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Max Verstappen boykottiert Sky: Was ist da wirklich los?

Abu Dhabi 2021, die Vorwürfe in der Budgetaffäre, der Tod von Dietrich Mateschitz: Max Verstappen und Christian Horner erklären ihren Medienboykott

Max Verstappen boykottiert Sky: Was ist da wirklich los?

Es war an einem Sonntag, der auf der Rennstrecke nicht viel Action geboten hat, das große Thema des Tages: Max Verstappen boykottiert Sky. Und nicht nur das: Neben dem amtierenden Formel-1-Weltmeister sprach beim Grand Prix von Mexiko kein einziger Mitarbeiter des Red-Bull-Teams mit Reportern des internationalen Sendernetzwerks.

Das führte zur einen oder anderen kuriosen Live-Situation. Etwa, als Sergio Perez' Vater Antonio, als Mitglied des mexikanischen Abgeordnetenhauses definitiv nicht als übertrieben kamerascheu bekannt, von einem englischen Sky-Reporter angesprochen wurde, aber ein Red-Bull-Mitarbeiter sofort dazwischen grätschte und ein Interview verhinderte.

Oder auch bei Sky Deutschland, wo Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko normalerweise nach jedem Rennen bei Boxengassenreporter Peter Hardenacke Rede und Antwort steht, diesmal aber nicht zur Verfügung stand. Dabei hat Sky Deutschland, so viel ist inzwischen klar, mit dem Verstappen-Boykott herzlich wenig zu tun.

"Ted's Notebook": Was ist das eigentlich?

Stein des Anstoßes war nämlich offenbar der Sky-UK-Reporter Ted Kravitz, dessen sogenanntes "Notebook" unter englischsprachigen Fans Kultstatus genießt. Kravitz läuft in dem Format, begleitet von einem Kameramann, mit seinem Notizbüchlein in der Hand durch den Paddock und fasst dabei unterhaltsam und kurzweilig das zusammen, was zuvor im Qualifying oder Rennen passiert ist.

Kravitz ist bekannt für seinen ausgesprochen direkten Interviewstil, und "Ted's Notebook" lebt davon, nicht nur staubtrocken News zu präsentieren, sondern vor allem bissige Einordnungen vorzunehmen und interessante Vorgänge hinter den Kulissen zu beleuchten. Das passiert nicht immer ganz streng objektiv, aber gerade diese Unverblümtheit wird von vielen Fans geschätzt.

Nach dem Rennen in Austin, das Lewis Hamilton zwischenzeitlich angeführt hatte, am Ende aber von Verstappen gewonnen wurde, trauerte Kravitz in der für ihn typischen Art und Weise der verpassten Chance für den britischen Nationalhelden nach, den ersten Saisonsieg zu feiern, und er garnierte seine Analyse mit einem gewohnt provokanten Kommentar in Bezug auf Abu Dhabi 2021.

"Was für ein Drehbuch, was für eine Story das gewesen wäre. Aber so war's heute nicht", so Kravitz im Austin-Notebook. "Denn der Kerl, der ihn besiegt hat, nachdem er [des WM-Titels 2021] beraubt wurde, hat ihn noch überholt. Weil er ein schnelleres Auto hatte, wegen der Ingenieurs- und Designkunst in der Formel 1, und auch wegen Adrian Newey."

Hat Jos Verstappen den Stein ins Rollen gebracht?

Jos Verstappen, der Vater von Max, dürfte diesen Beitrag gesehen haben - und war ganz offenbar, so haben das Recherchen von 'Motorsport-Total.com' ergeben, "not amused". Und auch bei Red Bull mag es der eine oder andere befremdlich gefunden haben, dass Verstappens WM-Titel 2021 ausgerechnet am Tag nach dem Tod von Dietrich Mateschitz derart herabgewürdigt wurde.

Es war einer von mehreren Tropfen, die das Fass letztendlich zum Überlaufen brachten. Ein weiterer tropfte am Freitag in Mexiko, als Teamchef Christian Horner auf der großen Bühne des FIA-Pressesaals den Verstoß gegen die Budgetobergrenze in jener Saison 2021 erklären musste, in der Verstappen Hamilton den Titel "geraubt" haben soll (Wortwahl Kravitz).

Gegen Ende der Pressekonferenz stellte Sam Johnston, ein Reporter von Sky Sports, eine provokante Frage: "[...] Unterm Strich ist es trotzdem ein Regelbruch. Finden Sie, dass das Team den Fans des Sports und Ihren Rivalen eine Entschuldigung schuldet? Halten Sie eine Entschuldigung für notwendig?"

Horner perplex: "Entschuldigung von wem?"

Horner, der über weite Strecken des Kreuzverhörs die Contenance bewahrt hatte, schien innerlich zu explodieren. Im ersten Moment war er so perplex, dass er die Frage gar nicht verstehen konnte: "Entschuldigung von wem?", stutzte er.

Johnston ließ nicht locker: "Von Red Bull. Dafür, gegen die Budgetgrenze verstoßen zu haben, und wegen des Aufruhrs, der dadurch im Sport entstanden ist [...]."

Christian Horner

Christian Horner bei seinem Auftritt im großen Pressesaal am Freitag

Foto: Motorsport Images

Horner machte in jenem Moment nicht den Anschein, als empfinde er die Frage als besonders ungerecht. Doch dass Red Bull in den vergangenen Wochen unterstellt worden war, die Budgetobergrenze um mehrere Millionen Pfund durchbrochen zu haben, was auch von Sky sehr kritisch aufgearbeitet wurde und sich im Nachhinein als unrichtig herausgestellt hat, hatte zu dem Zeitpunkt bereits Spuren hinterlassen.

Horner verweigerte eine Entschuldigung und sagte unter anderem: "Wir haben unser Fett wegbekommen, und das auf sehr öffentliche Art und Weise, durch die Vorwürfe, die von anderen Teams erhoben wurden. Unsere Fahrer wurden an den Rennstrecken ausgebuht. Der Schaden, der für unsere Reputation entstanden ist, war signifikant. Das muss jetzt aufhören."

Krisensitzung am Sonntagmorgen in Mexiko

Verstappen sen., der ohne operative Aufgabe im Red-Bull-Team genug Zeit hat, die Berichterstattung von Sky zu verfolgen, platzte jetzt wohl der Kragen. Am Sonntagmorgen in Mexiko kam es zu einer Krisensitzung zwischen Vertretern von Red Bull und Sky. Conclusio: Vorerst keine Interviews von Red-Bull-Mitarbeitern für Sky mehr.

In den Live-Übertragungen von Sky UK und Sky Deutschland wurde das Thema elegant ausgeblendet; Sky UK bediente sich sogar am Contentpool, den die Formel 1 allen Broadcastpartnern zur Verfügung stellt, um den Fans zumindest irgendein Interview mit dem Sieger des Rennens zeigen zu können, wenn schon kein eigenes.

Was Verstappen in der FIA-PK gesagt hat

Bei der FIA-Pressekonferenz nach dem Rennen wurde Verstappen dann endlich auf den Boykott angesprochen, von Tom Cary, einem Journalisten des Daily Telegraph. Verstappen stellte klar, dass es "nichts mit diesem Wochenende zu tun hat", sondern mit Kravitz: "Dieses Jahr gab es ständig respektlose Kommentare, vor allem von einer Person."

"Es reicht, ich akzeptiere das nicht mehr. Du kannst nicht in der Vergangenheit leben. Irgendwann musst du die hinter dir lassen", zeigte er sich genervt von den ständigen Diskussionen über Abu Dhabi und den Behauptungen, es liege ein Schatten auf seinem WM-Titel. "Ich werde nicht respektiert, und das toleriere ich nicht länger. Darum habe ich entschieden, ihre Fragen nicht mehr zu beantworten."

Übrigens nicht das erste Mal, dass sich Verstappen einem Medien- oder Entertainmentpartner der Formel 1 entzieht. Auch der Netflix-Filmcrew verweigerte er für die Dokuserie "Drive to Survive", deren Darstellung in seinen Augen zu sehr sensationalisiert ist, lange Zeit Interviews. Erst nach Vermittlung durch Formel-1-CEO Stefano Domenicali konnte der Konflikt beigelegt werden.

Horner am Sonntagabend: Genug ist genug!

Als am Sonntagabend Horner in der Red-Bull-Hospitality in Mexiko zu seiner Rennanalyse für die Printmedien einlud, drehte sich gleich die erste Frage um den Sky-Boykott. "Lasst uns erst über das Rennen reden, dann über Sky", sagte er.

Dass Verstappen sen. intern Auslöser für den Boykott gewesen sein soll, wurde in der Medienrunde nicht explizit bestätigt. Aber Horner deutete an, dass die Idee nicht von Team-, sondern von Fahrerseite kam: "Max war sehr verärgert, und als Team stehen wir voll und ganz hinter ihm. Wir sind genauso verärgert. Daher habe ich die Entscheidung getroffen, uns ein Wochenende frei zu nehmen."

Boykott wird für Brasilien aufgehoben

Denn - und das ist die gute Nachricht für alle Sky-Zuschauer - schon am nächsten Rennwochenende in Brasilien dürfen Helmut Marko & Co. wieder mit Sky sprechen: "Beim nächsten Rennen setzen wir den Service normal fort. Wir wollten unseren Standpunkt klarmachen und sagen, dass einiges einfach nicht akzeptabel ist. Und als Team halten wir da zusammen", so Horner.

"Wir waren enttäuscht über eine Reihe herabwürdigender Kommentare, die auf Sky gemacht wurden, und wir fanden, dass wir uns mal eine Pause von Sky gönnen sollten. Und ich finde, dass es Sky auch nicht schadet, wenn wir es dieses Wochenende machen."

Er fordert: "Es muss im Kommentar eine gewisse Ausgewogenheit geben. Einige Beiträge sind exzellent gemacht, aber andere Beiträge werden einfach zu sehr sensationalisiert. Also bringen wir diesmal unsere Unzufriedenheit über einige der sehr unausgewogenen Kommentare und Anschuldigungen zum Ausdruck, die manchmal gemacht wurden."

"Die Aussage, es sei eine gestohlene WM gewesen, empfinden wir nicht als unparteiischen, ausgewogenen Kommentar", nannte Horner ein konkretes Beispiel. Er findet, dass Red Bull für Sky neben dem britischen Superstar Lewis Hamilton manchmal ein "billiges Ziel" sei. Außerdem ergänzte er: "Das betrifft nicht nur Sky UK, sondern auch Sky Deutschland und Sky Italien."

Warum wird Sky Deutschland da reingezogen?

Eine aus deutschsprachiger Sicht schwer nachvollziehbare Haltung, denn Sky Deutschland ist in der Vergangenheit nicht mit besonders Red-Bull-kritischer Berichterstattung negativ aufgefallen. Ganz im Gegenteil: Helmut Marko und Franz Tost sind dort gern gesehene Interviewgäste, und selten bis nie gab es dabei Spannungen in der Gesprächsführung.

Überhaupt wird die Entscheidung von Red Bull, Sky zu boykottieren, in der Medienbranche kritisch betrachtet. Selbst Sky-Konkurrent RTL gewinnt in einem Kommentar zum Thema den Eindruck, "als seien hier allzu sensible Dünnhäuter am Werk und keine Profis, die ihr (mediales) Geschäft im Griff haben", und unterstellt Red Bull ein Verhalten "wie beleidigte Leberwürste".

Verstappen: Medien sollen Fans nicht aufhetzen

Aber das hat einen Grund. "Social Media", erklärt Verstappen, "ist derzeit wirklich toxisch. Und wenn ständig so aufgehetzt wird, sei es im TV oder wo auch immer, dann wird das alles nur noch schlimmer. [...] Das kann wirklich großen Schaden anrichten und Menschen verletzen, und das sollte so nicht sein."

Der amtierende Weltmeister hat sich mit der sich im Wandel befindlichen Medienlandschaft immer schon schwergetan. Insbesondere Plattformen, die nicht immer nur streng sachlich daherkommen, sondern es als Teil ihres Auftrags auch verstehen, Fans zu unterhalten und ihnen einordnende Meinung anzubieten, scheinen ihm ein Dorn im Auge zu sein. Besonders, wenn die Meinung gegen ihn geht.

Er sagt: "Jetzt, wo die Formel 1 immer beliebter wird, schauen immer mehr Leute zu, also schreiben auch immer mehr Leute drüber. Ich denke, es ist in erster Linie das. Ich finde es nicht gut, dass die Journalisten solche Dinge schreiben dürfen, und ich hoffe, dass wir einen Algorithmus entwickeln können, der diese Schreibtischkrieger entwaffnet."

Denn: "Die kommen ja nie direkt zu dir und sagen dir das, was sie schreiben, ins Gesicht, weil sie gemütlich zu Hause vor dem Schreibtisch sitzen, verärgert sind und frustriert, und schreiben können, was sie wollen, weil es ihnen von ihren Plattformen gestattet wird", attackiert Verstappen die moderne Medienlandschaft.

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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