"Absolut der richtige Mann": Tomczyk als Heilsbringer im deutschen GT3-Konflikt?
Die Reaktionen auf Martin Tomczyks Aufstieg im DTM-Management fallen positiv aus: Wieso man im Fahrerlager hofft, dass er den Konflikt mit dem ADAC GT Masters löst
Ex-DTM-Champion Martin Tomczyk hat Ende August nicht nur das Serienmanagement der DTM-Plattform übernommen, sondern agiert auch als zweites Gesicht der Rennserie neben Boss Gerhard Berger, der beim DTM-Saisonfinale wegen einer Coronavirus-Infektion fehlte und vom Rosenheimer vertreten wurde. Aber was erhoffen sich Fahrer und Teams von der Aufwertung des 40-Jährigen? Und trauen sie es ihm zu, irgendwann in die Fußstapfen Bergers zu treten?
"Absolut", antwortet Abt-Teamchef Thomas Biermaier auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com'. "Martin hat gute Kontakte, einen guten Namen, ein sauberes Auftreten. Er hat das geschichtliche Wissen und Gefühl. Und er kann gut verhandeln. Das traue ich ihm auf jeden Fall zu."
Der Kemptener, der die DTM mit Abt seit dem Jahr 2002 begleitet und daher auch bis 2010 mit Ex-Abt-Fahrer Tomczyk arbeitete, scherzt: "Scheinbar hat Martin bei Abt relativ viel gelernt, um jetzt diese Aufgabe zu übernehmen."
Abt-Teamchef: Warum Martin Tomczyk perfekt geeignet ist
Tatsächlich glaubt Biermaier, dass Tomczyk, der im Januar zur Einarbeitung das Serienmanagement der Nachwuchsserie DTM-Trophy übernommen hatte und dann zum DTM-Repräsentanten für den Marken- und Sportbereich wurde, eine gute Wahl für höhere Dienste ist.
Tomczyk war bei Abt fast ein Jahrzehnt lang Teamkollege von Mattias Ekström Foto: Audi
Kann Martin Tomczyk Konflikt mit ADAC GT Masters lösen?
Teambesitzer Torsten Schubert hofft durch die Beförderung von Martin Tomczyk, dessen Vater Hermann Tomczyk ja jahrelang ADAC-Sportpräsident war und in dieser Funktion die DTM-Konkurrenzserie ADAC GT Masters vorantrieb, dass nun die Weichen für den GT-Sport richtig gestellt werden.
"Martin hat sich da sicher was aufgehalst", sagt Schubert, der im Premierenjahr mit seinem BMW-Team Fahrer- und Teamtitel holte und in beiden Serien aktiv ist, im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Wir kennen ihn seit vielen Jahren und haben auch mit seinem Vater im GT-Masters sehr intensiv zusammengearbeitet. Ich hoffe, dass jetzt vernünftige Entscheidungen für den GT-Sport in Deutschland getroffen werden."
Wie diese aussehen könnten? "Es ist wichtig, dass es eine GT3-Serie gibt, die auf einem Spitzenniveau läuft", verweist der 59-Jährige auf die Tatsache, dass es in Deutschland seit dem GT3-Umstieg der DTM 2021 zwei rivalisierende GT3-Sprintserien gibt. "Zwei auf Spitzenniveau wird glaube ich schwierig."
Kommt es zu einer Annäherung?
Hermann Tomczyk und Berger trugen in den vergangenen Jahren Wortgefechte aus Foto: LAT
Interessant ist diesbezüglich, dass es beim Norisring-Wochenende der DTM Anfang Juli zu einem Treffen zwischen Gerd Ennser, der Hermann Tomczyk vor einem Jahr als ADAC Sportpräsident nachfolgte, und DTM-Boss Berger kam. Man darf also gespannt sein, ob es zu einer Annäherung der beiden Konkurrenzserien kommt.
Eng über Tomczyk: "Am Flughafen immer ihm nachgegangen"
Aber wie denken die Fahrer über Tomczyks neue Rolle? Auch BMW-Werksfahrer Philipp Eng - und damit ein ehemaliger Kollege des Rosenheimers - traut Tomczyk eine größere Rolle bei der DTM-Dachorganisation ITR zu. "Unbedingt", sagt der Salzburger im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Er ist aus meiner Sicht absolut dafür gemacht."
Eng untermauert das mit Erfahrungen aus der gemeinsamen Zeit bei BMW. "Ich habe mit Martin 2018 und 2019 das Lenkrad in Le Mans geteilt - und er war immer unser Teamkapitän", erklärt der Schubert-BMW-Pilot.
"Er hat sich immer darum gekümmert, dass alles perfekt organisiert ist. Auch wenn ich mit Martin am Flughafen war, habe ich nie geschaut, zu welchem Gate wir müssen, sondern bin einfach ihm nachgegangen. Weil ich genau gewusst habe, dass er sich vorher schon Gedanken gemacht hat, wo wir hinmüssen."
Aber auch der zweimalige DTM-Vizemeister Nico Müller, der in Hockenheim sein vorerst letztes DTM-Rennen fuhr, hält Tomczyks Beförderung für eine gute Entscheidung.
"Er ist einer, der diese Plattform aus verschiedenen Perspektiven in- und auswendig kennt", so der Schweizer Rosberg-Audi-Pilot im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Er hat sicher ein super Netzwerk, um das Ganze hier weiter voranzutreiben. Und er ist auch einer, den man als Gesicht für so eine Plattform hinstellen kann und der diesen Sport lebt."
Mit Bildmaterial von DTM.
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