-Francorchamps und Spielberg auf dem Programm. Die sollten dem langen BMW M4 GT3 liegen, der vor allem in schnellen Kurven seine Stärken hat. Jetzt darf also bei Bortolotti nichts mehr schiefgehen.

Hat er das drauf? Wenn man seinem Teamchef Gottfried Grasser glaubt, dann sollte man ihn auf keinen Fall abschreiben. "Je mehr Druck, desto stärker wird er", hat er mir vor Saisonbeginn gesagt. "Das ist sicher seine größte Stärke, dass er wirklich liefern kann, wenn es um alles geht."

Das bedeutet aber auch manchmal, sich mit einem zweiten Platz zufrieden zu geben, wie mit Volker Strycek bereits der ersten DTM-Champion der Geschichte bewiesen hat. Er holte 1984 keinen einzigen Sieg - und setzte sich im Titelkampf dennoch gegen Manthey durch.

Sven Haidinger

Mit Bildmaterial von Gruppe C Photography.

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