"Rookie-Fehler": Das sagen die Teambosse zum Barcelona-Crash
Kleiner Fehler mit großer Wirkung: So bewerten die Teammanager von Yamaha, Ducati und Honda den Unfall in Barcelona, der vier Fahrer aus dem Rennen riss
Nach dem rennentscheidenden Massensturz im MotoGP-Rennen von Barcelona herrschte naturgemäß dicke Luft im Paddock. Während sich Honda-Pilot Jorge Lorenzo, der den Crash ausgelöst hatte, reumütig zeigte und auf Entschuldigungstour ging, schäumte vor allem bei Maverick Vinales die Wut. Der Yamaha-Pilot forderte eine Strafe für Lorenzo, die jedoch ausblieb.
Vinales' Teamkollege Valentino Rossi und Ducati-Fahrer Andrea Dovizioso, beide ebenfalls unfreiwillige Opfer von Lorenzos Fehler, hielten sich mit derlei Forderungen zwar zurück, doch natürlich saß auch bei ihnen die Enttäuschung über den Ausfall tief. Nicht nur sie, sondern auch ihre Teamchefs waren überzeugt, dass in Barcelona ohne den Sturz ein gutes Ergebnis möglich gewesen wäre.
"Ich denke, wir hätten hier gut abschneiden können", bestätigt Yamaha-Rennleiter Lin Jarvis gegenüber 'MotoGP.com'. "Maverick hatte einen tollen Start. Dass es vier Yamahas im Qualifying in die Top 5 schafften, hat gezeigt, dass unser Motorrad hier gut funktioniert. Schaut man sich die Rennpace an, war sie am Ende des Tages nicht so schnell. Wir hätten ein sehr gutes Rennen fahren können."
Jarvis attestiert Lorenzo einen Anfängerfehler
Zum Fehler von Lorenzo in Kurve 10 von Runde 2 findet er klare Worte: "Es war großes Pech für unsere Fahrer. Sie haben nichts falsch gemacht. Das war ein Rookie-Fehler von Lorenzo. Die Kontrolle über das Vorderrad derart zu verlieren, in einer großen Gruppe von Fahrern, zu Beginn eines Rennens... Für mich ist das nichts, was man von einem Piloten mit seiner Erfahrung erwartet."
Fotostrecke: Der Viefach-Sturz mit Lorenzo, Dovizioso, Vinales, Rossi:
Ähnlich hatte sich nach dem Rennen auch Dovizioso geäußert. Dessen Sportdirektor Paolo Ciabatti erklärt: "Es ist natürlich sehr enttäuschend. Ich denke, wir hatten eine gute Chance, nicht nur um ein Podium, sondern mit Marquez womöglich auch um den Sieg zu kämpfen. Dieser unglückliche Vorfall hat Andrea und die beiden Yamahas aus dem Rennen genommen."
"Alle drei hatten die Pace, um vorne mitzufahren und Marc das Leben etwas schwerer zu machen", sagt Ciabatti weiter und lobt die Leistung von Danilo Petrucci: "Es ist gut für uns, dass Danilo da war. Er konnte mit Rins und Quartararo lange Zeit um den zweiten Platz kämpfen und hat es dann als Dritter aufs Podest geschafft. In der Gesamtwertung liegt er jetzt nur noch fünf Punkte hinter Dovizioso."
Puig: "Hat das Rennen anderer Fahrer zerstört"
Für dessen Titelkampf ist der unverschuldete Ausfall umso bitterer, weiß der Ducati-Sportdirektor: "Andrea fehlen nun 37 Punkte auf Marc, und das ist schon recht viel. Die Meisterschaft ist noch lang, aber wenn man die Chance auf ein gutes Ergebnis hat und keine Punkte nach Hause bringen kann, weil jemand anderes einen Fehler gemacht hat, ist das schwer zu verkraften."
Nach dem Sturz fuhr Marc Marquez an der Spitze einsam einem Sieg entgegen
Foto: LAT
Honda-Teammanager Alberto Puig kann den Ärger der Konkurrenz verstehen und versucht gar nicht erst, etwas schönzureden. "Es war ein Fehler", sagt er über Lorenzos Sturz in Kurve 10. "Diese Kurve ist wirklich eng. Er musste die Linie schließen und ist leider gestürzt. Damit hat er das Rennen anderer Fahrer zerstört, das von Vinales, Valentino und Dovi. Das ist sehr schlecht und es tut uns leid."
Puig betont: "Auch Jorge tut es leid. Er hat sich dafür entschuldigt und wir als Team haben das auch. Wir sind nicht glücklich darüber. Aber im Rennsport kann so etwas passieren." Dass der Vierersturz Marquez letzten Endes zum Sieg verholfen hat, will der Teammanager so nicht stehen lassen. "Ich denke, seine Rennen wäre mit oder ohne den Vorfall erfolgreich gewesen", sagt er überzeugt.
Mit Bildmaterial von LAT.
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