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Space-Drive-Pionier verlässt Schaeffler-Paravan: Auswirkungen auf Mücke-Team?

Bei Mücke-Partner Schaeffler-Paravan haben sich die Eigentümer-Verhältnisse geändert: Was passiert ist und wieso unklar ist, wie es beim DTM-Team weitergeht

Space-Drive-Pionier verlässt Schaeffler-Paravan: Auswirkungen auf Mücke-Team?

Die DTM-Zukunft des Mücke-Teams ist aktuell unklar. Das liegt aber nicht daran, dass Pilot Maximilian Buhk, der im Vorjahr am Norisring Geschichte schrieb und im Mercedes-AMG GT3 mit dem Space-Drive-System von Schaeffler-Paravan einen Podestplatz errang, in der Saison 2022 nur einen Punkt holte. Denn am 14. Oktober 2022 gab es hinter den Kulissen von Schaeffler-Paravan eine Änderung, die sich auf die Zukunft des Teams auswirken könnte.

Schaeffler hat eine Kaufoption gezogen und beim Joint-Venture auch die verbleibenden zehn Prozent übernommen, die noch im Besitz von Paravan-Boss Roland Arnold waren. Damit ist der motorsportbegeisterte Space-Drive-Pionier raus - und Automobilzulieferer Schaeffler alleiniger Gesellschafter.

Wie Teamchef Peter Mücke die DTM-Zukunft seines Teams sieht? "Grundsätzlich planen wir, dass wir mit DTM, Trophy und Classic weitermachen", wünscht sich der Berliner im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' einen Verbleib auf allen drei Säulen der DTM-Plattform, die man bereits 2022 bediente.

Mücke-Zukunft in der DTM? "Viel zu früh für solche Fragen"

Ob sich die Entwicklungen hinter den Kulissen von Partner Schaeffler-Paravan, der 2022 den Großteil des Mücke-Budgets in der DTM beisteuerte, negativ auf den DTM-Verbleib auswirken könnten? "Das höre ich nicht", sagt die Teamchef-Legende. "Aber es ist viel zu früh für solche Fragen." Neuigkeiten werde es vermutlich erst "Anfang des Jahres" geben, kündigt er an.

Grund genug für 'Motorsport-Total.com', direkt bei Roland Arnold nachzufragen, wie er die Space-Drive-Zukunft in der DTM nach dem Verkauf der verbleibenden zehn Prozent am Joint-Venture Schaeffler-Paravan sieht.

Was sich hinter den Kulissen von Schaeffler-Paravan änderte

Zuerst die Fakten: Der 57-jährige Schwabe hat mit Paravan bei der Entwicklung der Steer-by-Wire-Lenkung Space-Drive in Sachen autonomes Fahren und Behindertenmobilität Pionierarbeit geleistet. Beim Space-Drive-System werden die Lenkbewegungen nicht über eine herkömmliche Lenksäule, sondern elektronisch, also über ein Kabel, an das Lenkgetriebe weitergeleitet. Dadurch kann die Lenkung perfekt auf die jeweiligen Bedürfnisse eingestellt werden.

Diese Technologie hat Arnold im Oktober 2018 komplett in das Joint-Venture Schaeffler-Paravan übertragen und mit dem Ausstieg nun endgültig an Schaeffler verkauft. Er ist dadurch auch nicht mehr Geschäftsführer bei Schaeffler-Paravan. "Das war 2018 auch so vereinbart, dass ich das nicht ewig mache", sagt Arnold.

Diese Rolle hat nun Clement Feltz, Leiter des Unternehmensbereichs Chassis bei Schaeffler, inne. Im Zuge des Ausstiegs bei Schaeffler-Paravan hat Arnold auch die 25 Prozent an der Paravan GmbH zurückgekauft, die Schaeffler 2018 übernommen hatte. Der Besitzer der Rennserie GTC-Race, der dieses Jahr bei einigen Rennen sogar selbst hinter dem Steuer seines Mercedes-AMG GT3 saß, ist nun wieder alleiniger Paravan-Eigentümer.

"Traum, wenn Schaeffler mein Lebenswerk weiterverfolgt"

Und er würde es sich wünschen, dass Schaeffler in Zukunft auch ohne ihn mit Schaeffler-Paravan und Space-Drive in der DTM weitermacht. "Wir haben mit Steer-by-Wire fast 100.000 Rennkilometer abgespult, und über 60 Profifahrer sind in den vergangenen drei Jahren damit gefahren", zählt er auf. "Wir hätten die Lenkung ohne den Motorsport nie so schnell und so perfekt hinbekommen. Das Projekt in der DTM mit Mücke und Buhk war ein riesiger Technologiebeschleuniger. Genau das ist es, was ich wollte."

Roland Arnold

Space-Drive-Pionier Roland Arnold saß 2022 auch einige Male selbst am Steuer

Foto: GTC-Race

Während Markus Winkelhock bei den ersten Versuchen mit der elektronischen Lenkung ohne Lenksäule 2019 in der GTC-Race-Serie noch Probleme gehabt habe, die Reifen zu spüren, sei man nun in der Lage, "bei Regen und im Trockenen, also bei allen unterschiedlichen Bedingungen, mitzuhalten", sagt Arnold. Der DTM-Podestplatz durch Buhk im Vorjahr sei der beste Beweis.

"Das ist alles auf Big Data zurückzuführen", ergänzt Arnold. "Daher wäre es mein Traum, wenn Schaeffler jetzt mein Lebenswerk weiterverfolgt und sie Space-Drive auch weiterhin im Rennsport einsetzen, um Erfahrung zu sammeln."

"Müsste mit Behindertenmobilität zu tun haben"

Da Schaeffler DTM-Serienpartner ist und auch beim DTM-Electric-Projekt intensiv engagiert ist, wäre es nicht komplett abwegig, wenn das System in der DTM tatsächlich weiter zum Einsatz kommt. Im Zuge des Schaeffler-Sponsorings bei den Teams Abt und Walkenhorst wurde es 2022 allerdings nicht genutzt.

Ob Arnold es sich vorstellen könnte, sich in Zukunft mit Paravan in der DTM zu engagieren? "Das müsste schon etwas mit Behindertenmobilität zu tun haben", verweist er darauf, dass sich die 2005 gegründete Paravan GmbH im Gegensatz zu Schaeffler-Paravan um die Entwicklung und Herstellung von behindertengerechten Fahrzeugen, digitalen Lenk- und Bremssystemen und Rollstühlen kümmert.

Dass sein nun im Besitz von Schaeffler stehendes Lenksystem ohne Lenksäule die Zukunft des Automobils sein wird, steht für Arnold aber außer Zweifel. "Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche", sagt er.

Roland Arnold: Wieso Space-Drive die Zukunft ist

"Man muss sich nur die Zahlen anschauen: Bei zehn Verkehrsunfällen passieren neun durch menschliches Versagen. Durch die Digitalisierung kann man Unfälle vermeiden. Das System sagt ja nicht, dass man nicht mehr lenken darf, aber es verhindert, dass man gegen die Fahrtrichtung fährt. Oder dass man mit 90 km/h in eine Kurve fährt, die man nur mit 60 fahren kann."

Und auch das Engagement im Motorsport hält er für absolut richtig. "Mir ging es nicht darum, dass wir mit Steer-by-Wire gleich gegen die besten Teams der Welt gewinnen, sondern du musst zuerst die Glaubwürdigkeit schaffen, dass das System funktioniert, dass wir keine Ausfälle haben und ins Ziel kommen", verweist Arnold auf die Sichtbarkeit seiner Technologie. Und den erbrachten Beweis, dass diese absolut zuverlässig funktioniert.

"Wir hatten nie irgendein technisches oder elektronisches Problem", blickt er auf die bisherigen Motorsport-Einsätze zurück. "Das beweist, dass wir durch die Behindertenmobilität über 20 Jahre Erfahrung mit Steer-by-Wire haben."

Mit Bildmaterial von Gruppe C Photography.

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