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Totale Ferrari-Pleite im Sao-Paulo-Qualifying: Charles Leclerc fassungslos

Wer dachte, dass es bekloppter nicht mehr geht, wurde beim Formel-1-Qualifying in Sao Paulo eines Besseren belehrt: Das Reifenchaos von Ferrari in der Analyse

Totales Reifenchaos bei Ferrari in Sao Paulo: Charles Leclerc fassungslos

Was war denn da schon wieder bei Ferrari los? In den letzten Wochen konnte man den Eindruck bekommen, dass die Scuderia ihre Fehlerorgie in den Griff bekommen hat, doch beim Formel-1-Qualifying zum Großen Preis von Sao Paulo in Brasilien schlug das Strategieteam um Chefstratege Iñaki Rueda wieder gnadenlos zu.

Charles Leclerc geht nach einem Reifenchaos in der Ferrari-Box mit Platz zehn baden, während es auch für seinen Teamkollegen Carlos Sainz nur für den fünften Platz in der Startaufstellung für das Sprintrennen am Samstag reichte.

Im alles entscheidenden dritten Qualifyingsegment wurde der Monegasse bei trockener Strecke als einziger Pilot auf die Intermediate-Reifen auf den Kurs in Interlagos geschickt und machte bereits während der Session seinem Unmut Luft. Der Regen drohte, doch die anderen Teams funkten ihren Piloten, dass es eine einzige trockene Runde geben würde.

Der kuriose Funkverkehr von Leclerc und Ferrari

"Wo ist der Regen?", fragt Leclerc als die Ampel in der Boxengasse noch auf rot ist. "Kurve eins und auf der Hauptgeraden", die Antwort seines Renningenieurs Xavier Marcos Padros. "Regnet es viel?", hakt Leclerc nach. "Wir erwarten mehr Regen in einer Minute", so Padros.

Kurz bevor die Boxenampel auf grün schaltet, dämmert es Leclerc aber bereits: "Bin ich der Einzige auf Inters?" Die Antwort seines Renningenieurs: "Ja, wir glauben, dass du der einzige auf Inters bist." Auch während seiner Outlap fragt Leclerc kritisch nach: "Soll ich reinkommen, wenn der Regen ausbleibt?", doch Padros beruhigt: "Wir werden auf dich zurückkommen."

"Hier ist überhaupt kein Regen", funkt Leclerc in der letzten Kurve seiner Outlap. "Wir glauben, es regnet in Kurve zwölf", entgegnet der Ferrari-Kommandostand, worauf Leclerc wieder antwortet: "Ja, aber nicht genug. Sagt mir Bescheid!"

Warum Leclerc eine zweite Runde auf Intermediates fuhr

Der Ferrari-Kommandostand beharrte jedoch zu lange darauf, den Poker auf Intermediates fortzusetzen und ließ Leclerc wider Erwarten draußen. Die Einsicht folgte jedoch kurz später, etwa eine Sekunde, nachdem der Monegasse die Boxeneinfahrt passierte, womit es für Leclerc schon zu spät war, um reinzukommen.

Der Ferrari-Pilot startete bereits seine fliegende Runde auf den Intermediates als sein Renningenieur Padros hektisch zu ihm funkte: "Box, jetzt, Box!" Doch es war schon zu spät. Leclerc platzt daraufhin der Kragen: "Klasse. Gut gemacht Jungs. Lasst mich jetzt pushen."

Leclercs Runde war wie zu erwarten alles andere als schnell auf den Intermediates, sodass er folglich an die Box kam, um auf Soft zu wechseln und dabei auch die Runde des direkt hinter ihm fahrenden Sergio Perez versaute. Der Mexikaner war bereits auf den weichen Reifen unterwegs und wurde durch den Verkehr nur Neunter, womit er gemeinsam mit Leclerc aus Reihe fünf beim Sprint starten muss.

Regen und rote Flagge machen Ferrari-Pleite perfekt

Noch schlimmer sollte es jedoch durch einen Abflug von George Russell kommen. Der Mercedes-Pilot verbremste sich am Ende des ersten Sektors, drehte sich daraufhin im Kiesbett und blieb stecken, worauf die rote Flagge geschwenkt und das Qualifying unterbrochen wurde.

Doch auch ohne die rote Flagge hätte es für Leclerc nicht für eine gute Runde gereicht. Der Regen wurde stärker und der Ferrari-Pilot hatte in seiner Outlap auf den Soft-Reifen bereits einen Ausritt in Kurve vier, wo später auch Russell abflog. "Das war's. Es ist zu nass", bestätigt er am Funk.

Mit dem stärker einsetzenden Regen, der völlig überraschend Haas-Pilot Kevin Magnussen zur Poleposition spülte, war klar, dass Leclercs Schicksal besiegelt war. Ohne gezeitete Runde wurde der Monegasse folglich Letzter in Q3, womit ihm eine Aufholjagd beim Sprintrennen am Samstag bevorsteht.

Leclerc: Habe Intermediate-Entscheidung akzeptiert

Als Leclerc aufgrund des Regens bereits während der Session aus seinem Auto ausstieg, ging er schleunigst zu Ferrari-Sportdirektor Laurent Mekies am Kommandostand, der in Brasilien den zu Hause in Maranello gebliebenen Teamchef Mattia Binotto als Ferrari-Spitze vertritt. Auch nach dem Qualifying bei den Interviews ist Leclerc noch völlig bedient und ratlos.

"Wir haben Regen erwartet, der aber nie kommen würde", so Leclerc. "Ich werde mit dem Team sprechen, um zu verstehen, was wir in solchen Situationen besser machen können. Aber ich bin unglaublich enttäuscht, denn die Pace war da."

"Ich habe die Entscheidung, auf den Intermediate zu gehen, akzeptiert. Und dann habe ich auf den Regen gewartet, der nicht kam. Wir haben immer noch das Auto, aber jetzt müssen wir für das restliche Wochenende alles gut hinbekommen."

Mekies: Warum Ferrari die "goldene Regel" missachtet hat

Ferrari-Rennleiter Laurent Mekies sagt, dass die "goldene Regel" des Rennsports zwar besagt, dass man bei trockener Strecke immer auf Slicks setzen sollte, das Team aber der Meinung war, dass es sich lohnte, wegen des bevorstehenden Regens in Q3 ein Risiko einzugehen.

"Es ist ein bisschen frustrierend, weil wir beide Autos ins Q3 gebracht haben, und dann standen wir vor einer schwierigen Entscheidung", holt der Franzose aus. "Auf der einen Seite ist die Strecke noch trocken. Und es gibt eine goldene Regel, die besagt, dass man mit Slicks auf die Strecke gehen sollte, solange sie trocken ist."

"Auf der anderen Seite erwarteten wir in Kürze starken Regen. Deshalb haben wir am Ende des Tages unsere Autos geteilt [mit der Strategie]", so Mekies, der sagt, dass Ferrari akzeptiert hatte, dass dadurch einer der beiden Fahrer durch diese Entscheidung beeinträchtigt werden würde, aber man der Meinung war, dass die potenziellen Vorteile dies wert seien.

"Man weiß immer, dass es in dem Moment, in dem die Autos auf die Strecke gehen, je nach dem genauen Timing des Regens, einen glücklichen und einen unglücklichen Mann geben wird. Genau das ist passiert."

"Für Charles kam der Regen wahrscheinlich ein oder zwei Minuten zu spät, für Carlos, der als Zweiter auf der Strecke war, kam er genau zum richtigen Zeitpunkt. So ist es nun einmal: P5 und P10. Es ist der Beginn eines langen, langen Wochenendes."

Nach Strategiepannen: Mekies will Entscheidungen genau analysieren

Mekies räumt ein, dass Ferrari nach einer Saison, in der Strategieentscheidungen im Rampenlicht standen, einige Lehren aus den Ereignissen in Interlagos ziehen muss: "Wir haben in diesem Jahr viele, viele gute Qualifyings gehabt, auch unter sehr schwierigen Bedingungen wie heute."

"Aber in solch einer schwierigen Situation kann man immer viel über die richtigen Entscheidungen lernen und über die weniger richtigen. Wir haben es uns zur Gewohnheit gemacht, mit den Teams und den Fahrern im Detail zu analysieren und gemeinsam an einem Strang zu ziehen, um immer nach vorne zu schauen. Wir werden den heutigen Tag nutzen, um gemeinsam einen weiteren Schritt zu machen."

Sainz hadert mit P5: "Wetter und Reifenwahl waren verrückt"

Auch für seinen Teamkollegen Carlos Sainz lief das Qualifying nicht wie gewünscht, weshalb es am Ende für den Spanier nur für Rang fünf reichte. "Das Wetter und die Reifenwahl waren absolut verrückt, vor allem in Q3", sagt er. "Sehr schwierige Bedingungen."

"Wir haben versucht, als Erster in der Schlange zu stehen, haben dabei aber ziemlich viel Zeit hinter Charles verloren, und wir haben viel Zeit auf Kevin verloren. Das bedeutete, dass er zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich eine trockenere Strecke als wir hatte."

"Aber ich habe versucht, viel zu pushen und habe es wahrscheinlich übertrieben. Ich habe ein paar große Fehler gemacht, große Momente, die mich wahrscheinlich P2 oder P3 gekostet haben, aber P1 heute ist für Kevin, ich denke, er hat es verdient. Ich bin ein großer Fan von ihm, und ich freue mich für ihn", so Sainz.

Wegen Gridstrafe am Sonntag: Sainz will beim Sprint aufs Podium

Für Sainz wird das Rennen am Sonntag jedoch um noch einiges schwieriger, da der Spanier aufgrund eines Motorwechsels eine Fünf-Plätze-Gridstrafe kassieren wird. Für das Sprintrennen am Samstag hat dies jedoch keinen Einfluss. Sainz wird ganz normal von P5 starten.

"Morgen im Sprint-Qualifying ist der Tag, an dem wir versuchen müssen, auf das Podium zu fahren, denn danach kommt die Gridstrafe von fünf Plätzen. Aber ja, heute haben wir eine sehr knifflige Situation überstanden und wir müssen als Team ein paar Dinge überdenken, aber wir werden versuchen, beim nächsten Mal besser zu sein."

Boxenstopp-Chaos bei Ferrari in Q1: Wenn es mal wieder länger dauert

Neben dem Chaos um Charles Leclerc in Q3 gerät fast schon in Vergessenheit, dass sich das Team bereits im ersten Qualifyingsegment nicht von der besten Seite zeigte. Die ersten Rundenzeiten wurden auf Intermediates gesetzt, doch die Strecke trocknete mit der Zeit ab, sodass alle Teams auf Soft-Reifen wechselten.

Bei Ferrari brach jedoch das komplette Chaos aus. Der Doppelstopp von Leclerc und Sainz dauerte über eine Minute, da nicht die richtigen Reifen für Leclerc bereit gewesen sind. Es gingen zunächst alte Softs drauf, dann wieder runter, dann hakte das Licht an der Ampel, ehe man die richtigen Reifen über den F1-75 von Leclerc heben mussten, und die beiden Piloten endlich auf die Strecke konnten.

Das ganze Chaos führte dazu, dass Leclerc in seiner ersten schnellen Runde auf den Soft-Reifen auf einen AlphaTauri auflief, womit die Runde hinüber war. Viel Abstand für die Folgerunde konnte er jedoch auch nicht nehmen, da hinter ihm sein Teamkollege Sainz schnell unterwegs war. Am Ende schafften die Ferraris im Parabelflug mit den Plätzen zwölf und 14 mit Ach und Krach den Einzug ins Q2.

Es war also ein gebrauchter Tag für die Scuderia und mit den Startplätzen fünf und zehn für den Sprint hat man sich im Kampf um P2 in der Konstrukteurs-WM gegen Mercedes auch nicht gerade in die beste Ausgangslage manövriert. Die Rivalen George Russell und Lewis Hamilton landeten auf den Plätzen drei und acht.

Einen positiven Aspekt kann man dem Ferrari-Chaos jedoch abgewinnen. Mit der Blockade von Perez in Q3 hat Leclerc unbewusst immerhin dafür gesorgt, dass sein Konkurrent um den zweiten Platz in der Fahrerwertung mit P9 im Qualifying nicht enteilen konnte. Der Regen sowie die rote Flagge machten nämlich auch Perez' Hoffnungen auf ein besseres Resultat zunichte.

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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