Formel E Zürich 2018: Di Grassi gewinnt nach Strafen-Wirrwarr
Lucas di Grassi holt sich den Premierensieg in der Schweiz, den ersten in dieser Saison - Der Audi-Pilot gewinnt vor WM-Anwärter Bird - Vergne nur Zehnter
Das erste Rundstreckenrennen in der Schweiz seit 1954 ist entschieden. Bei der Premiere der Formel E in Zürich konnte sich am Ende Lucas di Grassi (Audi) durchsetzen. Nach 39 Runden war der ePrix geschlagen. Sam Bird (DS Virgin) wird mit siebeneinhalb Sekunden Rückstand Zweiter, Jerome D'Ambrosio (Dragon) erbt Platz drei. WM-Führender Jean-Eric Vergnes (Techeetah) Aufholjagd wird mehrfach gestoppt, am Ende landet er auf Platz zehn. Damit ist die WM-Entscheidung vertagt. (Zum Gesamtergebnis!)
Am Start kann sich Polesetter Mitch Evans (Jaguar) in die erste Kurve als Führender durchsetzen. Dahinter blieben auch Andre Lotterer (Techeetah) und Bird auf ihren Positionen. In den engen Passagen waren kaum Positionsverschiebungen möglich. Auch WM-Leader Vergne konnte sich von Platz 17 nur um eine Position verbessern nach dem Start und setzte danach zur Aufholjagd an.
Währenddessen löste sich der Heckflügel von Berlin-Sieger Daniel Abts Audi. Er wurde von Nelson Piquet (Jaguar) im Heck getroffen. Dadurch verlor der Deutsche einige Positionen und fiel bereits in der zweiten Runde auf Rang elf zurück. Der Brasilianer und der Deutsche wurden von der Rennleitung schließlich aufgefordert, an die Box zu kommen. Der Audi und der Jaguar seien beschädigt und daher nicht mehr sicher gewesen, daher der verpflichtende Boxenstopp. Dadurch wurden beide ans Ende des Feldes gespült.
Evans zuerst voran, doch di Grassi immer schneller
An der Spitze konnte sich Evans im Jaguar bereits zu Beginn etwas absetzen, Lotterer musste sich in der Anfangsphase gegen WM-Zweiten Bird verteidigen. Auch Formel-E-Champion di Grassi war an dieser Topgruppe bereits dran - die Vierergruppe konnte sich vom restlichen Feld absetzen. Dahinter tat sich eine größere Lücke vor Lokalmatador Sebastien Buemi (Renault e.dams) auf.
In Runde acht musste Edoardo Mortara (Venturi) seinen Boliden in der Auslaufzone parken, damit schied der erste Schweizer bereits früh im Rennen aus. Er touchierte mit dem Heck die Mauer, wodurch die Radaufhängung rechts hinten brach. Eine Runde später konnte sich WM-Leader Vergne bereits in die Top 10 schieben, er sorgte für die schönsten Überholmanöver und schnappte sich sieben Piloten in den ersten zehn Runden. Dadurch verbrauchte er allerdings auch viel Energie. Der Franzose fuhr wie entfesselt und drehte in diesem ersten Renndrittel auch eine schnellste Rennrunde nach der anderen.
An der Spitze schob sich die Vierergruppe auf 1,8 Sekunden zusammen, Audi-Pilot di Grassi ging mit der Energie am besten um und konnte sich zwei Prozent mehr aufsparen als der Führende. In Runde 14 ging der Brasilianer schließlich an Titelanwärter Bird vorbei, und setzte sich an das Heck von Lotterer. Zwei Runden später lag der amtierende Weltmeister bereits auf Rang zwei und jagte den Führenden Evans, der seinen Vorsprung einbüßte.
Vergne kollidiert mit Rosenqvist: Strafen nach Gelbphase
In Runde 17 krachte es zwischen Felix Rosenqvist (Mahindra) und dem WM-Leader Vergne. Der Franzose ging in der Schikane innen am Dänen vorbei und schob ihn daher in die Mauer. Dadurch wurden Gelbe Flaggen geschwenkt. Und an der Spitze gab es Verwirrung: Denn Evans ließ di Gassi kampflos passieren. Damit übernahm di Grassi die Führung. Dahinter konnte auch Buemi an Bird vorbeigehen. Erst zwei Runden später wurde von der Rennleitung das Virtuelle Safety-Car eingesetzt. Bei Full-Course-Yellow müssen die Piloten 50 km/h fahren, dadurch konnte der Frontflügel von Rosenqvists Mahindra von der Strecke entfernt werden.
In der Gelbphase gingen die meisten Piloten an die Box, um den Autowechsel durchzuführen. Di Grassi ging als Führender in die Garage und kam auch an der Spitze wieder zurück auf die Strecke, dahinter reihte sich Polesetter Evans ein, vor Lotterer, Buemi und Bird. Drama gab es in der Techeetah-Box: Beim Boxenstopp von Vergne schloss der Sicherheitsgurt nicht sofort, dadurch wurde er in seiner Aufholjagd zurückgeworfen und kam nur auf Position neun zurück auf den Kurs. Maro Engel (Venturi) und Stephane Sarrazin (Andretti) standen aufgrund eines möglichen "unsafe release" beim Boxenstopp unter Beobachtung der Rennleitung.
Di Grassi, Evans, Lotterer, Buemi, Bird, Lopez, D'Ambrosio, Prost, Vergne und Heidfeld gingen nach dem Autowechsel als Top 10 in den finalen Showdown. Den Fanboost durften diesmal di Grassi, Buemi und Abt im zweiten Abschnitt verwenden. An der Spitze gewann der Audi-Pilot beim Autowechsel vier Sekunden auf Evans, der im zweiten Renndrittel wieder etwas Zeit auf den Führenden gutmachte. Dahinter zeigte Vergne erneut eine beherzte Aufholjagd mit einer schnellsten Rennrunde nach der anderen.
Di Grassi baut Führung aus - Auch Vergne muss in die Boxengasse
Die Führenden hatten zehn Runden vor Rennende einen soliden Vorsprung, di Grassi hatte das Rennen an der Spitze unter Kontrolle und baute seinen Vorsprung wieder auf rund vier Sekunden aus. Evans lag dahinter rund eine Sekunde vor Lotterer, der sich gegen Buemi verteidigen musste um den letzten Podestplatz. Dahinter konnte Bird das Tempo der Spitze nicht mitgehen, er musste sich eher nach hinten gegen Dragon-Fahrer Lopez verteidigen.
Noch mehr Drama im letzten Renndrittel: Die Rennleitung gab bekannt, dass Evans, Lopez, Vergne und Buemi unter Verdacht stehen, in der Full-Course-Yellow-Phase zu schnell gefahren zu sein. Wenig später war klar: Es gibt Strafen für Evans, Lopez, Lotterer, Buemi und Vergne. Diese fünf Piloten mussten eine Durchfahrtsstrafen durchführen. Damit konnte di Grassi seinen Sieg deutlich absichern, die Podestplätze dahinter wurden hingegen durchgewürfelt. Der WM-Zweite Bird lag plötzlich auf Platz zwei und D'Ambrosio auf Platz drei.
Nico Prost konnte fünf Runden vor Rennende einen Crash nicht mehr verhindern. Er verbremste sich in der Haarnadel von Kurve 10, dadurch wurden gelbe Flaggen geschwenkt. Und auch WM-Leader Vergne absolvierte seine Strafe wenig später langsam durch die Boxengasse rollend. Damit ist die Titelentscheidung vertagt, denn er fiel auf Platz elf zurück. An der Spitze hielt sich WM-Kontrahent Bird auf Rang zwei rund sechs Sekunden hinter dem überlegenen di Grassi.
Lokalmatador Buemi wird Fünfter - Lotterer & Heidfeld in Top 6
Drei Runden vor Rennende ging Lopez weit, während Buemi seinen Fanboost einsetzte und sich somit wieder auf Rang fünf nach vor arbeitete. Auch Heidfeld zeigte eine gute Leistung zu Rennende, der Deutsche lag in der Verfolgergruppe mit Buemi und Evans, die durch ihre Strafen zurückgefallen waren. Lotterer holte sich am Ende noch die schnellste Rennrunde. Er gab seine Podesthoffnungen noch nicht auf, er lag allerdings vor der letzten Runde noch vier Sekunden hinter D'Ambrosio. Damit hatte er nicht mehr genügend Zeit, er wird Vierter hinter den Top 3.
Lokalmatador Sebastien Buemi wird Fünfter vor Nick Heidfeld und Mitch Evans. Antonio Felix da Costa (Andretti) ist ebenso Nutznießer der Strafen und wird Achter vor Oliver Turvey (NIO), der es von Startplatz 20 noch in die Punkte schafft. Den letzten Punkt sichert sich schließlich Jean-Eric Vergne nach einem schwierigen Rennen. Daniel Abt wird nach dem Zwischenfall in der ersten Runde nur 13., Maro Engel schafft es auf Platz elf.
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