"Motorsport war immer die DNA": Abt hinterfragt Ausstiege von Audi und BMW
Audi und BMW verlassen die Formel E, Volkswagen stellt den Motorsport ein - Hans-Jürgen Abt kann diese Entscheidungen nicht nachvollziehen - Abt will weitermachen
Der deutsche Automobil-Rennsport steht im Umbruch. Die DTM wird es in der bisherigen Form nicht mehr geben und im nächsten Jahr mit GT3-Fahrzeugen neu aufgestellt. Jüngst verkündeten Audi und BMW ihren baldigen Ausstieg aus der Formel E. Zudem hat Volkswagen bekannt gegeben, dass man das Motorsport-Engagement komplett beenden wird.
"Um ehrlich zu sein: ich verstehe nicht mehr, was manche Hersteller da machen", wird Hans-Jürgen Abt von der 'Bild' zitiert. Die strategische Entscheidung von Audi betrifft auch das Abt-Team. Man war seit 20 Jahren in der DTM engagiert und in den vergangenen Jahren auch in der Formel E erfolgreich.
Als die Elektrorennserie ins Leben gerufen wurde und 2014/15 ihre erste Saison fuhr, war Abt als Privatteam dabei. Später stieg Audi ein. Da sich nun die großen deutschen Hersteller mit Ausnahme von Mercedes, die weiterhin Formel 1 und Formel E machen, und Porsche (Formel E) umorientieren, wirft Fragen auf.
"Der Motorsport war immer die DNA vieler deutscher Automarken", erinnert Abt. "Aber die Marketingstrategen scheinen zu glauben, dass man den sportlichen Wettkampf nicht mehr braucht, um Autos zu verkaufen. Sie glauben offenbar, dass sie die Menschen anders erreichen."
Hans-Jürgen Abt hinterfragt die strategischen Entscheidungen
Foto: LAT
BMW betreibt im Motorradsektor weiterhin das Projekt in der Superbike-WM. Audi will ab 2022 mit einem Hybridmotor die Rallye Dakar in Angriff nehmen. Außerdem gibt es Planungen für eine Rückkehr in die Sportwagen-Szene unter dem neuen LMDh-Reglement.
Abt will trotz Audi-Aus im Motorsport weitermachen
Auch der Kundensport soll weiterhin eine Säule bleiben. Für ein Team wie Abt bedeuten die derzeitigen Entscheidungen der Vorstände dennoch, dass man sich neu aufstellen muss. Abt will auf jeden Fall weitermachen.
"Wir führen intensive Gespräche und versuchen alles, damit es weitergeht", betont Abt. "Man hört nicht einfach auf, weil der Hersteller sich zurückzieht! Und Widerstände habe ich schon immer als Herausforderung gesehen."
Der 57-Jährige kann vor allem die Entscheidung gegen die Formel E nicht nachvollziehen, da viele Automobilhersteller auf Elektromobilität setzen: "Und jetzt, da gerade der neue, eigene Antriebsstrang fertig ist, da Sat.1 die nächsten Jahre überträgt - da steigt Audi wieder aus."
Der Abt-Audi TT von Anfang der 2000er-Jahre war in der DTM legendär
Foto: xbpimages.com
Abt ist aber zuversichtlich, dass andere Hersteller nachrücken werden, denn vor allem im asiatischen Raum gibt es viele neue Marken, die sich auf E-Mobilität spezialisiert haben. Die Formel E wäre das internationale Schaufenster dafür.
Auch ein Engagement in der neuen GT3-DTM ist für Abt vorstellbar. Beim zweiten Neustart der DTM im Jahr 2000 war Abt mit einem Audi TT dabei. Audi stieg erst später ein. Das war ähnlich wie später in der Formel E, als Abt der Vorreiter war und Audi später hinzukam.
In der Saison 2019/17 wurde Lucas di Grassi Formel-E-Meister. 2017/18 gewann man die Teammeisterschaft. Für die Zukunft hat Abt bereits ein neues Betätigungsfeld erschlossen. Man wird in der neuen Extreme-E-Serie an den Start gehen.
Ab 2021 wird diese Rennserie, in der rein elektrisch angetriebene SUV zum Einsatz kommen, an extremen Orten wie dem Himalaya oder der Arktis fahren. Als Fahrer wurde Mattias Ekström verpflichtet, der mit Audi in der DTM erfolgreich war.
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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