Teambesitzer erinnert sich: "Kubica war eines der größten Talente"
2005 fuhr Robert Kubica für Trevor Carlin in Macau und verpasste den Sieg nur knapp - Teambesitzer wusste schon damals, dass aus dem Polen ein Großer werden kann
Beim diesjährigen Saisonabschluss der Formel 1 in Abu Dhabi hatte Robert Kubica seinen vorerst letzten Trainingseinsatz für Alfa Romeo. Ob er auch 2023 als dritter Fahrer eines Teams fungieren wird, ist offen. Er selbst sagte vor der Winterpause: "Meine Geschichte beweist, dass man niemals nie sagen sollte."
Als erster Pole in der Formel 1 blickt der 38-Jährige auf eine bewegte Karriere zurück. Seine Ambitionen in der Königsklasse wurden 2011 jedoch durch einen schweren Rallye-Unfall vereitelt. Vor allem seine rechte Hand wurde in Mitleidenschaft gezogen.
Trevor Carlin, der mit Kubica einst in der Formel 3 zusammenarbeitete, erinnert sich bei 'Sky': "Was für eine Tragödie. Er war in seiner Blütezeit und bereit, loszulegen."
"Die großen Teams zeigten Interesse. Er war also bereit, den Sprung in eines der Siegerteams zu machen. Gerade dann hatte er diesen blöden Unfall. Aber das fasst Robert eigentlich gut zusammen: Er kann nicht anders als zu fahren, er will Rennen fahren. Und wenn er Zeit hat, setzt er sich ins Rallye-Auto. Es ist so schade."
"Aber ich bin sicher", sagt Carlin weiter, "würde man ihn heute fragen, würde er nichts ändern wollen in seinem Leben." Auf das Talent Kubicas wurde Carlin, der mit seinen Teams in diversen Rennserien aktiv ist, schon im Jahr 2005 aufmerksam.
Carlin erinnert sich an Macau 2005
Damals konnte er den jungen Polen für den Macau-Grand-Prix verpflichten. "Wir wussten, dass Robert eines der größten Talente war, die wir je gesehen hatten", blickt Carlin zurück. "Er fuhr damals nicht für uns, sondern wir kämpften gegen ihn."
"Ich denke, wir hatten in der World-Series das bessere Auto als er und trotzdem hat er uns im Kampf um den Titel geschlagen. Wir waren sehr beeindruckt", erinnert er an Kubicas Gesamtsieg mit dem spanischen Team Epsilon Euskadi. Gemeinsam holten sie elf Podien und gewannen mit großem Vorsprung.
Zur Kooperation für Macau kam es im Anschluss. "In diesem speziellen Jahr war Mercedes in die Formel 3 gekommen. Sie hatten Millionen Euro für einen neuen Motor, ein neues Paket ausgegeben. Honda konnte da nicht richtig mithalten. Es war ziemlich frustrierend", sagt Carlin über das Kräfteverhältnis damals.
"Aber ich finde, wir hatten in Macau das beste Rennen des Jahres. Ich wollte dort beweisen, dass Carlin und Honda stark genug sind, um zu gewinnen", erklärt der Teambesitzer. "Dafür mussten wir den besten Fahrer finden, und das war Robert Kubica."
BMW wurde auf Kubica aufmerksam
Mit dem Sieg wurde es dann aber knapp nichts, was unglücklichen Umständen geschuldet war. "Wir lagen auf dem zweiten Platz und gingen in Führung, als noch drei Runden zu fahren waren. Dann kam das Safety-Car. Zu Beginn der letzten Runde wurden wir leider Opfer des Windschattens und konnten nicht antworten."
"Robert wurde also Zweiter. Er hätte gewonnen, aber dann wurde uns das Safety-Car zum Verhängnis", so Carlin. "Aber es war eine großartige Fahrt von ihm."
"Ich erinnere mich noch, wie Mario Theissen mit uns an der Boxenmauer stand. Er war damals Chef bei BMW. Er sah zu und innerhalb eines Monats unterschrieb Robert bei BMW in der Formel 1. Es hat also für alle gut funktioniert", resümiert der Brite.
2006 verpflichtete BMW Kubica zunächst als Testfahrer. Ab dem Grand Prix von Ungarn übernahm er das Cockpit von Jacques Villeneuve und fuhr die Saison zu Ende. Sein Vertrag mit BMW wurde bis Ende 2008 verlängert. Danach folgte ein Jahr mit Renault, bis es in der Vorbereitung auf die Saison 2011 zum besagte Unfall kam.
2019 feierte Kubica sein Comeback als Formel-1-Stammfahrer bei Williams. Insgesamt absolvierte der Pole 99 Grands Prix, holte zwölf Podien und einen Sieg.
Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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