Registrieren

Kostenlos registrieren

  • Direkt zu Deinen Lieblingsartikeln!

  • Benachrichtigungen für Top-News und Lieblingsfahrer verwalten

  • Artikel kommentieren

Motorsport Prime

Premium-Inhalte entdecken
Registrieren

Edition

Deutschland

"Wie in der Moto3": Fahrer kritisieren Bummelei im MotoGP-Qualifying

Weil einige MotoGP-Piloten im Qualifying zum Deutschland-Grand-Prix auf schnellere Fahrer warteten, hagelt es Kritik - Doch nicht alle sehen darin ein Problem

Nicht nur wegen einer Reihe von Stürzen war das MotoGP-Qualifying auf dem Sachsenring eine chaotische Angelegenheit. Es nahm zuweilen auch Züge eines Moto3-Qualifyings an, denn mehrfach war zu sehen, wie Fahrer auf andere warteten und sich so gegenseitig im Weg standen - wilde Gesten inklusive.

So ärgerte sich Danilo Petrucci in Q1 über MotoGP-Rookie Enea Bastianini, der - offenbar auf der Suche nach einem schnellen Hinterrad - unweit der Ideallinie bummelte. "Leider hat Bastianini geschlafen und bin auf ihn aufgelaufen. Er hat dann zwar Platz gemacht, aber ich weiß nicht, was er sich dachte. Das hat mich zwei Zehntel gekostet", erklärt Petrucci verärgert und äußert Kritik am Quali-Format.

"Das Qualifying dauert 15 Minuten und trotzdem findet man alle Fahrer zur selben Zeit auf dem selben Teil der Strecke. Als das Qualifying noch 45 Minuten dauerte, war das nicht der Fall. Man ist sich vielleicht mal begegnet, aber das war Zufall."

"Manche fuhren ihre besten Zeiten mitten in der Session, andere in den letzten zehn Minuten, manche in der letzten Runde. Wenn man nur zwei Versuche mit neuen Reifen hat, auf einer Strecke wie dieser, kann es helfen, jemanden vor sich zu haben. Aber niemand will das Zugpferd spielen, alle warten. Das ist eine schwierige Angelegenheit. Und das Format, so wie es jetzt ist, befördert dieses Szenario."

Petrucci verpasste am Ende den nachträglichen Einzug in Q2. Er klassierte sich sogar vier Positionen hinter Bastianini. "Es ist nicht so, dass ich geschlafen habe", beschwichtigt dieser. "Tatsächlich war ich auf einer guten Runde, musste sie aber abbrechen. Als ich mich umdrehte, waren da Binder, Lecuona und Petrucci."

"Ich ließ beide an mir vorbeiziehen und reihte mich dahinter ein, aber offensichtlich bin ich Danilo ein wenig in die Quere gekommen, als ich aus Kurve 11 kam. Es tut mir leid, denn vielleicht habe ich seine Runde ruiniert. Aber es war zu Beginn der Session. Es waren noch viele Runde, er hatte also genug Zeit, sich zu verbessern."

Rins fordert Rennkommissare zum Handeln auf

Doch es blieb nicht bei diesem einen Vorfall. Auch in Q2 kam es zu vergleichbaren Zwischenfällen: Alex Marquez schimpfte über Jack Miller; Fabio Quartararo ärgerte sich über Takaaki Nakagami. Ein negativer Höhepunkt wurde erreicht, als sich gegen Ende des Qualifyings eine größere Gruppe von Fahrern ansammelte, die alle mitten auf der Strecke cruisten, weil keiner "Führungsarbeit" leisten wollte.

Alex Rins

Alex Rins war mit dem Verlauf des Qualifyings alles anders als happy

Foto: Motorsport Images

Alex Rins, der sich Session als Elfter abschloss, schimpft: "Q2 war ein Desaster. Ich bin richtig sauer. Wir können so nicht weitermachen. Als MotoGP-Fahrer sollten wir der Moto3 ein Vorbild sein, statt ständig zu warten und anderen zu folgen."

"Ich kam in der letzten Kurve an und sah eine Gruppe von Fahrern, die quasi stand. Es war meine erste fliegende Runde. Einige haben sich noch nicht mal umgedreht. Das macht überhaupt keinen Sinn. Dagegen muss etwas unternommen werden. Wir haben oft genug darüber gesprochen. Und doch ist es am Ende immer dasselbe."

Der Suzuki-Pilot fordert von den Rennkommissaren, endlich härter durchzugreifen. "Es ist frustrierend. Sie müssen etwas tun. Das Team schickt ihnen deswegen Nachrichten und man bekommt die Antwort: Aus unserer Sicht wurde ihr Fahrer nicht gestört. Das hat keinen Sinn. Wenn mehrere Fahrer auf einem bestimmten Teil der Strecke warten, sollten sie sofort bestraft werden", findet Rins.

"Wir sind die MotoGP. Wir haben alle Erfahrung. Jeder ist schnell und sollte in der Lage sein, alleine zu pushen - vielleicht mit einem weiteren Fahrer. Wenn der ausrollen lässt, sollte der andere Gas geben. Das ist nicht das Problem. Aber es muss härtere Strafen geben. Wir haben uns oft genug beschwert, aber es ist nichts passiert."

"Wir sollten Vorbilder sein, aber das sind wir nicht"

Pol Espargaro pflichtet Rins bei. "Was ich da sehe, macht mich traurig", kommentiert er die Qualifying-Spielchen. "In der letzten Sicherheitskommission haben wir noch darüber gesprochen, wie gefährlich es in der Moto3 mittlerweile geworden ist."

"Für die Zuschauer ist das vielleicht spaßig anzuschauen, aber wenn so viele Fahrer warten und dadurch Unfälle provoziert werden, ist das nicht gut. Wir waren uns einig, wie gefährlich es ist, zu bummeln und mitten in der Runde das Gas zuzudrehen. Und jetzt machen es die MotoGP-Fahrer genauso. Wir sollten Vorbilder sein, aber das sind wir nicht. Ich nehme mich da selbst nicht aus. Wir müssen etwas ändern."

Ähnlich äußert sich sein Honda-Markenkollege Nakagami. "Ich mag es nicht es, wenn alle auf einen Schnelleren warten", sagt der Japaner. "Derjenige pusht dann für zwei Kurven, bis er merkt, dass alle ihm folgen, und bricht die Runde ab. An so etwas will ich mich gar nicht erst beteiligen, das ist Zeitverschwendung."

"Wir kennen dieses Problem aus der Moto3 und es wird auch in der MotoGP immer mehr zu einem. Das muss sich ändern - vielleicht durch härtere Strafen, damit die Leute verstehen, dass es so nicht geht. Denn es wird gefühlt mit jedem Grand Prix schlimmer."

Diesen Eindruck bestätigt auch Francesco Bagnaia, der beklagt: "Es war für mich heute unmöglich, eine schnelle Runde zu fahren, und das nur, weil Fahrer vor mir mitten auf der Strecke bummelten. Das ist nicht richtig. Unsere Qualifyings ähneln immer mehr der Moto3. Wir reden ständig über Sicherheit und kritisieren die Moto3. Aber heute haben sich manche MotoGP-Fahrer genauso verhalten."

Auf die Forderung nach härteren Strafen angesprochen, sagt der Ducati-Pilot: "Normalerweise bin ich niemand, der Strafen für andere Fahrer verlangt. Aber heute war die Situation mehr als deutlich - man konnte es auf den Bildschirmen und auch in den Zeiten sehen. Trotzdem bin ich nicht derjenige, der das entscheidet."

Einige MotoGP-Fahrer äußern sich weniger kritisch

Ein generelles, sich verschärfendes Problem sehen aber längst nicht alle MotoGP-Fahrer. "Es war ein normales Qualifying", sagt etwa Miguel Oliveira. "Das ist nunmal eine kurze Strecke. Man braucht hier zwar keinen Windschatten, um schnell zu sein. Aber eine Referenz kann einem dabei helfen, etwas mehr zu pushen."

Dass aber niemand das Zugpferd spielen will, kann der Portugiese gut nachvollziehen: "Im zweiten Run waren einige Fahrer hinter mir, aber ich habe nicht gepusht. Ich nahm Tempo raus und alle bremsten. Der Erste, der aufgibt, gibt dann Gas. Ich habe in der Vergangenheit viele Fahrer gezogen und weiß aus Erfahrung, dass es - egal auf welcher Strecke - immer ein Nachteil ist, vorneweg zu fahren."

Oliveiras KTM-Teamkollege Brad Binder macht vor allem die Strecke für die Zwischenfälle verantwortlich. "Der Sachsenring ist ein spezieller Ort, denn es gibt hier nicht sehr viel Platz", analysiert er. Das mache es schwerer, sich gut zu positionieren.

"Normalerweise versucht man im Qualifying, sich ein gutes Stück freie Strecke zu suchen. Denn manchmal ist es in der MotoGP nicht von Vorteil, andere Motorräder um sich herum zu haben. Das Bike wird dann nämlich etwas unruhiger, durch die Luftverwirbelungen der anderen Bikes. Klar, kann eine Referenz vor dir helfen. Aber man braucht einen gewissen Abstand, sonst kann einen das auch stören."

Polesetter Johann Zarco sieht in der Strecke ebenfalls einen Hauptgrund für das Chaos: "Bei den langen Linkskurven ist es hilfreich, eine Referenz zu haben. Und eine Zehntel kann hier fünf Positionen ausmachen, weil es eine kurze Strecke ist. Die versucht natürlich jeder zu finden. Ich schließe mich da selbst nicht aus."

 

Der Franzose fuhr seine Polezeit hinter Aleix Espargaro, der wiederum seinem Bruder Pol Espargaro folgte. "Heute hat es mir geholfen: Ich stehe auf Pole, weil ich eine gute Referenz hatte, auch wenn ich nicht direkt dahinter fuhr", gibt Zarco zu.

Für mich sei das "immer noch Teil des Spiels". Zugleich hält auch er fest: "Es stimmt, dass sich im Qualifying zu einem gewissen Zeitpunkt viele Fahrer in den letzten zwei Kurven angesammelt haben. Das war schon seltsam. Es liegt aber auch an der Strecke. Wenn man niemanden findet, dem man folgen kann, und immer weiter wartet, ist man hier schon mal schnell am Ende der Strecke angekommen."

Zarco: Problem ist in Moto3 größer als in MotoGP

Er sieht die Situation aber weitgehend entspannt: "In der MotoGP sind wir weniger Fahrer und wenn wir nicht auf den Rennlinie warten, kann es funktionieren. Wenn man zu lange wartet, hat der Reifen ohnehin nicht die richtige Temperatur und man kann gar nicht mehr richtig pushen. Man muss die richtige Balance finden."

"In der Moto3 gibt es Strafen, weil es recht häufig passiert. Und das Problem ist dort größer, weil es einfach mehr Fahrer sind als in der MotoGP. Das macht es schwierig", zieht der Pramac-Pilot den Vergleich. "Wir haben ja Q1 und Q2 und sind somit nicht alle auf einmal auf der Strecke. Das System ist nicht so schlecht."

Quartararo, der als starker Qualifyer oftmals derjenige ist, der verfolgt wird, sieht das freilich etwas anders. "Wenn sie es so machen würden wie in der Moto3, wäre ich happy", sagt er, angesprochen auf den Ruf nach härteren Strafen für Bummelei.

"Ich selbst bin kein Fahrer, der wartet, weil ich nicht die Notwendigkeit verspüre. Ich weiß nicht, ob ein Windschatten wirklich hilft. In der Moto3 spielt er eine größere Rolle. Ich denke, in der MotoGP ist das etwas anders. Manchen hilft es, mir nicht so sehr. Aber ich bin nicht Teil der Renndirektion und überlasse das ihnen."

Fabio Quartararo, Aleix Espargaro

Quartararo würde härtere Strafen begrüßen, Espargaro bleibt gespalten

Foto: Motorsport Images

Aleix Espargaro kann beide Positionen nachvollziehen: "Ich verstehe Fabio. Er ist der Schnellste und er will freie Fahrt. Aber wenn man nicht mitten auf der Strecke wartet oder sich Gruppen wie in der Moto3 bilden, sehe ich kein Sicherheitsproblem."

Dass es auf dem Sachsenring zu den besagten Vorfällen kam, schreibt auch er ein Stück weit der Streckencharakteristik zu. "Es ist natürlich nicht gut, gerade weil wir uns für mehr Sicherheit vor allem in der Moto3 aussprechen. Wäre es so in Barcelona oder Mugello passiert, wäre das schlimmer. Aber hier ist der Kurs sehr kurz, da kann das einfacher passieren - was es nicht richtig macht."

In puncto Strafen ergänzt der Aprilia-Pilot: "Ich denke, dass es auch bei uns eine Regel gibt, die das Bummeln auf der Rennlinie bestraft. Jemanden zu bestrafen, weil er anderen folgt, ist aber eine andere Geschichte. Wenn wir das unterbinden wollen, brauchen wir ein Superpole-Format. Das Qualifying-System ist, wie es ist."

Die Reaktion der Rennkommissare blieb nach den Vorkommnissen am Samstag moderat: Einzig Bastianini wurde für die Situation mit Petrucci bestraft. Wegen langsamen Fahrens auf der Ideallinie wird er in der Startaufstellung drei Plätze zurückversetzt. Damit muss der Rookie morgen von Position 18 ins Rennen gehen.

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

Vorheriger Artikel Aleix Espargaro mit Aprilia auf P3: Kann Andrea Dovizioso überzeugt werden?
Nächster Artikel MotoGP-Liveticker Sachsenring: Das war die Marquez-Show am Sonntag

Kostenlos registrieren

  • Direkt zu Deinen Lieblingsartikeln!

  • Benachrichtigungen für Top-News und Lieblingsfahrer verwalten

  • Artikel kommentieren

Motorsport Prime

Premium-Inhalte entdecken
Registrieren

Edition

Deutschland