Nachruf: Paul Rosche, 1934-2016
Paul Rosche, der legendäre BMW-Motorenpapst, der Vater der erfolgreichsten Motorsportprojekte der Münchner Autobauer, ist im Alter von 82 Jahren gestorben.
Am bekanntesten war Rosche war vielleicht für den 1,5 Liter Turbomotor, mit dem Nelson Piquet und Brabham 1983 Weltmeister wurden.
Paul Rosche wurde am 1. April 1934 in München geboren und ging nach Abschluss seines Universitätsstudiums zu BMW. Er war von Beginn an an der Entwicklung von Hochleistungsmotoren für die Straße und den Rennsport beteiligt. Im Laufe der Jahre hatte er verschiedene leitende Positionen inne, inklusive der des Renndirektors von BMW Motorsport von 1978 bis 1996.
Nach frühen Erfolgen bei den Tourenwagen war er für den 2-Liter, 4-Zylinder verantwortlich, der mehr als 10 Jahre lang eine tragende Säule in der Formel 2 war und mit dem Jean-Pierre Jarier, Patrick Depailler, Jacques Laffite, Bruno Giacomelli, Marc Surer und Corrado Fabi europäische Meisterschaften gewannen. Er kreierte auch den 3,5-Liter, 6-Zylinder, der von 1979 bis 1980 im M1 von 7 ehemaligen oder künftigen Weltmeistern in der Procar-Serie eingesetzt wurde.
1980 tat sich BMW mit Bernie Ecclestones Brabham-Team zusammen und beim Grand Prix von Großbritannien im folgenden Jahr gab Rosches 4-Zylinder-Turbo sein Debüt. 1982 war er zwar schnell aber anfällig, trotzdem feierte Piquet in Montreal seinen 1. Sieg.
1983 gewann Piquet mit Gordon Murrays legendärem BT52 sensationell die Weltmeisterschaft – dank einer enormen Leistungssteigerung von Rosches Motor durch die Elektronik und die Entwicklung des Treibstoffs. Trotzdem hatte BMW Ende 1986 aufgrund der mangelnden Zuverlässigkeit nur 8 Grand-Prix-Siege zu verzeichnen, eine Saison, in der Benetton mit Gerhard Berger in Mexiko einen Sieg feierte, da BMW den wahrscheinlich stärksten Motor hatte, den die Formel 1 je gesehen hat.
Währenddessen feierte der M3-Tourenwagen weltweit große Erfolge. Als Mann hinter dem V12 im McLaren-Straßenwagen, der in 1995 seinen ersten Sieg in Le Mans erzielte, arbeitete Rosche dann erneut mit Murray zusammen.
Er war auch eng in die Zusammenarbeit mit Williams involviert, die 1997 bekanntgegeben wurde und 1999 in einem 2. Sieg in Le Mans mit einem vollen Werksteam resultierte.
Nach Änderungen im Unternehmen verließ er das Projekt vor dem 1. gemeinsamen Grand Prix im Jahr 2000, sehr zum Bedauern des Technischen Direktors von Williams, Patrick Head.
Der aktuelle Mercedes-Motorenchef Andy Cowell, der in den frühen Jahren des Williams-Projekts kurze Zeit mit ihm gearbeitet hat, gibt einen Einblick in Rosches Arbeitsweise. Cowell hat alles, was er von seinem Mentor gelernt hat, in den zur Zeit dominanten V6 aus Brixworth einfließen lassen.
"In all den Jahrzehnten seines Arbeitslebens hat Rosche Hunderte verschiedene Ideen gesehen", sagte er vor ein paar Monaten im Interview mit Adam Cooper. "Er und ich saßen oft ganze Nachmittage zusammen und zeichneten Skizzen auf Servietten. 'Was ist damit, was ist damit?' Er hat mir großartige Anleitungen gegeben. Er sagte, 'Womit fängst du an, Andy?'. Ich sagte, 'Mit dem und dem.' Er sagte, 'Vergiss nicht, das Kühlsystem, fang damit an.' Vieles davon mache ich immer noch so."
"Paul war ein sehr internationaler Charakter. Und er hat viel Zeit damit verbracht, in der Formel-1-Gemeinde zu arbeiten und hat die Formel-1-Kultur verstanden. Ich fand es sehr einfach, mit ihm gut auszukommen. Es gibt Arbeitsumfelde, in denen man immer das Gefühl hat, auf der Hut sein zu müssen, mit Paul hatte man das Gefühl aber gar nicht. Er war ein toller Typ, mit dem man gut auskommen konnte."
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