Andreas Seidl: Sainz hat bei McLaren alles gelernt, was er für Ferrari braucht
McLaren-Teamchef Andreas Seidl rekapituliert zwei Formel-1-Jahre mit Carlos Sainz: Was ihn am meisten beeindruckte und wie er den Wechsel zu Ferrari bewertet
Bei McLaren bestritt Carlos Sainz seine bisher erfolgreichsten Jahre in der Formel 1. Sowohl 2019 als auch 2020 schloss er als Gesamtsechster ab, jeweils einmal stand er auf dem Podest. Trotzdem gehen Fahrer und Team künftig getrennte Wege, denn noch vor Beginn dieser Saison unterschrieb Sainz bei Ferrari.
Damals ahnte niemand, dass die Scuderia ihre schlechteste Saison seit 40 Jahren absolvieren und in der Konstrukteurs-WM sogar deutlich hinter McLaren rangieren würde. Das Team eroberte Platz drei, während Ferrari nur mit Rang sechs nach Hause ging.
"Carlos hat offensichtlich eine sehr wichtige Rolle auf unserer Reise in den vergangenen zwei Jahren gespielt", hebt McLaren-Teamchef Andreas Seidl Sainz' Anteil am Erfolg hervor.
Arbeitsweise von Sainz am beeindruckendsten
"Er kam zu uns nach einer wirklich schwierigen Zeit für das Team. Und vom ersten Einsatz an, dem Test in Abu Dhabi vor zwei Jahren, hat er alles für uns gegeben, sowohl im Auto als Fahrer als auch außerhalb des Autos in Bezug auf die Arbeitsbeziehung und die Einstellung gegenüber den Ingenieuren", lobt Seidl den Spanier.
Er habe die Entwicklungsrichtung des Autos maßgeblich mitbestimmt, sei also "ein wichtiger Aktivposten" gewesen. "Und am Ende sprechen die Punkte, die er mit uns in diesen zwei Jahren gesammelt hat, für sich, und das Ergebnis, das wir als Team in der Konstrukteursmeisterschaft erreichen konnten", so der Teamchef stolz.
Am meisten habe ihn beeindruckt, wie Sainz an die Rennwochenenden herangeht: "Wie fokussiert er während der Wochenenden ist, wie er sich in diese Zone begibt. Und dann hat er es einfach durchgezogen, als es darauf ankam, sowohl im Qualifying als auch im Rennen. Er ist sehr stark, wenn es um die Durchführung des Rennens geht."
Seidl prophezeit: Wird mit Ferrari Erfolg haben
So behalte Sainz stets den Überblick und sei in der Lage, die richtige Balance zwischen Risiko und Ertrag auf der Strecke zu finden. "Wenn man sieht, was er in diesem Jahr gemacht hat, die ersten Runden, die er gefahren ist, wie viele Positionen er aufholen konnte, die Art und Weise, wie er die Reifen verwaltet, das war beeindruckend."
Deshalb ist Seidl überzeugt, dass Sainz alles hat, was es braucht, um ein Spitzenfahrer in der Formel 1 zu werden - auch wenn das bei Ferrari ob der momentanen Formschwäche des Teams wahrlich kein Selbstläufer sein dürfte.
Sein letztes Rennen mit McLaren in Abu Dhabi beendete Sainz als Sechster Foto: Motorsport Images
Wie wird sich Sainz gegen Leclerc 2021 schlagen?
"Es wird offensichtlich eine sehr interessante Saison im nächsten Jahr, denn es gibt viele Fahrerwechsel, und es wird sehr interessant sein, wie er sich gegen Charles (Leclerc; Anm. d. R.) schlagen wird, der sehr stark ist", blickt Seidl voraus.
"Aber wie gesagt, ich denke, in diesen zwei Jahren bei McLaren konnte man sehen, dass Carlos alles hat, um ein Spitzenfahrer zu werden." Daran sei das Team nicht ganz unbeteiligt.
"Es war auch für ihn offensichtlich eine entscheidende Periode seiner Formel-1-Karriere. Ich denke, dass er zusammen mit der Arbeit, die wir im Team geleistet haben, indem wir ihm ein konkurrenzfähiges Auto gegeben haben, mit all den teaminternen Veränderungen, die Gelegenheit hatte, sein Talent zu zeigen, was er auch getan hat."
Brown: Sainz ist ein "exzellenter Grand-Prix-Fahrer"
"Man kann also sagen, dass beide Parteien davon profitiert haben. Aber auch hier hat er gezeigt, was er mit dem Team und einem Auto, das ebenfalls auf dem Vormarsch ist, zu leisten imstande ist. Und das gab ihm die Chance, zu Ferrari zu gehen."
McLaren-CEO Zak Brown, der Sainz damals unter Vertrag nahm, betont: "Das hätten wir nie getan, wenn wir nicht denken würden, dass er ein exzellenter Grand-Prix-Fahrer ist. Ich denke, man kann sagen, dass er unsere Erwartungen übertroffen hat."
"Er hat sich in unserem Umfeld wirklich gut eingelebt. Er hat einen hervorragenden Job gemacht, und er und Lando (Norris) haben in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, den Weg zu weisen. (...) Sie haben einen großen Beitrag geleistet, ebenso wie jeder bei McLaren, um ihnen ein gutes, zuverlässiges Rennauto zu geben."
Auch Renault sei ein guter Partner gewesen, "sodass alles zusammenpasste, und Carlos und Lando haben das Beste aus der Gelegenheit gemacht", sagt Brown weiter. "Es zeigt sich eben, dass man das Beste aus einem Fahrer herausholen kann, wenn man ihm ein wirklich gutes Umfeld bietet, und das nicht nur im Rennwagen."
"Ich glaube, das ist etwas, das Andreas und ich in der Garage ziemlich gut können. Und er hat sich wirklich hervorgetan. Er war im Qualifying sehr schnell. Ein sehr harter Rennfahrer. Er ist anspruchsvoll, wenn er es sein muss. Er hat in diesen zwei Jahren einen tollen Job gemacht. Ich würde sagen, er hat unsere Erwartungen übertroffen."
Mit Bildmaterial von Ferrari.
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