Franz Tost sagt indirekt: Regeln 2017 waren ein Fehler
Das Überholproblem lösen: Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost plädiert für weniger Aerodynamik, wenn die Formel 1 in Zukunft wirklich besseres Racing bieten soll
Ein neuer Frontflügel, reduzierte Aerodynamik und die Hoffnung, dass damit alles besser wird: Ob die Formel 1 mit ihrem neuen Reglement das Überholproblem in den Griff kriegt? In der Theorie soll es den Fahrzeugen der Generation zumindest möglich sein, länger in direkter Schlagdistanz zum Gegner zu fahren, weil die verwirbelte Luft hinter einem Fahrzeug nun geringer ist. Dass daraus wirklich engeres Racing entsteht, wird im Fahrerlager aber angezweifelt.
Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost etwa sagt, er sei sich "nicht so sicher", ob der gewünschte Effekt tatsächlich eintrete. Denn die modernen Grand-Prix-Fahrzeuge seien in den Kurven schlicht zu schnell. "Das merkt nur niemand, es kommt auch im Fernsehen nicht so rüber. Vielleicht registrieren es nur die Fahrer selbst oder jemand, der direkt an der Strecke steht", erklärt Tost. "Aber wenn wir das Überholen vereinfachen wollen, dann müssen die Kurvengeschwindigkeiten runter."
Damit kritisiert Tost indirekt das zur Saison 2017 eingeführte Reglement, das die Autos insgesamt schneller gemacht hat. Diesen Trend gelte es nun umzukehren, meint der Formel-1-Teamchef. "Meiner Meinung nach muss der aerodynamische Abtrieb reduziert werden. Dann wird es einfacher, eine Lücke zuzufahren. Und wenn die Autos in den Kurven langsamer sind, sind sie auf den Geraden schneller. Umso leichter kriegst du dann einen Windschatten und kannst überholen, weil auch die Bremszonen länger sind."
So weit die Theorie. Aber was ist mit der Umsetzung? "Das ist ein Thema für den Automobil-Weltverband und für das Formel-1-Management", meint Tost. "Schauen wir mal, was sie sich für 2021 einfallen lassen. Die Diskussionen ziehen sich hin. Doch die Zeit läuft uns davon. Es müssen jetzt [bald] Entscheidungen getroffen werden. Ich hoffe, wir kennen im Mai oder Juni die technischen und sportlichen Regeln für 2021."
Vorher wird sich in der Formel 1 nichts Grundlegendes verändern. Dabei gäbe es Baustellen genug, sagt Tost und zählt auf: "Es wäre toll, wenn die Rennen interessanter wären. Und ich hätte einfach gerne schöne Formel-1-Autos, die noch dazu schnell sind, und etwas Besonderes. Sie müssten irre Geschwindigkeiten erzielen, damit die Leute sehen: Das kann nicht jeder." Diese Faszination lasse die aktuelle Formel 1 ein wenig vermissen.
Mit Bildmaterial von LAT.
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