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Kniefall & T-Shirts: Formel-1-Fahrer in Rassismus-Debatte uneinig

Nicht alle Formel-1-Piloten werden am Sonntag vor dem Grand Prix von Österreich auf die Knie gehen - Lewis Hamilton über Fahrerbriefing nicht erfreut

In einer Zeit der anhaltenden Proteste und des weltweiten Aktivismus gegen Rassismus und Diskriminierung ist auch die Formel 1 aufgewacht. Die Rennserie setzt mit ihrer Anti-Rassismus-Botschaft am gesamten Rennwochenende in Österreich ein eindeutiges Zeichen. Die 20 Fahrer werden ihre Unterstützung am Sonntag vor dem Rennen ebenso zeigen, bestätigt die Fahrervereinigung GPDA.

"End Racism", dieses Motto ist nicht nur auf einigen Boliden und an der Rennstrecke in Spielberg als Teil der "#WeRaceAsOne"-Initiative zu sehen, die Piloten selbst werden in der Startaufstellung T-Shirts mit jener Aufschrift tragen. Außerdem wurde im Fahrermeeting am Freitagabend diskutiert, ob alle Fahrer auf dem Grid niederknien - ein Zeichen für die Unterstützung von "Black Lives Matter".

Die symbolische Geste konnte zuletzt bereits im Fußball beobachtet werden. Im Fahrerfeld war man sich allerdings nicht einig darüber, ob kollektiv vor dem Rennstart auf die Knie gegangen werden soll oder nicht. Fünf Fahrer seien mit der Geste nicht einverstanden, berichtet die 'BBC'.

Hamilton: Fahrerbriefing war "interessant"

Deshalb hat die GPDA in einem am Samstag veröffentlichten Schreiben festgehalten: "Alle 20 Fahrer stehen vereint mit ihren Teams gegen Rassismus und Vorverurteilung." Gleichzeitig würden alle Piloten die Prinzipien von Diversität, Gleichheit und Inklusion befürworten. "Gemeinsam werden die Fahrer aus diesem Grund ihre Unterstützung am Sonntag vor dem Rennen in der Öffentlichkeit zeigen."

Nachsatz: "Wir erkennen an und respektieren, dass jeder einzelne das Recht und die Freiheit hat, seine Unterstützung auf seine Art und Weise zu zeigen." Daher sei es jedem Fahrer selbst überlassen, wie er dies vor dem Saisonauftakt in der Steiermark machen möchte.

Lewis Hamilton merkt kritisch an, dass sich manche Fahrer nicht klar deklariert haben. Das Fahrerbriefing am Freitag sei "interessant" gewesen. Der Brite hatte im Vorfeld des Österreich-Rennens Mercedes dazu bewogen, die Lackierung für den Kampf gegen Ungleichheit und Diskriminierung zu ändern.

Außerdem sprach sich der einzig schwarze Pilot im Feld klar und deutlich gegen Rassismus und Polizeigewalt auf Social Media aus. Hamilton protestierte mit der "BlackLivesMatter"-Bewegung in London und kündigte die Gründung der "Hamilton Commission" an, um mehr Diversität in die Formel 1 zu bringen.

Der Weltmeister äußerte sich in sozialen Netzwerken außerdem ungewohnt deutlich und kritisch über das "Stillschweigen" mancher Akteure. Im Nachhinein habe er damit aber nicht unbedingt seine Fahrerkollegen gemeint, relativiert der Brite. Das sei wohl falsch interpretiert worden.

Generell hält der Mercedes-Pilot fest: "Es gibt teilweise immer noch Personen, die schweigen. Damit macht man sich mitschuldig. Aber es ist Teil des Dialogs, dass man versucht zu verstehen. Es gibt immer noch Menschen, die nicht genau wissen, was passiert und warum protestiert wird." Deshalb versuche er weiterhin, ein "Wegweiser" zu sein.

Ricciardo: Deshalb sind nicht alle für den Kniefall

Zwar stehen alle Piloten hinter Hamiltons Aussagen gegen Rassismus, jedoch haben einige Bedenken über die Konnotation des Kniefalls in ihren eigenen Kulturen geäußert, verrät Daniel Ricciardo am Samstag. Manche würden sich darüber sorgen, wie die Geste in ihren Heimatländern aufgenommen werden könnte.

"In der Diskussion [am Freitag] mit den Fahrern kamen wir im Wesentlichen zum Grundkonsens, dass wir uns alle zu hundert Prozent dafür einsetzen, dass wir [die Initiative] unterstützen und Rassismus beendet werden muss. Keiner von uns ist dagegen, also unterstützen wir es alle", sagte Ricciardo.

Es gehe hierbei nicht um Politik, sondern um die Unterstützung von BlackLivesMatter, betonte er. Es gebe allerdings "einen schmalen Grat" in manchen Kulturen, wie ein Kniefall aufgenommen werden könnte. Deshalb wird es jedem Piloten selbst überlassen sein, ob er auf die Knie geht oder nicht. Schließlich möchte die Formel 1 niemanden "in Gefahr" bringen.

Ricciardo betont außerdem mit Nachdruck: "Niemand wird verurteilt oder kritisiert werden, wenn er nicht auf eine bestimmte Art und Weise dasteht oder sich hinkniet." Einige Fahrer scheinen dennoch gewillt zu sein, ein deutliches Zeichen zu setzen. Etwa die Haas-Piloten Kevin Magnussen und Romain Grosjean.

"Es ist schwierig, weil die Leute das natürlich immer gleich auf verschiedene Weisen interpretieren werden." Er werde dennoch auf die Knie gehen, so Magnussen - nicht um BlackLivesMatter zu unterstützen, sondern die gesamte, weltweite Bewegung, die dafür einsteht, Rassismus zu beenden. Teamkollege Grosjean gibt zu, zunächst kein großer Fan von der Idee gewesen zu sein. "Aber dann habe ich mehr darüber gelesen."

Und er kam zu der Erkenntnis: "Das ist ein Symbol von Sportlern, um ihre Unterstützung im Kampf gegen Rassismus zum Ausdruck zu bringen. Und das hat nichts mit einer politischen Bewegung zu tun. Daher werde ich auf die Knie gehen." Ihren Ursprung hat der Kniefall in der NFL, dort sorgte Colin Kaepernick 2016 mit der Geste für Aufsehen.

Sainz unglücklich: "Das sind vertrauliche Diskussionen!"

Grosjean betont, dass sich alle Fahrer darauf einigen konnten, sich gegen Rassismus auszusprechen. "Wir allen wollen, dass das endet. Aber man muss vorsichtig sein, weil viele der Botschaften auch politisch sind."

Das sagt der Franzose auch in seiner Funktion als GPDA-Präsident. In dieser Rolle war er in die Bemühungen der Fahrervereinigung besonders stark involviert. Er verrät etwa, dass Präsident Alexander Wurz sein "WhatsApp zerstört" habe in den vergangenen zwei Wochen, mit Sprachnachrichten in epischer Länge.

Weniger glücklich ist Carlos Sainz über die Art und Weise, wie manche Kollegen interne Diskussionen in die Öffentlichkeit tragen. Er war wenig erfreut darüber, dass die Gespräche im Fahrerbriefung nicht vertraulich behandelt wurden. "Was auch immer innerhalb der GPDA diskutiert wird - das ist eine private Angelegenheit."

Er betont, dass die Diskussionen vertraulich seien. "Es ist ein Muss, dass die Fahrer realisieren, dass das Diskussionen hinter verschlossenen Türen sind." McLaren-Teamchef Andreas Seidl findet die Debatte außerdem ein wenig verfehlt. Schließlich gehe es nicht nur darum, ob sich alle Fahrer hinknien vor dem Rennstart oder nicht.

"Mir gefällt es nicht, dass dieses wichtige Thema darauf reduziert wird, ob jemand sich hinknien wird oder nicht." Das sei nicht der Punkt der Diskussion. Es solle jedem selbst überlassen werden, wie jemand seine Unterstützung zum Ausdruck bringen möchte.

Weitere Co-Autoren: Luke Smith. Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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