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Analyse

Formel E 2018/19: Brake-by-Wire - Fluch oder Segen?

Die Formel E wird ab Saison 5 ein Brake-by-Wire-System einführen - Was einen großen technologischen Sprung darstellt, hat auch eine Kehrseite

Formula E 2018/2019 car

Formula E 2018/2019 car

FIA Formula E

Die Formel E lockt mit ihrem Verzicht auf Verbrennungsmotoren derzeit zahlreiche Hersteller an, hängt in technologischer Sicht jedoch in manchen Punkten Rennfahrzeugen, die zumindest zum Teil mit Benzinmotoren unterwegs sind, noch hinterher. Einen großen Technologierückstand soll die Elektroformelserie ab der Saison 2018/19 wettmachen, wenn mit dem neuen Auto ein Brake-by-Wire eingeführt wird. Dieses System ist in der Formel 1 und der LMP1-Kategorie schon länger Gang und Gäbe.

Es wäre ein massiver technologischer Schritt und würde den Fahrern die Arbeit sehr erleichtern. Die Rekuperation von Energie liegt momentan eher auf dem Niveau der frühen KERS-Jahre der Formel 1. Derzeit stehen die Piloten vor dem Problem, während eines Rennens die Bremsbalance immer wieder verstellen zu müssen. Während der ersten Runden eines Rennens muss die Balance stark nach hinten gedreht werden, weil der Elektromotor bei voller Batterie nicht als Generator fungieren kann.

Setzt die Rekuperation ein - im Fachjargon "Re-Gen" (für Regeneration) genannt - muss der Fahrer die Bremsbalance sofort nach vorn drehen, weil der Motor plötzlich als zusätzliche Bremse auf der Hinterachse fungiert. Das System fordert den Fahrer zwar enorm, da er sich als Systemmanager beweisen muss, ist jedoch äußerst ineffizient und eher in der Steinzeit der Energierückgewinnung anzusiedeln. Rekuperiert wird nämlich nicht mit optimaler Leistung, sondern nach vorgefertigten Parametern.

FIA und Hersteller frohlocken

Ein Brake-by-Wire-System würde die gesamte Arbeit automatisieren. Der Fahrer würde noch immer einen gewissen Wert vorgeben (in der Regel zwischen 50 und 55 Prozent Balance auf der Vorderachse). Diese Bremsbalance liegt dann auch tatsächlich bei jedem Bremsvorgang an, da das elektronische System blitzschnell die mechanische Bremswirkung auf den Grad der Rekuperation anpasst. Der deutsche Hersteller LSP hat bereits ein System fertig entwickelt, das den Bremsdruck an jedem einzelnen Rad regeln kann.

 

Größtenteils sind die Beteiligten enthusiastisch über die Einführung des neuen Bremssystems: Burkhard Göschel, Leiter der FIA-Kommission für alternative Antriebe, möchte die Formel E so "effizienter und dynamischer" machen. Xavier Mestelan-Pinon, Technikchef bei DS Performance, nennt Brake-by-Wire "das nächste große Ding" der Elektroformelserie. Der Fortschritt durch das System sei noch höher einzuschätzen als der Wegfall der Boxenstopps durch die neuen Batterien.

Wird das Racing leiden?

Allerdings warnt er auch davor, dass das neue Hightech-System für größere Abstände sorgen wird: "Es wird wahrscheinlich große Unterschiede zwischen den verschiedenen Lösungen bei diesem System geben. Letztlich wird jeder Hersteller sein eigenes System entwickeln oder eines einkaufen." Kleinere Teams könnten ins Hintertreffen geraten, wenn die großen Konzerne die Entwicklungsmaschinerie anwerfen.

Problematisch ist bei der Entwicklung auch, dass nur wenig Zeit zur Verfügung steht, um das System richtig auf das Auto anzupassen. Zwischen den ersten Testfahrten im März und dem Ende des Homologationsfesters im Juli liegen nur vier Monate. Auch Simulationen helfen nur bedingt weiter, da die Teams für die Entwicklung einer komplexen Software wie Brake-by-Wire auf Daten aus dem realen Fahrbetrieb angewiesen sind, um ihre Simulatoren zu füttern. Auch das wird erst ab März der Fall sein.

 

Andre Lotterer, Techeetah, locks his brakes
Andre Lotterer, Techeetah, locks his brakes

Foto Sam Bloxham / LAT Images

Aus sportlicher Sicht sind weniger Fahrfehler zu erwarten, weil die Bremsvorgänge wesentlich vorhersehbarer werden. Der Fahrer wird beim Bremsvorgang - bislang der schwierigste fahrdynamische Zustand in der Formel E - voll und ganz von seinen Systemen abhängig sein und selbst nur noch wenig Boden auf der Bremse gutmachen können. Ob es dem Racing zuträglich sein wird, bleibt also abzuwarten.

Maro Engel wirft im Gespräch mit 'Motorsport.com' ein weiteres Argument in den Raum: "Ich hoffe, dass das System gut funktioniert. Wenn es mal versagt, kann es zu Unfällen kommen, wenn die Bremsbalance nicht stimmt. Auf einem Stadtkurs ist dann meistens keine Zeit, um zu reagieren." Bisherige Erfahrungen in Formel 1 und Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) zeigen, dass dies aber sehr selten ist. Engel selbst hält die Einführung des Systems für logisch: "Es kann ja schlecht sein, dass wir auf ein System verzichten, das in jedem normalen Elektro -PKW verbaut ist."

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